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Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka , Matthias Mösch , Alexander Flory
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stolz sein, einen so fähigen, zuverlässigen Mann wie Sie gefunden zu haben. Meine besten Empfehlungen.“ Die letzte Bemerkung begleitete schales Gelächter. Ich wusste, die Loge hatte keinen allzu guten Draht zum Königshaus – und das nagte an ihr.
    „Es ist schwer, es allen recht zu machen“, sagte Paxton sanft. „Nicht wahr?“ Er warf einen Blick in die Runde und trat dann in den Hof hinaus.
    „Isambard.“
    „Aaron.“
    Da erkannte ich den anderen Mann, der mit Paxton zu Besuch gewesen war: Isambard Kingdom Brunel. Ich wusste, auch er hatte Arbeiten am Palast durchgeführt und sogar einen eigenen Entwurf für ihn eingereicht, den man aber abgelehnt hatte. Seine vielfältigen Leistungen hatten ihn berühmt gemacht: Er baute Eisenbahnen und Schiffe, Giganten aus Eisen, die mit Propellern so groß wie Häuser fuhren. Den Londonern aber war er ein Held, weil er mit seinem Vater den Themsetunnel gebaut hatte, der Rotherhithe mit den Docks verband. Die Bauarbeiten hatten sich Jahrzehnte hingezogen und viele Männer das Leben gekostet, doch Brunel hatte nicht aufgegeben, selbst nachdem er beinahe ertrunken wäre. Bailey hatte Brunel oft als den Visionär einer neuen Epoche bezeichnet; ein neuer Menschentyp, geschaffen für ein Zeitalter der Maschinen.
    Der Kutscher und seine Pferde erwachten zum Leben, als habe man sie aufgezogen. Der Landauer klapperte heran, und Bailey begleitete die Aufbrechenden noch ein paar Schritte. Ich sah, dass er sich noch schonte, besonders seinen Arm, aber sein Doktor hatte Wunder vollbracht.
    „Was für ein Wetter“, stellte er fest.
    „Zu dieser Jahreszeit!“
    „Nicht wahr?“ Er räusperte sich. „Was meine andere Frage betrifft ...“
    „Sie lassen nicht locker, was?“, lachte Brunel.
    „Ich würde mich glücklich schätzen, wenn wir unser Gespräch ...“
    Brunel hob die Hände. „Ich denke, Sie sollten das erst innerhalb der Loge besprechen. Ich habe meinen Teil der Vereinbarung erfüllt. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass Sie in dieser Angelegenheit ...“
    „Bailey!“, knurrte die Stimme des Hageren, den Brunel Aaron genannt hatte und der nun gemessenen Schrittes näher kam. „Lassen Sie den Mann in Ruhe.“ Konzentriert verfolgte er, wie erst Paxton, dann Brunel die Kutsche bestiegen. „Manchmal denkt er, es drehe sich alles nur um ihn“, entschuldigte er sich bei den Abreisenden. „Er verbringt zu viel Zeit bei seinen Spiegeln.“ Er senkte die Stimme und legte Bailey die Hand auf die Schulter. „Nicht wahr, Venus?“ Es sollte wohl freundschaftlich wirken, in Wirklichkeit aber war die Geste ein Besitzanspruch. Ich konnte mir denken, was Bailey davon hielt.
    „Ich wünschte, Sie würden das nicht tun“, lächelte Bailey. „Auf Wiedersehen, Isambard! Mr. Paxton.“
    Aaron nickte dem Kutscher zu. Der hob die Zügel und schnalzte, und der Landauer fuhr ab. Wie von Geisterhand öffnete sich das zweiflüglige Tor und entließ sie in die Nacht.
    „Die Venus“, dozierte Bailey, während sie der Kutsche nachsahen, „ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine verlorene Zehe. Habe ich Ihnen das je erzählt?“
    „Sie und Ihre Geschichten“, sagte Aaron, und ich musste schmunzeln, empfand aber keine Freude dabei. Das Tor fiel ins Schloss. „Kommen Sie. Der Abend war augenscheinlich reine Zeitverschwendung. Paxton ist und bleibt ein Gärtner und Brunel so stur wie eine seiner Dampfloks. Entweder, sie wissen es tatsächlich nicht, oder man hat sie gekauft – so wie Sedgwick.“
    „Mir scheint, die Herrschaften wissen bereits zu viel“, widersprach Bailey. „Mehr als ich jedenfalls – und mehr, als Sie zugeben, Jupiter. Sie wissen, wie allergisch ich auf Geheimnisse reagiere.“
    „Sie sollten Ihrer Loge mehr vertrauen. Eine gute Mutter weiß, was sie ihren Kindern wann enthüllt.“
    Bailey murmelte etwas, das ich nicht verstand, und ich pirschte mich näher zum Rand des Daches. Dabei störte ich das Kätzchen auf, das darauf gelauert hatte, dass ich endlich verschwand. Es maunzte wütend, und ich hielt den Atem an.
    Die beiden Männer verstummten.
    Dann hörte ich wieder Baileys wohlbekanntes Räuspern.
    „Sie machen einen Fehler“, insistierte er, „und jetzt wollen Sie noch den guten alten Isambard mit hineinziehen.“
    „Brunel steckt doch schon bis über beide Ohren mit drin!“, lachte Aaron und geleitete ihn nach drinnen. „Im Gegensatz zu Ihnen, bei dem man nie weiß, wo Sie stecken. Glauben Sie wirklich, jemand wie er hat zu einem

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