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Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka , Matthias Mösch , Alexander Flory
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ich nicht angerührt. „Leider gibt es nichts, was Sie tun können, um mich glauben zu lassen, dass das etwas wert wäre.“ Langsam ging ich um den Tisch herum. Er erhob sich und trat zwischen mich und Ada. Gerne hätte ich ihm einen Schlag auf den Kehlkopf verpasst, aber ich hatte ich die Inderin erlebt; sie war schnell genug, Ada zu töten, ehe ich sie entwaffnen konnte, wenn sie es wollte. „Ich fordere Sie aber auf, sich Folgendes vor Augen zu halten: Wenn meiner Frau etwas zustößt oder Sie auch nur ein Haar an ihr in einer Weise berühren, die mir missfällt, werden Sie weder den Stein noch die Gelegenheit bekommen, Ihren Fehler in der kurzen Ihnen verbleibenden Zeit zu bedauern.“
    „Große Worte“, spottete die Inderin. „Sie sind ein Mann der Tat, das gefällt mir an Ihnen.“ Sie blickte auf Ada hinab. „Ihnen vermutlich auch.“
    „Verlassen Sie sich nicht darauf“, murmelte Ada. Sie löste ihren Blick aus der Ferne und sah mich an. „Er hat meinen Bruder ermordet. Das wussten Sie, oder?“
    Da sah ich zum ersten Mal einen Ausdruck der Verunsicherung auf den Gesichtern meiner Gegner.
    Ich ging wortlos aus dem Zimmer. Der Niederländer folgte mir.
    „Ich brauche etwas zum Anziehen“, sagte ich und wies auf die Flecken an meinem Anzug. „So kann ich nicht ins Hauptquartier.“
    Er grunzte und wies auf die Tür. „Warten Sie draußen.“
    Also nahm ich meinen Stockdegen und verließ unser Haus. Kurz darauf öffnete sich ein Fenster im Obergeschoss, und er warf mir ein paar Sachen auf die Straße. Dann schloss sich das Fenster.
    Fluchend raffte ich meine Sachen zusammen. In einem Hinterhof zog ich mich um. Allmählich begann mir klarzuwerden, was ich da eigentlich vorhatte, und mir schwindelte. Wollte ich mich wirklich mit diesen Leuten verbünden? Wieder gegen meine Befehle handeln – und überhaupt, wie wollte ich das anstellen? Der Koh-i-Noor – denn nichts anderes konnte es sein, das sie suchten – lag nach allem, was ich wusste, im Safe unter dem Schwimmbecken. An den kam man nur heran, indem man die Pumpen aktivierte. Das wiederum konnte nur der Wicket-Keeper, und an ihn war unmöglich heranzukommen, wenn er und Miss Hollister das nicht wollten.
    Ich bestieg einen Bus Richtung Westminster.
    Ich brauchte einen Plan, und zwar rasch. Eine Weile überlegte ich, ob ich versuchen sollte, dem Niederländer und seiner Partnerin die Kopie aus dem Palast anzudrehen, aber ich hatte die starke Befürchtung, dass sie in der Lage waren, ein echtes von einem falschen Steuerelement, wie sie es nannten, zu unterscheiden. Außerdem wäre es während des Tagesbetriebs fast genauso schwer, an die Kopie zu kommen, wie an das Original, denn immerhin wurde sie ja von allen für echt gehalten. Vielleicht am Abend, wenn mir bis dahin nichts Besseres eingefallen war.
    In der Pall Mall sprang ich vom Bus. Der Himmel war dunkel, aber es regnete nicht. Über den Dächern wagte sich ein Ballon in den Farben des Union Jack zu einem kurzen Testflug empor. Wohin man schaute, sah man Fremde mit Gepäck auf der Suche nach einer Unterkunft, und die Straßen waren voller Polizisten. Straßenhändler versuchten, mir und allen anderen, die nicht schnell genug an Ihren vorbeigingen, geschmacklose Souvenirs und noch geschmacklosere Häppchen anzudrehen, und Zeitungsjungen und Plakatwände wiesen jeden, der die letzten Monate verschlafen hatte, auf die morgige Eröffnung des Kristallpalasts hin. Erstaunlicherweise waren die Vorkommnisse des Vortags in keiner Form ein Thema. Nach allem, was man hörte, liefen die Vorbereitungen zum großen Tag wie am Schnürchen.
    Ich ignorierte die salutierenden Pagen vorm Club und trat ein. McKenzie war nirgends zu sehen. Ich durchquerte die Halle, betrat die Lounge und nahm Platz an der Bar.
    Fred, der Water-Boy, nickte mir zu und erkundigte sich, wie es mir ginge. Ich antwortete etwas, ohne wirklich bei mir zu sein, und er schien zu spüren, dass ich nicht hier war, um mich mit ihm zu unterhalten, und ließ mich erst mal in Ruhe. Dann trat er wieder näher, senkte seine Stimme zu einem Flüstern und sagte: „Der Admiral ist nicht verfügbar, Sir.“
    Ich nickte und verarbeitete diese Information. Überhaupt, fiel mir auf, war der Club verhältnismäßig leer, und die wenigen, die da waren, suchten nicht meine Nähe. Es ist eigenartig, aber die meisten Männer haben ein Gespür dafür, wann man allein sein will. Mit Frauen ist das meist etwas anders.
    „Wenig los, was,

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