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Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka , Matthias Mösch , Alexander Flory
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Fred?“
    „Commander Russell und Major Brown sind im Spielzimmer.“
    Ich brummte zustimmend.
    „Kann ich Ihnen etwas bringen?“
    Ich überlegte.
    Es war Zeit, eine Entscheidung zu treffen.
    „Kaffee“, sagte ich und reagierte nicht auf seine überraschte Miene. Kaffee war ein nicht gerade häufig gehörter Wunsch in diesen Hallen. Fred stellte keine Fragen, sondern brachte mir einen. Ich kostete davon. Es war guter Kaffee, stark und schwarz, und ich spürte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte.
    „Das ist guter Kaffee“, sagte ich. „Haben Sie auch etwas zum Schreiben für mich?“
    „Natürlich.“ Er brachte mir Stift und Papier. Ich schrieb eilig ein paar Zeilen auf das Blatt, faltete es und steckte es ein.
    „Warum gehen Sie nicht eine Runde in die Bruise Box oder ziehen ein paar Bahnen im Pool?“, schlug Fred vor. Ich glaube, er machte sich Sorgen um mich.
    „Das ist eine gute Idee“, nickte ich. Dann trank ich in raschen Zügen meinen Kaffee aus, stellte ihn auf die Bar, stand auf und ging Richtung Keller.
    Ich hielt mich nicht mit den Umkleiden auf, sondern lief die Treppe hinunter und wandte mich zum Lager. Ich würde einiges Werkzeug benötigen, um auch nur eine minimale Aussicht auf Erfolg zu haben.
    Das Kellergeschoss war so gut wie verlassen. Auch aus Richtung des Schießstands war nichts zu hören. Der alte Linus hatte Lagerdienst und schob seine Mütze hoch, als er mich kommen hörte. Ich fluchte leise, denn ich hatte gehofft, jemanden anzutreffen, den ich kürzer kannte als ihn.
    „Wenn das nicht Captain Royle ist“, sagte Linus. Er saß auf der anderen Seite eines Gitters mit einer kleinen Durchreiche an einem Schreibpult.
    „Ich habe eine Materialanforderung“, sagte ich und schob ihm das Blatt hin. Linus runzelte die Stirn und faltete es auf. Noch während er sich mühte, Sinn aus meiner Kritzelei herauszulesen, griff ich durch die Öffnung, packte ihn am Kragen und schlug ihn hart gegen das Gitter. Wie ich gehofft hatte, war dieser Schlag genug, ihn benommen zu machen, und so riss ich ihn mit einem Arm empor und setzte ihn auf sein Pult, wo er wie ein Sack Wäsche in sich zusammensank, und drehte und wendete ihn, bis ich an seine Tasche und seinen Schlüssel herankam. Dabei stieß ich mit meiner Rippe gegen meine Seite des Schalters und zog zischend die Luft ein.
    Der Schlüssel hing an einer Kette. Ich riss die Kette entzwei. Meine Brust pochte.
    Mit dem Schlüssel schloss ich die Tür zum Lager auf, hob Linus von seinem Schreibpult und legte ihn in sanft in eine Ecke. Er war nicht schwer verletzt. Ich kettete ihn mit ein paar Handschellen an ein Regal und knebelte ihn.
    Dann begann ich, mich auszurüsten.
    Unser Lager bot alles, was man sich wünschen konnte, und machte wenig Unterschied zwischen Sportausrüstung, Werkzeug und Waffen. Nur die Talente und die Kristalle, die sich im Besitz der Sektion Cricket befanden, wurden nicht hier, sondern im Safe unter dem Pool aufbewahrt, wo ich wahrscheinlich auch den Koh-i-Noor finden würde. Ein paar der Apparate im Lager hatten nicht den geringsten Sinn, wenn man sie nicht mit einem Kristall bestückte, aber kein treuer Soldat der Krone hat sich je über Apparate gewundert, deren Sinn sich ihm nicht erschloss.
    Nach einigem Suchen fand ich einen strapazierfähigen Bohrer mit Diamantkopf. Dann einige Ankerbolzen, Ringe und eine leichte Kette. Ich fand sogar einen Dreifuß mit Flaschenzug und Winde. Dazu warf ich mir einen Beutel mit Werkzeug, Brecheisen und einem Satz Dietriche über die Schulter. Ich sah noch einmal nach Linus, dann schloss ich ihn im Lager ein und trug meine Ausrüstung hinüber zum Schwimmbecken.
    Auch der Pool war wie immer verlassen.
    Ich warf mein Werkzeug auf den Boden und lehnte meinen Stockdegen an eine Säule. Dann zog ich Schuhe, Hemd und Hose aus und stieg ins Becken. Das Wasser war angenehm kühl und half, die Schmerzen zu vergessen und meine Gedanken zu klären.
    Die richtige Fliese war leicht zu finden. Sie zu heben würde nicht so leicht werden.
    Ich nahm den Bohrer und tauchte auf den Grund des Schwimmbeckens. Setzte an. Bohrte. Tauchte auf, um nach Luft zu schnappen. Tauchte nochmals. Nach zehn Minuten war ich kurzatmig wie ein alter Kohlebergmann, und mein Brustkorb fühlte sich an, als habe jemand eine Kanonenkugel auf mich fallen lassen, aber schließlich gelang es mir, einen Bolzen in die Oberseite des Safes zu treiben. Keuchend tauchte ich auf, holte Dreifuß und Werkzeug und baute ihn in der

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