Der Kristallstern
von Amüsiertheit in Lord Hethrirs Gesichtsausdruck erkennen zu können. Amüsiertheit und Verachtung. Brashaa war ein notorischer Geizhals. Er wurde noch nicht mal von einem Sklaven begleitet. Statt dessen zog er an einer schweren Kette Anakins Haustier hinter sich her. Lord Hethrir hatte Lady Ucce die häßliche, schwarze, sechsbeinige Kreatur gratis überlassen. Sie keuchte und winselte. Seiber troff von ihren kräftigen Fängen. Lady Ucce mußte einen guten Profit gemacht haben, als sie die Kreatur an Brashaa verkaufte.
»Um was geht es, Brashaa?« fragte Lord Hethrir.
»Mein Lord. Seit vielen Jahren haben sie uns nun versprochen, daß etwas geschieht. Wir werden es langsam müde, uns vor den Usurpatoren von der Neuen Republik verbergen zu müssen.«
Anakin sah die zähnestarrende Kreatur. Er sprang von der Bank hoch und wäre zu dem Monstrum hinübergelaufen, wenn Tigris ihn nicht zurückgehalten hätte.
»Bleib still sitzen, Kleiner«, flüsterte Tigris.
»Anakin will Wuff!« sagte Anakin.
»Pssst.«
Lord Hethrir gab Brashaa keine Antwort. Er wartete, schweigend und gefährlich, bis Brashaa den Mut aufbrachte, weiterzureden.
»Mein Lord, wir sind es – ganz entschieden – müde, Nichtmenschen als gleichberechtigte Wesen behandeln zu müssen. Wir müssen bald handeln, bevor unsere Kinder durch die gleichmacherische Propaganda zu stark beeinflußt werden, bevor unsere Generation zu alt ist, um zu handeln um zu kämpfen!«
»Ich glaube, Sie vertrauen mir nicht, Brashaa«, sagte Hethrir.
»Ich vertraue Ihnen mit meinem Leben und meinem Reichtum, mein Lord. Ich meine nur…«
»Ich habe den Verdacht, daß Sie an mir zweifeln, Brashaa.«
»Keineswegs, mein Lord. Nicht für einen Augenblick.«
»Ich frage mich, ob Sie ein Verräter sind, Brashaa.«
»Mein Lord!« protestierte Brashaa. Furcht und Reue ließen ihn erblassen. Tigris hatte Mitleid mit ihm und war entsetzt darüber, daß es der Mann gewagt hatte, Lord Hethrir in Frage zu stellen.
»Verlassen Sie uns, Brashaa. Sie haben in dieser Versammlung nichts zu suchen. Ich kann Ihnen meinen Plan nicht anvertrauen.«
Brashaa starrte ihn an, fand nicht einmal die Worte, um sich zu verteidigen. Er zögerte, so als ob er hoffte, daß Lord Hethrir das Urteil revidieren würde, das er gerade gesprochen hatte.
Lord Hethrir sah ihn an. Brashaas Gesicht lief rot an. Er rang nach Atem. Rings um ihm wichen die Menschen zurück, voller Angst, daß eine zu große Nähe zu ihm ansteckend sein könnte.
Ein Blutstropfen sickerte aus Brashaas Nasenloch.
Anakin kletterte auf die Bank und starrte auf die Szene, mit weit aufgerissenen Augen und ohne einen Laut von sich zu geben. Brashaa ließ die Kette der zähnestarrenden Kreatur fallen, die ihren Besitzer genauso eindringlich anblickte wie Anakin.
»Ich bitte um Vergebung, mein Lord!«
Lord Hethrir sah ihn nur an.
Der Verräter torkelte in Richtung des Mittelgangs. Lord Hethrirs Gefolgsleute machten ihm Platz. Keiner streckte die Hand aus, um ihm zu helfen.
»Vergebung, mein Lord!«
Lord Hethrir würde ihn nach einer derartigen Herausforderung niemals leben lassen. Tigris wandte den Blick ab. Er schämte sich seiner eigenen Schwäche, war aber nicht gewillt, den Tod eines anderen Menschen mit anzusehen.
Aber Brashaa fiel nicht zu Boden. Seine Schritte entfernten sich in Richtung des hinteren Teils des Konferenzraums.
»Vergebung, mein Lord!«
Tigris drehte sich gerade noch rechtzeitig genug um, um sehen zu können, wie Brashaa durch die Tür nach draußen flüchtete.
Die zähnestarrende Kreatur blickte sich um. Ihre Ohren richteten sich auf. Die Kette klirrte. Niemand bewegte sich, um sie unter Kontrolle zu bringen.
Tigris wandte sich Lord Hethrir zu. Das angestrengte Gesicht seines Lords versetzte ihm einen Schock. Hethrirs Gesichtsfarbe war noch bleicher als gewohnt – grau im Kontrast zu dem strahlenden Weiß seiner Robe und dem weichen weißen Samt.
Er wollte, daß Brashaa stirbt! dachte Tigris. Aber irgend etwas… irgend etwas war falsch gelaufen. So wie bei Lord Hethrirs Lichtschwert etwas falsch gelaufen war…
Anakin ließ sich wieder auf den Sitz neben Tigris fallen.
»Böse Männers, Tigris«, sagte er nachdrücklich.
»Psst, Kleiner.« Tigris hoffte, daß Lord Hethrir nicht zuhörte. Anakin nahm Tigris’ Hand in seine knubblige kleine Faust. Tigris zog die Hand nicht weg. Verwirrt und unglücklich versuchte er, seine illoyalen Gedanken zu verscheuchen: Lord Hethrir hat sich geirrt!
Die
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