Der Kristallstern
es nicht wissen – würdest du es nicht spüren –, wenn jemand, der sich der dunklen Seite bedient, in der Nähe ist?«
»Sicher würde ich das«, sagte Luke.
»Gut.«
»Ich denke, ich würde es.« Luke blickte durch die durchscheinende Seite des Tunnels. In der Ferne standen zwischen Kratern Kuppeln auf flachem Felsgestein. »Ich hoffe, ich würde es.«
Gereizt schritt Han weiter. »Was sage ich immer?« knurrte er. »Sie schaffen mehr Probleme, als sie wert sind.«
Er stürmte durch den Ausgang der Luftröhre und betrat die erste Kuppel der Crseih-Station. Licht und Lärm umfingen ihn, so nachhaltig und aufreizend wie die heiße, dampfende Luft.
Luke folgte vorsichtiger. Er hielt sich hinter Hans rechter Schulter, ganz wachsam.
Han fragte sich, wie weit Luke die Illusion seiner Verkleidung projizieren konnte. Sahen ihn die Bewohner der Station, wie er wirklich war, wenn sie sich in einiger Entfernung befanden, und dachten sie dann, daß sie sich hinsichtlich seines Aussehens geirrt hatten, wenn sie näher herankamen? Oder umgab ihn der Verkleidungseffekt wie ein Mantel, so daß sich jedem, der ihn ansah, dieses Bild aufdrängte?
Han konnte es nicht sagen, denn Luke hatte das Versprechen, seinen Partner nicht zu beeinflussen, gehalten. Was Han anging, war der junge Mann an seiner Seite Luke Skywalker, Pilot, Schwager und, nebenbei, Jedi-Ritter. Er trug eine Kleidung, die sich glücklicherweise nicht sehr von der Alltagskluft vieler humanoider Lebewesen unterschied. Sie gab ihn nicht als Jedi zu erkennen, und sie verbarg sein Lichtschwert.
Han fuhr sich über seinen Bart, eine Gewohnheit, die er sich angeeignet hatte, als der Bart noch wuchs. In den letzten paar Wochen vor dieser Reise war er ganz erpicht darauf gewesen, daß es endlich losging. Das Streicheln des Barts sorgte sicherlich nicht dafür, daß er schneller wuchs, aber die Bewegung war eine Art Talisman, eine Erinnerung daran, daß er, wenn er nur noch diese Inspektion hinter sich brachte, in zwei Wochen und dann, wenn er auch noch jene Rede hinter sich brachte, in einer Woche endlich aufbrechen und wieder sein eigener Herr sein würde.
Die riesige erste Kuppel der Crseih-Station breitete sich wie ein Jahrmarkt rings um ihn aus. Gruppen von Jongleuren, Akrobaten und Kaufleuten führten ihre Kunststücke vor und boten ihre Ware feil.
Eine Gruppe von Brebishems lag, zu einem Haufen verschlungen, am Wegesrand. Sie schlängelten und rollten sich gemeinsam auf dem Boden, verdrehten ihre langen Schnauzen und schlackerten mit ihren breiten, blattförmigen Ohren. Sie drängten sich so dicht aneinander, daß sie einem einzigen Organismus ähnelten. Es war, als ob ihre runzligen, malvenfarbigen Häute miteinander in Berührung gekommen und verschmolzen wären. Ein tiefes, unaufhörliches Stöhnen ging von der Gruppe aus. Man konnte unmöglich sagen, ob der Laut von einem oder von allen kam.
Luke warf eine Münze in den Korb, der vor den Brebishems stand.
»Wofür ist das?« fragte Han.
»Eine Würdigung ihrer Kunst.«
»Kunst?« Han blickte Luke schief an, aber der meinte es absolut ernst.
»Es ist nicht seltsamer als Tanzen – oder Boloball.«
»Du hast das Recht auf eine eigene Meinung«, sagte Han. Unwillkürlich drängte sich ihm ein Bild seines letzten Tanzes mit Leia auf. Es war anläßlich irgendeines Empfangs gewesen – er konnte sich nicht erinnern, wann und auf welchem Planeten die Veranstaltung stattgefunden hatte. Nur daß es ein paar Minuten frei von Diplomatie, Toasts und Begrüßungen gegeben hatte und er und Leia sich in dem von Spiegeln gebrochenen Licht auf dem glänzenden Tanzparkett ganz eng umschlingen konnten. Ein starkes Gefühl von Sehnen und Einsamkeit durchzuckte sein Herz.
»Bitte, edle Herren, eine kleine Münze für mich?« Ein Individuum, das Han nur bis zur Hüfte ging, zupfte an seinem Hemdsärmel. Ein langer graugrüner Pelz verbarg die Gestalt des Wesens. »Haben Sie eine Münze für mich?«
»Nein, ich habe kein Kleingeld bei mir«, sagte Han. Erschob die langen, dünnen Finger, die wie welke Zweige waren, von sich weg.
»Warten Sie«, sagte Luke, »ich habe eine.« Er gab dem Wesen eine Münze. Seine Stimme klang ganz sanft, als er zu dem Wesen sprach. Die knochigen Finger langten nach der Münze, die dann irgendwo unter dem langen, rauhen Fell verschwand.
Das Wesen schnaufte und ging an ihnen vorbei, in Richtung der Luftröhre.
»Kommen andere Passagiere?« fragte das Wesen hoffnungsvoll.
»Nur wir«,
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