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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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gespenstische Grünlicht hatte eine Aura von Wachsen und Gedeihen gehabt. Hier wirkte das Zwielicht bedrückend.
    Große graue Steine ragten ringsum in die Höhe. Die Felsen standen am Rand einer Klippe: die steile und teilweise zusammengebrochene Seitenwand eines riesigen Kraters.
    Xaverri schob sich über die Spitze eines großen, geborstenen Steinbrockens. Han glitt neben sie. Von diesem Aussichtspunkt aus konnten sie die ganze Kuppel sehen. Ihr Boden lag tief unten. Ein kleiner Gebäudekomplex bildete das Zentrum des Kraters. Die Gebäude waren goldfarben und hell erleuchtet: die einzige Stelle mit Licht und Farbe in Hans Blickfeld. Die anmutigen Mauern des Komplexes wiesen Kalligraphie auf den Steinen auf.
    Han fragte sich, was das Muster bedeuten mochte.
    Mehrere holperige Pfade führten in den Krater. Auf allen strebten Leute durch trostloses Lavagestein dem Zufluchtsort entgegen. Ein unaufhörlicher Strom von Leuten betrat den Komplex, niemand kam heraus.
    »Das ist unser Ziel«, sagte Xaverri.
    »Wonach suchen wir? Was ist so besonders daran?«
    Sie schüttelte den Kopf und verweigerte die Antwort. »Wenn ihr es nicht selbst seht, werdet ihr es nicht glauben.«
    Luke machte einen Sprung nach vorne, in Richtung einer Stelle zwischen zwei Felsen. Xaverri glitt schnell von ihrem Aussichtsposten hinunter. Sie berührte flüchtig Lukes Ärmel, riß dann ihre Hand hastig zurück. Luke hatte bereits im Schutz der Felsen haltgemacht.
    Han sprang zu den beiden hinunter. »Junge, was ist los?«
    Luke war blaß und verkrampft, sein Blick richtete sich ins Leere. Eine Hand ruhte auf dem Griff seines Lichtschwerts.
    3PO beugte sich besorgt über Luke. Er legte einen langen purpurfarbenen Finger auf Lukes Stirn. Luke schüttelte den Kopf, entzog sich, kaum berührt, ruckartig 3POs Hand.
    »Ich fürchte, Master Luke ist von irgendeiner Unpäßlichkeit befallen«, sagte 3PO. »Seine Temperatur ist anormal niedrig. Vielleicht irgendwelche Umstellungsschwierigkeiten nach der Landung…«
    »3PO«, sagte Luke geduldig, »dein Sensor ist mit Purpurfarbe beschmiert, das ist alles.«
    Erbost inspizierte 3PO seine Fingerspitze.
    »Aber 3PO hat recht«, sagte Han. »Du siehst furchtbar aus. Was fehlt dir?«
    »Ich… ich weiß es nicht«, sagte Luke. »Irgend etwas… hier ist irgend etwas, aber ich habe noch nie…« Er setzte sich plötzlich wieder in Bewegung, so als ob die Unterhaltung nie begonnen worden wäre.
    »Jedi!« sagte Xaverri.
    Zögerlich warf Luke einen Blick nach hinten.
    »Lassen Sie mich vorangehen«, sagte sie. »Mich akzeptiert man. Und es gibt einen leichten Weg, weiter den Kraterrand entlang… Es wäre mir lieber, wenn keiner von diesem Fluchtweg erfährt.«
    Luke blickte zwischen den Steinen hindurch, so als ob er zwischen ihnen herumspringen, über den Rand der Klippe gleiten, den sich steil abwärts windenden Pfad ignorieren und geradewegs nach unten stürzen könnte.
    Und wahrscheinlich könnte er das auch, dachte Han.
    »Nun gut«, sagte Luke.
     
    Tigris folgte Lord Hethrirs Ruf in seinen Empfangsraum. Er trug das Kind Anakin, das mehr schlief als jeder andere Kleine, den Tigris je kennengelernt hatte.
    Hethrir hatte seinen privaten Empfangsraum aus dem schönsten alten Holz des gesamten alten Imperiums erbaut. Rumpfholz, nannte man es. Es ähnelte dem Fleisch der Leute, die den Wald bewohnt hatten, bevor der Imperator die Welt für sich beanspruchte. Er hatte seinen favorisierten Offizieren das Recht eingeräumt, bestimmte Rohstoffe auszubeuten. Hethrirs Belohnung war die Lizenz zum Export von Rumpfholz gewesen. Lord Hethrir hatte sein Vermögen mit der Lizenz begründet. Aber er nutzte das Holz auch ausgiebig für sich selbst. Es leuchtete an den Wänden, dem Fußboden und der Decke des Zimmers.
    Die Oberfläche des polierten Rumpfholzes wies einen ganz blassen Rosaton auf. Scharlachfarbene Maserungen zogen sich durch das Holz, die im Licht wie geschliffene und polierte Edelsteine funkelten. Tigris dachte immer, daß das Holz lebendig aussah, und in der Tat erzählte man sich, daß den Bäumen des Rumpfholzwaldes eine gewisse Intelligenz innewohnte. Man erzählte sich, daß sie weinten, wenn Hethrir sie fällte. Tigris glaubte beinahe daran, daß sie weinten. Er wußte, daß ihr Holz blutete. Er hatte die Aufgabe, die Ehre, die scharlachfarbenen Rinnsale wegzuwischen, bevor sie auf dem Fußboden Pfützen bildeten und ihn befleckten.
    Wann wird mir Lord Hethrir gestatten, etwas Wichtiges zu tun?

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