Der Kristallstern
fragte sich Tigris. Er brachte Anakin in seinen schmerzenden Armen in eine bequemere Lage.
Tigris war von der Beförderungszeremonie bewegt und beeindruckt gewesen, aber er beklagte es bitterlich, daß er übergangen worden war.
Er fragte sich, wann Lord Hethrir ihn verkaufen würde zusammen mit den anderen minderwertigen Kindern. Er bestand noch nicht einmal den ersten Test! Er war unerhört dankbar dafür, daß der Lord ihn trotzdem so lange bleiben ließ.
Im Empfangsraum hieß Lord Hethrir seine Gäste willkommen. Lord Qaqquqqu, Lady Ucce und Lord Cnorec verbeugten sich tief. Hethrir nahm ihre Ehrerbietung mit einem kurzen Nicken entgegen. Er saß in einem Sessel mit Kissen aus Gold und Pelz und Satin. Er warf Tigris einen Blick zu und deutete mit einer Kinnbewegung auf einen kleinen Teppich neben seinem Sessel.
Erregt nahm Tigris Platz. Es war ihm vorher nie erlaubt worden, zu Lord Hethrirs Füßen zu sitzen!
Als sich Tigris setzte, regte sich Anakin und wachte auf. Besorgt um die kostbare Bürde, die das Kind verkörperte, bemühte sich Tigris, seinen Schrecken zu verbergen. Was war, wenn er etwas falsch machte, wenn er Anakin fallen ließ oder zum Weinen brachte?
Aber Anakin blickte Tigris in die Augen, steckte den Daumen in den Mund, schmiegte sich an Tigris’ Schulter und schlief wieder ein.
Die Gäste traten auf Lord Hethrir zu und ergingen sich in weiteren Huldigungen.
»Dieses Kind ist ziemlich jung, nicht wahr, Lord Hethrir?« sagte Lord Qaqquqqu und deutete auf Anakin, wobei er breit lächelte, um zu zeigen, daß er scherzte.
»Ja, zu jung«, sagte Lord Hethrir locker. »Wir müssen es wachsen lassen – oder dahin zurückschicken, wo es hergekommen ist.«
»Zurück, mein Lord?« fragte Lady Ucce. »Wäre das klug…« Sie unterbrach sich einen Augenblick zu spät, als ihr klar wurde, welche Beleidigung sie Lord Hethrir zugefügt hatte. »Ich wollte sagen… Oh, natürlich, wie dumm von mir, Sie meinten, daß Sie das Gedächtnis des Kindes löschen und dann zurückschicken wollten. Sie sind so klug!«
»Oder Sie könnten das Kind vielleicht mir zugestehen«, sagte Lord Cnorec. »Ich finde es liebenswert. Sie hätten keinen Ärger damit, und ich würde es Ihnen vergelten.«
»Ich werde es behalten«, sagte Lord Hethrir. »Es amüsiert mich. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, daß es der Neuen Republik Ihre Existenz – oder Ihre Aufgabe – enthüllt.«
Alle drei Gäste verneigten sich ein drittes Mal. Tigris beobachtete voller Ehrfurcht, wie Lord Hethrirs Worte, allein seine Worte, die Gäste kontrollierten. Er spielte mit ihnen, denn natürlich hatte er nicht die Absicht, Anakin irgend jemandem zu überlassen. Das Kind war der Schlüssel zu seinen Plänen.
Die Gäste fürchteten Lord Hethrir, obwohl jeder von ihnen ein bewaffnetes Schiff oder sogar eine ganze Flotte besaß. Hethrirs Gäste hatten sich und ihre Ressourcen beim Sturz des Imperiums gerettet. Sie hatten sich, ihre großen Reichtümer, ihre Gefolgsleute und ihre Sternenschiffe vor den Usurpatoren verborgen gehalten.
Sie bezeugten Lord Hethrir ihre Ergebenheit. Wenn der Lord bereit war, wenn das Neugeborene Imperium die Neue Republik vernichtete, würde er Imperator werden. Diese Gäste und alle anderen Gefolgsleute würden ihn öffentlich anerkennen.
Tigris wollte an seiner Seite sein, wenn dies geschah. Er wollte den blaßblauen Mantel der Imperiumsjugend tragen, die lichtblaue, mit Orden geschmückte Uniform eines Proktors oder auch den rostfarbenen Umhang eines Helfers.
Er wollte, daß der Lord ihn anerkannte.
Anakin bewegte sich in seinen Armen. Tigris fuhr dem kleinen Jungen sanft über die Haare und flüsterte auf ihn ein, um ihn daran zu hindern, Lord Hethrirs Audienz zu stören.
Ich muß mich beweisen, dachte Tigris. Ich muß beweisen, daß ich mehr bin als ein Kindermädchen.
»Meine Zeit ist heute knapp«, sagte Lord Hethrir. »Wir sollten deshalb mit unserer Sache schnell zum Abschluß kommen.«
Ein Bild formte sich zwischen den Gästen und der leuchtenden Wand aus Rumpfholz. Das Bild zeigte die Kinder, die aus der Trainingsgruppe aussortiert worden waren. Die Gäste inspizierten sie.
»Bald«, sagte Hethrir, »werden wir zur Crseih-Station reisen, um meine Allianz mit Waru zu sichern. Meine Gefolgsleute sammeln sich zur Zeit. Jeder wird den Wunsch haben, unter diesen Kindern auswählen zu dürfen.«
Er deutete auf das Bild. Die Gäste betrachteten die Kinder leidenschaftslos.
»Sie möchten
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