Der Kronrat (German Edition)
kaum hören konnte. Ich bückte mich und reichte ihm die Klinge, und diese eine Berührung war genug, um die Wahrheit in Aselas Worten zu bestätigen, ein Bannschwert war es nicht, nur kalter Stahl.
Die alten Hände schlossen sich um den blanken Stahl der Waffe … dann sah er zu uns auf und dann zu den dreizehn, die so still um uns herum knieten.
»Soltar!«, hauchte er. »Was für ein Verbrechen …« Seine Stimme bebte. »Wenn dies nicht Furchtbann ist … und er ist es nicht, das fühle ich nun auch, wer liegt dann dort verbrannt auf diesem Block?«
»Ich nehme an … nein.« Asela trat an den Block heran und studierte die mit Runen verzierten Fesseln, die noch immer diese Knochen gefangen hielten. »Nein«, wiederholte sie. »Noch heute ist die Macht dieser Runen so groß, dass selbst ich Schwierigkeiten hätte, sie zu lösen. Erinstor wäre nicht imstande gewesen, den Verfluchten zu befreien.« Jetzt war sie es, die verständnislos dreinsah. »Es müssen die Gebeine des Verfluchten sein, die hier ruhen … aber das ergibt nicht den geringsten Sinn! Erinstor hatte einfach nicht die Macht, dies zu bewirken, und dies ist und bleibt das falsche Schwert!«
»Ich kann Euch sagen, was geschah«, meinte Bruder Gerlon mit erstickter Stimme. »In meinen Albträumen sehe ich die Antwort, denn ich sehe ihn auf diesem Stein hier liegen … Er erhebt sich, streift die Fesseln ab, greift nach einer schattenhaften Gestalt und zieht diese wie einen Mantel an, um dann zu gehen, mit einem Lächeln, das mich wieder und wieder schweißgebadet aus meinem Schlaf gerissen hat! Das ist hier geschehen … der Verfluchte nahm sich diesen wahnsinnigen Schänder, zog ihn sich an wie ein neues Kleid und entkam in dieser lebenden Maske dem Gefängnis, das ihn halten sollte!«
Soltar, dachte ich verzweifelt, es ergab auf verdrehte Art einen Sinn!
»Götter«, entfuhr es Serafine, »kein Wunder, dass er es kaum lebend aus dem Tempel schaffte«, meinte sie bitter. »Er musste an dem Gott vorbei … und der ließ ihn sicher nicht ungestraft entkommen.«
»Ja, so muss es gewesen sein«, meinte jetzt auch ich und musterte die schwarzen Gebeine. »Der Verfluchte nutzte den Wahnsinn und die Wut des verschmähten Schülers der Eulen zu seinem Vorteil … und dieser Erinstor muss wahrlich dem Wahnsinn verfallen sein, was sonst sollte ihn dazu bewegen, einen Verfluchten befreien zu wollen?«
»Macht«, meinte Asela leise. »Immer strebte er nach Macht. Vielleicht dachte er so, sie für sich gewinnen zu können!« Sie stockte … »Vielleicht … was war Furchtbanns Eigenschaft, Bruder Jon? Was war die Fähigkeit dieser Waffe?«
»Sie schützt vor der Furcht, der Angst und der Macht der Nekromanten. Sie berührt einen nicht, trägt man Furchtbann«, gab dieser erschöpft und mit brüchiger Stimme von sich. »So steht es wenigstens geschrieben.«
»Gibt es noch anderes?«, fragte Asela und kniete sich vor den alten Mann. »Denkt nach. Ist etwas anderes von dieser Klinge erwähnt?«
Zuerst schüttelte der alte Mann den Kopf, doch dann hielt er inne. »Vielleicht doch … es heißt, dass sie die Macht des Feindes gegen ihn verwenden könne, dass jede dunkle Gabe, die man dem Träger entgegenwirft, für Furchtbann dann zur Waffe wird, die den Verfluchten richtet. Es ist das Erbe des Gottes, von dem sie stammt.«
»Wie das?«, fragte ich erstaunt. »War es nicht Soltar?«
»Bei Furchtbann?«, meinte der Hohepriester und schüttelte den Kopf. »Nein. Sie wurde erst später Soltar geweiht, um den Fluch zu brechen, der auf ihr gelastet hat.«
»Welcher Fluch?«, fragte jetzt Asela.
»Das weiß ich nicht«, antwortete der Hohepriester. »Sie wurde gereinigt und der Fluch gebannt, und auch während Askannon sein Schmiedewerk vollbrachte, wurde die Klinge ständig geprüft, ob sie noch unserem Glauben heilig war.«
»Welchem Gott war sie einst heilig, wenn es nicht Soltar gewesen ist?«, fragte ich.
»Das weiß niemand, sie wurde an einem alten Schlachtfeld gefunden, wo einst die Elfen miteinander stritten. Aber, wie ich sagte, Furchtbann wurde gereinigt und Soltar geweiht.«
Asela kniete noch immer vor dem alten Mann und schüttelte jetzt langsam und verzweifelt den Kopf.
»Vielleicht hat es also doch mit Furchtbann zu tun. Dennoch, woher sollte Erinstor darüber etwas gewusst haben? Er fragte doch nach Seelenreißer?«
»So ist es«, bestätigte der alte Mann. »Die alten Schriften dazu sind deutlich, er schien enttäuscht, als er hörte,
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