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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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an Muskeln fehlte. Wenn der Zeugwart für ihn eine Rüstung im Lager gefunden hatte, dann war das ein Wunder. Mir Stofisk in schwerer Plattenrüstung vorzustellen, gelang mir nicht, es kam mir nur lächerlich vor.
    Um sein Problem zu erkennen, reichte nur ein Blick. Er hatte sich viel Mühe gegeben, sich herauszuputzen. Die Stiefel glänzten frisch poliert, er war tadellos rasiert, sein kurzes Haar lag ihm frisch geölt in Wellen auf dem Kopf, die Uniform saß perfekt, und diesmal hatte er sein Schwert auch nicht vergessen. Aber die Kragen an den kaiserlichen Hemden waren angeknöpft und abnehmbar, damit man sie leichter waschen konnte. Den Kragen an seinem Hemd hatte er vergessen, und sein Hals war jetzt schon vom Brokatstoff des Jackenkragens rot gescheuert.
    Abgesehen davon, dass er mir vorkam wie ein Stock, der leicht brechen konnte, und von dem Kragen, gab es wenig auszusetzen, tatsächlich machte er einen besseren Eindruck auf mich, als ich erwartet hatte. An Selbstvertrauen jedenfalls mangelte es ihm nicht, denn er begegnete meinem Blick mit einer Ruhe, die ich bewundernswert fand.
    »Stofisk also«, sagte ich und wies mit seiner Akte auf einen Stuhl. »Ihr wisst um Euer Problem?«
    »Ja«, sagte er. »Ich eigne mich nicht fürs Militär.«
    »Hm«, sagte ich und sah in seine Akte hinein. Sie war eng geschrieben und enthielt einiges, das ich nicht verstand. Danach musste ich Serafine fragen. Doch einen Mann nach dem zu wiegen, was jemand anders auf ein Papyira geschrieben hatte, lag mir sowieso nicht.
    »Könnt Ihr mit dem Schwert umgehen?«
    »Ich bin zweimal beinahe Schwertmeister der Dritten Legion geworden.«
    »Warum nur beinahe?«
    »Das erste Mal vergaß ich meine Handschuhe und erlitt einen üblen Schnitt. Das zweite Mal stand ich Schwertmajor Blix gegenüber, und er war besser.«
    »Hm, warum habt Ihr nicht einen Kameraden gebeten, Euch Handschuhe zu leihen?«
    »Es war mein Fehler, Ser.«
    Aha, dachte ich und unterdrückte ein Schmunzeln. Die Antwort gefiel mir, er war wohl niemand, der sich aus der Verantwortung schleichen würde. »Welche Laster plagen Euch?«
    »Ser?« Er sah mich fragend an.
    »Trinkt Ihr, ergebt Ihr Euch der Frucht des Mohns oder den Reizen schöner Frauen?«
    »Nein, Ser. Ich trinke nur in Maßen, mag es nicht, mir den Geist zu vernebeln, und kein Mohn für mich. Und schöne Frauen? Schaut mich an.«
    »Ihr seid reich und habt Verbindungen in dieser Stadt.«
    »Ja«, nickte er, und obwohl er sich Mühe gab, neutral zu klingen, war die Bitterkeit herauszuhören. »Von der letzten Frau, der ich den Hof machen wollte, bekam ich zu hören, dass genügend Gold auch ein Pferd gut aussehen ließe.«
    »Hm«, sagte ich, lehnte mich zurück und musterte den Stockfisch genauer. »Was haltet Ihr davon, in meinen Stab zu wechseln?«
    »Es ist für mich die letzte Gelegenheit, mich zu beweisen. Generalsergeant Rellin teilte mir mit, dass man überlegt, mir mein Patent zu entziehen. Meinen Rang als Offizier«, fügte er hinzu, bevor ich fragen konnte.
    »Wie kam es, dass Ihr Offizier geworden seid?«
    »Zum größten Teil durch Einfluss, Ser«, gestand er. »Ich wollte es so sehr, dass ich nicht verstand, dass es ein Fehler war, es kaufen zu wollen.«
    »Ich wusste nicht, dass es möglich ist, ein Offizierspatent zu kaufen.«
    »Ist es auch nicht«, meinte er betreten. »Allerdings kennt Ihr meine Mutter nicht.«
    »Wer ist sie?«
    »Die Gräfin Stofisk. Das Handelshaus?« Er sah meinen Blick. »Ihr kennt das Handelshaus Stofisk nicht?«, fragte er ungläubig.
    »Sollte ich?«
    »Nach dem Bankhaus von Baron Corten hat es den größten Einfluss hier in dieser Stadt.« Er schaute betreten zu Boden. »Er ist mein Vater, Ser.«
    »Wer? Baron Corten?«
    »Ja«, sagte er und wurde rot. Er sah, dass ich nicht verstand. »Sie lieben es, sich aneinander zu messen.«
    »Und warum …« Ich brach ab, es ging mich wirklich nichts an.
    »Sie sind von Kindheit an einander versprochen«, erklärte er, und seine Ohren glühten. »Aber sie sagt, er muss zugeben, dass er sie liebt, bevor sie mit ihm in den Tempel geht. Er hingegen beharrt darauf, sie solle einsehen, dass er in Geldgeschäften besser ist als sie.«
    Ich räusperte mich. Das sollte man wohl besser nicht vertiefen. Der arme Kerl sah aus, als ob er darauf wartete, dass der Boden sich auftat, um ihn zu verschlingen.
    »Eure Eltern sind also von Adel«, stellte ich fest. »Wie das? Ich dachte, in Askir gäbe es keinen.«
    »Die meisten

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