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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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galant. »Ihr werdet reichlich begehrliche Blicke ernten.«
    »Meint Ihr?«, fragte sie lächelnd. »Ist der Unterschied erkennbar?«
    »Für das geschulte Auge schon«, flötete Stockfisch. »Niemand, der ein Auge für solches hat, wird sie mit dem plumpen Werk eines kaiserlichen Armeeschneiders verwechseln können. Wie habt Ihr Meister Breckert überreden können? Es heißt, er wäre auf Monde hin stets ausgebucht? Ich selbst musste vier Tage auf meine Uniform warten, dabei gehört seine Schneiderei zur Hälfte meinem Vater!«
    »Ich sagte ihm, dass ich die Wahl hätte zwischen einem Kleid von Sera Herones oder einer Uniform von ihm …«
    »Ja«, nickte Stockfisch ernsthaft. »Das wird ihn beflügelt haben!«
    Serafine wandte sich zu mir und strahlte mich an. »Havald!«, rief sie gut gelaunt. »Unser Leutnant hier ist ein wahrer Schatz! Kann ich ihn behalten?«
    »Tut mir leid, Sera«, meinte Stockfisch und deutete eine Verbeugung an. »Sosehr ich Euch auch verehre, mein Herz gehört der Legion, und Ihr wisst ja, was man sagt.«
    Stockfisch hatte etwas an sich, das ich mochte. Meistens. Ich tappte hinter den beiden her und überlegte, ob ich ihn zurück in die Baracke schicken sollte, als ein Ruf aus einer der Kutschen ertönte.
    »Julus!«, rief eine ältliche Matrone ganz aufgeregt, sie hatte sich mit wogendem Busen durch das enge Kutschenfenster gezwängt und wedelte mit einem knallgelben Fächer, sodass er sie auch sehen möge … »Julus Stofisk! Welche Überraschung … komm her, mein Junge … wen hast du denn da mitgebracht?«
    »Tante Ersin!«, lächelte der junge Mann und verbeugte sich formvollendet. »Stabsmajor Helis aus dem Haus des Adlers zu Janas, durch Heirat mit der Emira Faihlyd verwandt, Lanzengeneral Graf Thurgau, Träger des Ordens der Rose und Paladin von Illian, Gräfin Odenil … ich erzählte Euch von ihr«, log er flüssig weiter. »Sprach davon, wie gut der Stahl ist, den ihre Minen in Rangor aus der Erde bergen und davon, dass sie den Herzog Haltar kennt …« Er beugte sich etwas vor und tuschelte laut genug, dass sie es auch hören konnte. »Es heißt, sie hätte ihm bei einem Tanz die Konzession für eine Schwefelgrube aus der Tasche gezogen!«
    »Alte Geschichten, mein Junge«, strahlte sie. »Alte Geschichten … damals war ich jung und schön!« Ihre grauen Augen musterten Serafine und mich sehr aufmerksam. »Auch wenn man es nicht glauben will, ich war einst so schlank wie Ihr, Stabsmajor.«
    »Und habt Euch kaum verändert«, meinte Stockfisch mit einem Lächeln, woraufhin sie lachte.
    »Kommt näher, Lanzengeneral!«, sagte sie und winkte mich heran. »Ich will mir Euch näher ansehen … man hört so viel von Euch!«
    »Tut man das?«, fragte ich, und Serafine trat mir auf die Füße. Die Stiefel mochten schlank sein, doch der Absatz war fest und hart genug.
    »Das ist wahr«, meinte Stockfisch und sandte mir einen Blick zu, der deutlich warnend war. »Leider sind die Gerüchte vollends falsch, jemand fiel auf einen üblen Scherz hinein …«
    »Wirklich?«, fragte die Gräfin. »Ich hörte es von Baronetta Elinde …«
    »Ihr kennt sie ja«, meinte der Leutnant lächelnd. »Sie meint es gut, ist nur etwas übereifrig. Sie glaubt zu leicht, was man sich erzählt. Wenn Ihr wissen wollt, was wahr ist, wendet Euch an mich …«
    »Dann erzähle, junger Mann«, lachte sie.
    »Ach nein, nicht heute«, lächelte der Leutnant. »Wie wäre es, wenn ich morgen Abend zum Tee kommen würde? Ihr könntet ein paar Freundinnen einladen … bevor die noch in dieselbe Falle tappen wie die arme Elinde.«
    »Zur sechsten Glocke dann!«, nickte sie begeistert. »Bringe deine Freunde mit …«
    »Das wird nicht gehen Tante«, meinte Stockfisch arg betrübt. »Es ist Krieg, und sie haben beide viel zu tun … ich als junger Leutnant habe es da einfacher, etwas Zeit freizuschinden … bis morgen dann, Tante, ich freue mich sehr, Euer Tee ist schon immer einen Aufwand wert gewesen!« Er sah zu mir hin. »Er kommt aus Xiang«, teilte er mir vertraulich mit. »Und jede Löffelspitze wird gegen Gold gewogen!«
    Er tat einen Kratzfuß.
    »So gerne ich verweilen will, die Pflicht ruft, dies ist Dienst und kein Vergnügen, Tante … obwohl es eine Freude ist, Euch so überraschend anzutreffen.«
    »Überraschend?« Sie sah zu mir hin und zwinkerte mir zu. »Er weiß ganz genau, dass ich es mir nicht entgehen lasse, einen Ball der Aldanen zu besuchen … die Unterhaltung dort ist ungeheuer

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