Der Kronrat (German Edition)
eingeladen.«
Es war eine Weile her, dass wir Faihlyd und Armin gesehen hatten, und die Umstände waren nicht die besten gewesen. Ich war froh zu hören, dass sie uns sehen wollten.
»Es ist die letzte Woche vor dem Kronrat, und wir bekommen mehr und mehr zu tun. In den nächsten Tagen werden die gekrönten Häupter eintreffen. Königin Vrelda von den Varlanden wird morgen erwartet, sie reist mit dem Schiff an. In Aldar gibt es noch Probleme mit der Weißen Flamme, die eine Abreise des Prinzen verzögern. Die Prima des Turms will sehen, ob man nicht auch für ihn ein Tor nutzen kann.«
Dann, dachte ich, sollte man sie warnen, dass das Tor im Zeughaus in Aldar nicht zu benutzen war, doch Orikes sprach schon weiter. »Am Abend wird dann der König von Rangor erwartet. Bis auf Prinz Tamin sind auch die anderen schon unterwegs und werden in den nächsten Tagen eintreffen. Übermorgen gibt es dann noch eine Hinrichtung, der alle beiwohnen wollen.« Er seufzte. »Solche Hinrichtungen sind selten, denn dem Kaiser gefiel es nicht, dass der Tod zum Volksfest wird. Ab und an jedoch findet ein solches Spektakel statt. Übermorgen wird der Mörder Joakin hingerichtet, ein Fall, der seit Wochen die Gemüter bewegt, er allein wird den Tempelplatz schon füllen, und es bietet sich an, den Verfluchten bei dieser Gelegenheit zu seinem dunklen Gott zu schicken. Für den Fall, dass Königin Leandra davor zurückschrecken sollte, könntet Ihr es vielleicht tun oder dem Scharfrichter Euer Schwert leihen.«
Ich dachte an Steinherzens kalte Augen. »Sie wird es tun.«
»Was Leutnant Stofisk angeht … Sein Plan scheint Wirkung zu zeigen. Die Stadt brodelt vor Gerüchten. Wie es ausgeht, müssen wir abwarten. Ich hörte, dass der Leutnant heute Abend zum Gnadenstoß ansetzen will. Man flüstert bereits darüber, was im Keller dieses Helgs vorgefunden wurde. Hat der Leutnant etwas damit zu tun?«
»Nein«, sagte ich. »Wir haben ihm gegenüber nichts davon erwähnt.«
»Was nicht heißt, dass er es nicht weiß. Ich sehe langsam, dass wir Stofisk am falschen Ort eingesetzt haben.«
»Es ist wie mit der magischen Feder des Majors«, meinte ich mit Blick zu Serafine. »Ich gebe ihn nicht wieder her.«
»Das kann ich mir denken«, meinte Orikes, sah auf seine Notizen herab und schob sie zusammen. »Ich erwähnte bereits, dass König Kesler von Rangor erwartet wird. Ich erhielt heute Nachricht, dass fremde Truppen in Rangor gesichtet wurden.«
Ich hatte so etwas befürchtet, doch es jetzt bestätigt zu hören, war ein Schlag. »Wie steht es um Rangors Truppen?«, fragte ich. »Können sie Gegenwehr leisten, oder wird es zu einer Belagerung kommen?«
»Weder noch«, meinte Orikes ernst. »Noch ist es nicht vollends bestätigt, aber bislang sieht es so aus, als ob eine Legion des Nekromantenkaisers unbehelligt durch Rangor zieht und mit Gold bei den Bauern die Versorgung bezahlt. Es gibt keine Meldungen von Kämpfen. Wenn es stimmt, zieht diese Legion ungehindert westwärts.«
»In Richtung Aldane?«, fragte Serafine. Orikes nickte.
»Wie ist sie ungesehen durch die Ostmark gekommen?«, fragte ich.
Er sah zu mir auf. »Das ist eine gute Frage, nicht?«, meinte er grimmig. »Die Ostmark ist nicht wie die anderen Reiche. Es gibt dort Festungen, von denen aus wir gegen die Barbaren vorgehen, aber es gibt keine gesicherte Grenze. Zur Zeit sind zwei der Festungen hart umkämpft, was es schwierig macht, Streifen auszuschicken. Dennoch ist es schwer vorstellbar, dass die Späher des Marschalls eine ganze Legion des Feindes übersehen könnten.«
»Und weder König Kesler noch dieser Marschall …«
»Marschall Hergrimm«, fügte Orikes ein.
»… haben von dieser Legion berichtet?«
»Genau so ist es.« Orikes nickte grimmig. »Das lässt nicht viel Hoffnung für den Kronrat übrig, nicht wahr?« Der Stabsobrist sah zu mir hinüber. »Ihr hattet wohl recht, Lanzengeneral, der Gegner ist weit davon entfernt, sich geschlagen zu geben. Wir haben Meldung erhalten, dass vor der Küste Bessareins schwarze Schiffe gesichtet worden sind, ob sie Teil einer größeren Flotte sind, weiß niemand zu sagen, der Seeverkehr dort ist fast vollends zum Erliegen gekommen. Also, General von Thurgau, es sieht aus, als ob wir Vorbereitungen dafür treffen müssten, dass der Kronrat sich nicht einig wird.«
»Welche Vorbereitungen?«, fragte Serafine.
»Der Vertrag von Askir bestimmt darüber, wie die Legionen verwendet werden, und begrenzt sie auf
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