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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Versuch, die Wahrheit zu verbergen und dem Volk zu nehmen, was ihm zustände. Sie stachelten die Meute auf, legten falsches Zeugnis ab, berichteten von grausamen Übergriffen der Garde und von anderen schlimmen Dingen und umgaben sich dann noch in Borons Namen mit dem Mantel der Gerechtigkeit. Ihr könnt Euch denken, dass die Menschen auf der Liste, zu deren Mord die Prediger aufstachelten, genau jene waren, die Vernunft bewiesen oder dazu gestanden hätten, die Ordnung aufrechtzuerhalten.« Wendis schüttelte traurig den Kopf. »Mir schienen diese Predigten zu durchsichtig und zu dumm, als dass man sie hätte glauben können. Ich dachte, dass jeden Moment jemand verstehen müsste, was hier geschah, und diese falschen Prediger von ihren Kisten zerren würde. Doch weit gefehlt, einem blinden Tier gleich, wandte sich die Masse genau gegen jene, die versuchten, hier noch Ordnung zu halten und zu helfen.«
    »Warum, in Borons Namen, habt Ihr nichts unternommen?«, fragte Varosch entsetzt.
    Wendis schüttelte den Kopf. »So einfach war das nicht, zuerst hatten wir hier genügend mit uns selbst zu tun und erfuhren dann auch noch zu spät, was in der Oberstadt geschah. Unsere Befugnisse enden hier an diesem Tor, es blieb uns nichts anderes übrig, als ohmächtig zuzusehen.«
    Götter, dachte ich betroffen. »Wie ging es weiter?«
    »Es war kein Aufstand im üblichen Sinne«, sprach der Major weiter. »Hier war nicht das Ziel, die Macht neu zu verteilen, es galt nur, alles zu zerstören, das Halt und Ordnung gab. Es brauchte nicht lange. Adelige, reiche Kaufleute, Mitglieder des Magistrats, jeder, der mehr besaß, als die Meute auf der Straße, war nun für schuldig befunden und wurde unter lautem Gejohle aus seinem Haus gezerrt und auf der Straße von dem Pack ermordet. Anschließend wurden die Häuser von allem geplündert, was man tragen konnte, dann verging man sich an den Frauen, ließ sie leben oder erschlug sie, bevor das nächste Haus gestürmt wurde, oftmals unter dem Vorwand, es könnte jemand dort wohnen, der sich der Ketzerei schuldig machte. Glaubte man den Predigern der Weißen Flamme, war die gesamte Herrschaft von dunklen Mächten verdorben. Nur der Kult selbst gäbe Schutz vor all dem Unheil.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »In gewissem Sinne war das richtig, denn nur, wenn man das Symbol der Weißen Flamme offen sichtbar trug, war man sicher vor der Meute.«
    »Der Prinz, der Herzog, was ist mit ihnen?«, fragte ich und fürchtete das Schlimmste.
    »Das ist schwer zu sagen. Die Kronburg wird belagert, dort findet Ihr die Meute jetzt. Sie schreien und tanzen dort zum Takt der Trommel vor den Toren, reißen sich mit Fingernägeln das eigene Fleisch vom Körper oder beschmieren sich mit Kot, es ist wie in einem schlimmen Traum.«
    »Du sagst, sie tanzen zu dem Schlag einer Trommel und sind dem Wahn verfallen?«, fragte Zokora.
    »Genau so ist es.«
    »Sagen oder rufen sie etwas?«
    »Nichts, das man verstehen könnte.«
    »Gut«, meinte Zokora knapp. »Fahrt fort.«
    Wendis sah mich fragend an, ich nickte nur. »Im Rest der Stadt gelten kein Gesetz und keine Ordnung mehr, die Leute plündern, stehlen, rauben und morden, vergehen sich an allem, das schwächer ist als sie.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Die Menschen in der Stadt sind wie Tiere, die nur noch ihren dunkelsten Instinkten folgen. Die Meute ist zu einer Bestie geworden, die sich nur noch selbst zerfleischt.«
    »Was ist mit den Tempeln?«, fragte Varosch.
    »Wer konnte, rettete sich hinter die Mauern von Borons Tempel, die stark sind und noch am besten zu verteidigen. Die anderen Tempel jedoch wurden aufgegeben und bereits geplündert. Auf den Stufen des Borontempels stehen Adepten mit Keulen, Schwertern und Armbrüsten, sie zögern nicht im Geringsten, jeden zu erschlagen, der ungebeten Fuß auf diese Stufen setzt. Niemand will den Zorn Borons auf sich ziehen, selbst die Prediger der Weißen Flamme halten Abstand.«
    »Dabei ist die Weiße Flamme selbst ein Ritual des Gottes«, meinte Varosch bitter. »Es zeigt nur deutlich, dass der Kult ihm nicht dient, sooft es auch behauptet wurde.«
    »Was ist mit den anderen Glauben?«, fragte ich erschüttert. »Ist es wirklich so, dass man Astarte und Soltar nicht fürchtet, und nur Boron die Meute in die Schranken weist?«
    »Die Priesterinnen der Astarte mieden jeden Kampf und flohen dann zum Haus des Brudergottes. Doch nicht jeder Schwester gelang die Flucht; was mit ihnen dann geschah,

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