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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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glich nicht mehr dem Mann, den ich vor weniger als drei Wochen zum letzten Mal gesehen hatte. Dieser Major Wendis war unrasiert, besaß Augenringe, und seine Uniform sah aus, als habe er des Öfteren darin geschlafen. Die Flut hatte das Waschhaus weggetragen und sauberes Wasser war rar, nur ein Brunnen war nicht von der Flut verseucht worden; es musste zum Trinken reichen, zum Waschen und zur Wäsche war es zu kostbar.
    Die grimmigen Falten in seinem Gesicht und die Art, wie er in die Ferne schaute, zeigten, wie sehr er sich verändert hatte.
    »Die Warnglocke überraschte jeden, sie hängt seit Jahrhunderten im Vorzimmer, und wir hatten vergessen, dass es sie gab. Als sie zu läuten anfing, wussten wir zuerst nicht, was es bedeutete. Als wir es verstanden, ließ ich alle Kranken hoch zum Zeughaus bringen, es hat Mauern, die einer Festung gleichen, und von dem einen Tor abgesehen, nur eine schmale Tür aus Stahl und weniger als ein Dutzend schmale Fenster im Erdgeschoss. Wir gaben den Alarm weiter an die aldanische Marine, doch die reagierte vorerst nicht, erst später versuchten sie dann, das Seetor zu schließen. Doch man hatte es nicht gepflegt und auch keine jährlichen Übungen abgehalten, deshalb wusste niemand genau, was nun zu tun war, und dann, als sie es endlich angingen, zeigte sich, dass eines der Tore klemmte.« Er wies auf die Verwüstung im Hafen und seufzte. »Ihr seht, was daraus folgte.«
    Wendis holte tief Luft, bevor er weitersprach. »Es gibt ein Buch, das uns sagt, was man im Fall einer Katastrophe tun soll. Wir haben an vieles gedacht, so auch daran, Sandsäcke zu füllen und Tür und Tor des Zeughauses damit zu verstärken; was ich zu spät las, war der Rat, die Brunnen abzudecken. Wir haben hier drei von ihnen und die Pumpe im Zeughaus, doch es gelang uns nur noch, einen abzudecken. Die Flut kam, noch bevor die Soldaten das letzte Brett vernagelt hatten, und riss sie mit. Das war am späten Abend, kurz nach Sonnenuntergang. Ein tiefes Grollen lief der Flut voraus, und als die Wasser durch das Seetor drängten, zitterte der Boden unter unseren Füßen. Die Seemauer ließ die Flut auflaufen und staute sie, dafür war das Wasser, das durch das Tor brach, umso höher. Es schwemmte einfach alles weg. Hier«, er wies auf das zerschmetterte Schiff vor der fernen Wallanlage, die den Hafen von der Stadt trennte. »Bis dorthin, wo das Wrack jetzt liegt, war alles von der Flut bedeckt, überall trieben Trümmer und hilflose Körper. Als die Flut dann endlich zurückwich, ließ sie Verwüstung und Tod zurück, nur wenige haben hier im Hafen überlebt.«
    Ich konnte fast sehen, wie diese schwarze Flut sich in den Hafen ergoss.
    »Wie ging es weiter?«, fragte ich leise.
    »Es blieb uns nach der Flut nicht viel anderes übrig, als die Tore zu verschließen und uns hauptsächlich um uns selbst zu kümmern. Für den Moment hat man den Hafen aufgegeben, hier ist kaum jemand geblieben, außer den Toten, die noch überall zu finden sind.«
    »Und in der Oberstadt?«
    »Bis auf diese Stelle dort, wo das Schiff die Bresche schlug, hat der Wall zum Hafen hin gehalten und so die Stadt zum größten Teil geschützt, dort war die Lage zunächst nicht ganz so grimmig. Zuerst hielt die Garde noch die Ordnung. Brot und Wasser wurde ausgegeben, Plünderer wurden gehängt, und die Priester halfen, heilten oder erteilten den letzten Segen.«
    Wendis stützte sich mit beiden Händen auf die Zinnen und seufzte. »Wir dachten bereits, das Schlimmste wäre ausgestanden, doch gerade, als wir anfingen, hier im Hafen aufzuräumen, krochen die Fanatiker der Weißen Flamme aus ihren Löchern. Sie verbreiteten das Gerücht, die Katastrophe wäre Schuld des Prinzen, weil sein verfluchtes Elfenblut den Zorn der Götter über uns gebracht hätte.« Er hielt kurz inne und holte tief Luft. »Die Prediger der Weißen Flamme riefen dazu auf, dass jeder sich um sich selber kümmern sollte. Sie verlasen Listen mit Namen von Leuten, die Ketzer, Ungläubige oder Feinde des stolzen Reichs Aldane, Hexen oder Zauberer, im Dienst von Unheiligen oder gar selbst Nekromanten sein sollten. Man stachelte die Meute auf, sich an diesen zu vergreifen, da nichts, was sie besäßen, redlich verdient wäre, und sie selbst das Leben nicht verdienten!«
    »Was tat die Garde?«
    »Am Anfang versuchte sie noch, der Weißen Flamme Herr zu werden, doch wenn sie kamen, um die Prediger des Kults zu verhaften, schrien diese von Willkür, Ungerechtigkeit und dem

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