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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ist zu bitter, um es zu beschreiben. Was Soltars Haus angeht, schien es erst so, als könne man es ungehindert plündern, doch dann kam niemand mehr heraus, der seinen Fuß über die Schwelle setzte. Seitdem hält man auch dort Abstand.«
    Ich sah über der Stadt mehr als einen roten Schein am Himmel leuchten; was auch immer dort noch brannte, wurde nicht gelöscht. Keine Ordnung, Prediger, die dazu aufriefen, jedes Gesetz von Gott und Mensch zu brechen, sich gegen alles zu stemmen, was Friede und Ruhe bringen konnte. Es übertraf bei Weitem alles, was Stabsobrist Orikes befürchtet hatte.
    »Wie lange dauerte es, bis es so weit kam?«, fragte ich leise.
    »Es begann am vierten Tag nach der Flut … dann dauerte es kaum länger als einen Tag, seitdem ist es so, wie Ihr es seht … die Menschen sind wie Tiere, und wenn einer sich aus diesem Stand erheben will, wird er von den anderen zerrissen.«
    »Ihr seid immer noch Barbaren und dem Tier zu nah«, meinte Zokora, doch selbst sie klang bedrückt. »Was ihr euch an Zivilisation erschaffen habt, ist nicht mehr als eine dünne Tünche, und euer Geist genießt es, nicht zu denken.«
    Ich hätte gerne widersprochen, doch im Moment fehlte mir das Argument.
    »Wie lauten Eure Befehle, General?«, fragte Wendis jetzt. Ich starrte hinüber zu der Stadt.
    »Varosch«, sagte ich leise. »Du kennst die Worte deines Herrn. Was sagt er über die Verlorenen, Verfluchten und solche, die das Land verderben? Wie geht die Stelle von der Weißen Flamme noch genau?«
    » Und allen, die sich an mir vergehen, an meinem Gesetz, an meinen Brüdern und Schwestern, an denen, die unter meinem Schutz nun stehen, denen sei gesagt, wenn ihr euch erhebt gegen meinen Befehl und meine Ordnung, dann werden meine Engel ausziehen und den Garten jäten, und alles, was in dunklen Ecken wuchert, meinem Blick offenlegen und mit dem Licht der reinen weißen Flamme läutern, bis nur noch der Gerechte vor mir besteht «, intonierte Varosch mit einer Stimme, die zuerst rau klang und dann einen Widerhall erhielt, der die Worte seines Gottes weit in diesen dunklen Hafen trug.
    »Nun«, sagte ich. »Diese Worte werden wohl kaum im kaiserlichen Heeresgesetz zu finden sein, aber mir erscheinen sie als ein guter Rat. Lanzenmajor, lasst zur zweiten Glocke jeden antreten, der noch gehen und auch kämpfen kann. In voller Ausrüstung und mit so vielen Armbrüsten, Bolzen und Fackeln, wie Eure Seeschlangen tragen können. Wir werden uns Borons Worte auf die Fahnen schreiben, seinem Befehl folgen und diese Stadt läutern … mit genau dieser Weißen Flamme, von der er spricht.«
    »Aber … was ist mit dem Vertrag?«, fragte Wendis erschrocken.
    »Er wurde bereits gebrochen«, teilte ich dem Major mit und hoffte, dass ich meiner sicher klang. Ich war es nicht, denn die Ungeheuerlichkeit meines eigenen Befehls lastete schwer auf meinen Schultern. »Und nun sagt mir, Lanzenmajor, wo, bei allen Höllen, ist Kurtis Blix zu finden?«
    »Dort«, antwortete Wendis und wies auf die Stadt. »Er ist es, der mit seinen Leuten dort herumschleicht und beobachtet und Meldung bringt. Ihm verdanken wir, dass wir wissen, was dort geschieht.«
    »Seht zu, dass ich ihn bald sprechen kann.«
    Er nahm Haltung an und salutierte. »Ay, Ser, Lanzengeneral, Ser. Zur zweiten Glocke werden wir bereit sein, für die Götter und den Kaiser!«
    Er gab seinem Adjutant ein Zeichen und eilte die Treppe hinunter, ließ uns hier oben zurück.
    »Du willst dies wirklich tun?«, fragte Serafine heiser. »Du weißt, was es bedeutet, solcherart vorzugehen? Nicht alle können schuldig sein.«
    »Ich vertraue auf Boron. Was geschehen ist, können wir nicht wissen, doch wir werden richten, was sich uns zeigt. Wir haben einen Vorteil«, sagte ich und sah hoch zum Firmament, wo die Sterne klar und deutlich zu sehen waren. »Die Götter sind auf unserer Seite, und Boron wird uns leiten.«
    »Ich vertraue auf meinen Gott, aber wie willst du das erreichen?«, fragte Varosch zweifelnd, während Zokora mich nur mit einem nachdenklichen Blick bedachte.
    »Indem ich jeden daran erinnere, dass es so ist«, erklärte ich mit harter Stimme. »Wir werden durch diese Straßen ziehen und Borons Worte rufen. Varosch, wenn die Soldaten angetreten sind, wirst du diese Worte mit ihnen üben. Sie sollen sie laut und im Chor aufsagen, wenn wir marschieren, wieder und wieder, bis sie an nichts anderes denken werden. Diese Worte sollen sie hören, wenn sie das Schwert erheben oder die

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