Der Kronrat (German Edition)
Bolzen fliegen lassen, sie sollen sie fühlen, wenn sie einen Plünderer auf frischer Tat ertappen, oder einen, der auch nur auf den Boden spuckt, wo Boron es verbietet.«
»Göttin«, sagte Zokora beeindruckt. »Was bist du schlimm! Mit solchen Worten auf den Lippen wird sich jeder der Soldaten für einen Diener Borons halten!«
»Sie werden es sein ! Sie werden auch leicht erkennen können, wer zu strafen ist! Jeder kennt Borons Gesetze, sie sind klar genug, um uns als Richtschnur zu dienen. Raubt nicht, stehlt nicht, mordet nicht, legt nicht falsches Zeugnis ab vor meinen Augen, was ehrlich ist, besteht vor meinem Blick, was falsch ist, das wird keine Gnade finden! Einfach genug … Nach diesen Worten werden wir handeln. Wer still zur Seite steht und nichts tut, den lassen wir dort stehen. Wer plündert, mordet, schändet oder sich anderweitig gegen Borons Wort vergeht, den werden wir auf der Stelle erschlagen.«
Ich wandte mich an Serafine, vielleicht auch an ihr Schwert. »Gnade für die, die es verdienen, der Götter Zorn für die, die sich gegen ihre Gesetze stellen.«
»Es gibt auch noch das Kriegsrecht«, erinnerte mich Serafine leise. »Es ist ebenfalls eine Richtschnur, eine, die sorgsam überlegt ist. Damit könntest du …«
»Ich kenne dieses Kriegsrecht nicht, von mir aus soll es den Frieden wahren, wenn wir fertig sind. Aber zuerst läutern wir diesen Kult mit der wahren Flamme Borons. Dies ist kein Krieg, Serafine, es ist ein Aufstand gegen unseren Glauben, und wir wissen, wer dahintersteckt. Wenn du mehr brauchst: Meine Liebe gilt allem, das lieben kann, doch jene, die nicht wissen, was ein Herz erweicht, zertretet, denn sie sind verloren für alle, selbst für die Götter, bis auf Einen. Dieser Eine soll sein Gezücht bekommen, es steht ihm zu, also schickt es ihm mit Schwert und Flamme. « Ich holte tief Luft. »Aus den Büchern Astartes, vom Himmlischen Gericht, wo Astarte für die Toten spricht und Gnade rät. Gnade, für jeden, der dieser Gnade fähig ist. Ich will jeden, der für diesen Kult predigt, tot im Staub vor meinen Füßen sehen!«
»Ich wusste nicht, dass du so fanatisch sein kannst«, sagte Serafine unglücklich.
»Ich bin es nicht«, widersprach ich. »Ich weiß nur, dass man manchmal Feuer mit Feuer bekämpfen muss, und dass manche Dinge getan werden müssen, auch wenn man es nicht will.« Ich sah zu Varosch hin, der still stand und tief in Gedanken auf seiner Unterlippe kaute, dann zu Zokora und Serafine zurück.
»Gebt mir einen Rat, was ich anderes oder Besseres befehlen kann, und ich werde ihn in Erwägung ziehen. Wie das Kriegsrecht, von dem du sprachst. Doch auch wenn ich es nicht kenne, sagt mir mein Verstand, dass es sich nicht sehr von dem unterscheiden wird, was ich hier plane. Aber die Worte eines Gottes sind mehr als trockene Befehle in einem alten Buch und vermögen einen Soldaten weitaus besser anzutreiben. Also«, sagte ich und bedachte sie alle mit einem scharfen Blick. »Habt Ihr einen Rat für mich?«
»Vergiss die Gnade nicht«, meinte Serafine leise. »Um mehr bitte ich nicht.«
»Dem schließe ich mich an«, sagte jetzt auch Varosch. »Mein Gott schätzt diese Eigenschaft der Schwester, und auch Soltar kennt sie. Du hast heute mehr die Bücher zitiert, als ich es je von dir hörte, ich gebe dir dafür ein anderes Wort meines Gottes: Wo keine Gnade zu finden ist, herrscht auch keine Gerechtigkeit .«
»Dafür brauche ich euch«, sagte ich leise. »Hindert mich daran, zu irren.«
»Erwarte dies nicht von mir«, sagte Zokora. »Solante sagt: Für solche, welche die Dunkelheit verbreiten, soll gelten, dass sie erhalten, was sie säen, schickt sie in die Nacht! « Sie zeigte weiße, scharfe Zähne. »Ich finde das gerecht, und kürzer.« Zokora lächelte auf eine Art, die meine Nackenhaare steigen ließ. »Ihr wisst, ich verstehe Gnade nicht so ganz … darum überlasse ich es euch, sie mir zu zeigen.«
40. Schlachtplan
Der frühe Morgen fand uns in der Messe der Hafenkommandantur. Zum einen nahmen die Soldaten dort ihr Frühstück ein und beobachteten uns mit neugierigen Blicken, zum anderen war dort genügend Platz, um vier Tische zusammenzustellen, auf denen insgesamt acht Karten einen Blick aus Greifensicht auf die alte Stadt erlaubten.
Diesmal verstand sogar ich, was diese Karten zeigten; so genau waren sie gezeichnet, dass man sie an den Rändern übereinanderlegen konnte, als Wendis dann auch noch aus einer Lade kleine Klötzchen nahm und
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