Der Kronrat (German Edition)
starb.«
»Was ist mit den Predigern? Sind sie auch derart befallen?«
»Wir sahen nur noch einen, der durch die Straßen ging, er schien mir klar im Kopf und sah sich an, was um ihn herum geschah, als wolle er prüfen, dass alles so verläuft, wie von ihm gewünscht.«
»Die Straßen sind sonst menschenleer?«, fragte ich nach.
»Weit gefehlt«, sagte Blix grimmig. »Menschen gibt es auf den Straßen noch genug, sie liegen da und sterben oder sind schon tot.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Es ist wie in einem Albtraum, man wandert durch die Straßen, wo Leute sein sollten, oder Kinderlachen. Doch überall liegen die Menschen sterbend auf den Straßen, manche regen sich noch ein wenig, will man ihnen helfen, stieren sie einen an, als wüssten sie gar nicht, was man von ihnen will.«
Er sah auf seine blutbefleckte Hand. »Könnt Ihr uns für einen Moment entschuldigen? Wir wollen uns waschen, es wird nicht lange dauern.«
»Ja. Selbstverständlich. Wir haben noch Zeit, bis wir ausrücken werden.«
Die beiden nahmen ihren Abschied, ich sah ihnen nach und versuchte zu verstehen, was sie uns berichtet hatten.
»So viel zu der Weißen Flamme«, sagte Varosch bitter. »Es scheint, sie verbrennt sich selbst.«
»Wo liegt darin der Sinn?«, fragte Wendis unverständig. »Wenn es so ist, wie Blix uns sagt, dann stirbt die ganze Stadt vor unseren Augen … wem soll das nützen?«
»Der Sinn liegt darin, dass es jemandem von Nutzen ist, dass genau das hier geschieht«, sagte ich mit rauer Stimme. »Ich hörte von unbestätigten Gerüchten, dass Truppen Thalaks im Lande wären. Wenn es sie gibt, und sie hierher marschieren, ergibt es einen Sinn, denn zur Zeit könnten sie einmarschieren und die Stadt nehmen, ohne dass irgendjemand Widerstand zu leisten vermag.«
»Wenn es so ist, was nützt ihnen eine Stadt voll Toter?«, sprach Wendis aus, was ich mich selbst schon fragte.
»Vielleicht nützt es ihnen, wenn es Aldar nicht mehr gibt.« Ich schüttelte fassungslos den Kopf. »Eine Handvoll, und das ist das Ergebnis? Wofür braucht der Feind noch Truppen, wenn ihm so etwas gelingt!« Ich wandte mich an Zokora. »Weißt du, welche Art von Magie solches bewirken kann?«
»Im Kleinen gibt es vieles«, sagte sie ruhig. »Nur, um eine ganze Stadt so zu verwirren, bräuchte es eine ungeheure Macht. Wäre der Nekromantenkaiser imstande, solches mit seiner Magie auszurichten, bräuchte er den Mantel eines toten Gottes nicht!« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Havald, die Lösung liegt hier abseits der Magie.«
»Und was soll dies sein?«, fragte Wendis ungehalten.
Sie sah ihn aus dunklen Augen an. »Wenn ich alles weiß, das es zu wissen gibt, darfst du vor mir niederknien und mich fragen. Bis es so weit ist, bin ich nur Priesterin und nicht die Göttin selbst!«
Ich seufzte und stützte meine Hände auf die Karte. »Es scheint, dass dieses Mal der Plan verfiel, noch bevor wir ins Feld gezogen sind.«
»Sei froh darum«, meinte Serafine rau. »So bleibt es dir erspart, die Last dafür zu tragen, dass du Aldar geläutert hast. Für einen Gott mit Feuer und Schwert ins Feld zu ziehen, ihn die Spreu vom Weizen trennen zu lassen, ist meistens ungerecht. Es sind die Schuldlosen, die zu oft die Klinge spüren, denn die Schuldigen halten sich versteckt.«
»Es schien die richtige Wahl«, meinte ich müde.
»Jetzt ist sie es nicht. Sei froh darum. Fasse einen neuen Plan. Dafür bist du der General.« Ihr Stimme klang betont neutral, ich sah zu ihr hin, doch sie sagte nichts weiter.
Ein neuer Plan. Ich wandte mich wieder Karte und Wehrgang zu.
»Wie breit ist dieser Wehrgang?«
»Vier Mann können an der engsten Stelle Seite an Seite marschieren«, erklärte Paltus, der Lanzenleutnant, der die Achte Lanze anführte, dies war das erste Mal, dass er etwas sagte. Klein und stämmig, war er mit Unscheinbarkeit und einer ruhigen Art verflucht, die ihn leicht vergessen machen konnte. Bislang hatte er nur zugehört, sich schweigend alles angesehen.
Ich folgte mit der Spitze meines Dolches dem weiten Bogen dieser Mauer, bis hin zum Stadtwall und an diesem entlang bis zur Wallanlage der Kronburg. Dort verharrte die Spitze meines Dolchs, um dann, in einem weiteren weiten Bogen, zum Nordtor seine Spur zu ziehen. Dort drückte ich die Karte mit der Spitze ein und starrte auf die Linien.
»Major Blix meint, man könne dort oben reiten.«
»Was hast du vor, Havald?«, fragte Varosch und besah sich diese Karte.
»Diese
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