Der Kronrat (German Edition)
leise. »Es ist jetzt die beste Gelegenheit. Ihr Angriff ist misslungen, die Stadt wacht bereits auf. Der Kriegsfürst, der diese Lanze anführt, weiß das, und auch, dass seine Leute müde sind. Sie werden lagern und auf den Rest ihrer Legion warten, bevor sie etwas anderes unternehmen. Sie können nicht alle Tore bewachen und uns kaum daran hindern durchzubrechen.«
»Genau deshalb will der Prinz einen Angriff auf das Lager des Feindes wagen. Er hat es ausspähen lassen, sie sind schon dabei, Speere einzugraben, um sich vor Reiterei zu schützen. Er sagt, jetzt wäre die letzte Gelegenheit, den Feind anzugreifen, und bittet darum, dass wir ihn verstärken.«
»Götter«, fluchte ich. »Eine Schlacht hat er mühsam überstanden, und jetzt will er schon die nächste wagen? Was sagt Ihr dazu, Major?«
»Es sind noch etwa siebenhundert, die der Feind übrig hat«, antwortete der Major bedächtig. »Sie sind hart marschiert, und diese beiden Schlachten haben sie zudem zermürbt, ich wette, sie sind es nicht gewohnt zu fliehen.«
»Es war ein geordneter Rückzug, Kurtis«, meldete sich Grenski zu Wort und nahm die beiden Bier von dem Tablett des Schwertrekruten, der in der Messe Dienst tat. »Keine Flucht in Panik.«
»Auch gut. Dann sind sie den Rückzug nicht gewohnt. Wenn wir alles auf eine Karte setzen, können wir fünfhundert ins Feld werfen«, sagte der Major.
»Aber die Stadt wäre ohne Schutz«, warf ich ein.
»Ja. Doch der Prinz meint, dass wir die Stadt nur deshalb halten konnten, weil der Plan des Feinds misslungen war. Er will ihnen keine Zeit geben, einen neuen auszuhecken, wer weiß, über welche Kräfte und Magien sie noch verfügen. Er denkt, wenn wir sie gewähren lassen, könnte die Stadt doch fallen. Jetzt, wo sie müde sind und nicht mit einem Angriff rechnen, wäre daher der geeignete Moment ihnen darin zuvorzukommen.«
Tamins Befürchtungen waren vielleicht berechtigt, dennoch, es gefiel mir nicht.
»Dieses feindliche Lager vor der Stadt, was wisst Ihr darüber?«, fragte ich den Schwertmajor. Der winkte eine Feder heran und bat den Soldaten, ihm Papyira, Feder und einen Kohlenzweig zu bringen.
Während ich fasziniert zusah, zeichnete er mit raschen, sicheren Strichen einen Teil des Ostwalls ein, dann den Graben, die Handelsstraße, die nach Osten führte, und einen kleinen Ort, mehr eine Ansammlung von Häusern, der unweit des Osttors an dieser Straße lag.
»Er hat sich den besten Ort gesucht, den es weit und breit hier gibt, und sich dort eingenistet«, erklärte der Major, während er noch zeichnete. »Hier stand einst eine unserer Wehrstationen, deshalb gibt es dort auch einen Brunnen. Der Hügel, auf dem diese Gebäude stehen, gibt ihnen einen Vorteil, da es dort nur Felder gibt, auch eine weite Sicht.«
Er maß mit gespreiztem Daumen und kleinem Finger die Entfernung ab. »Ich weiß nicht, ob sie wissen, dass die Katapulte nicht zu benutzen sind, jedenfalls halten sie sich außer Reichweite. Wir müssten einen Ausfall wagen, um sie anzugehen, und sie werden uns von Weitem kommen sehen. Sie graben sich ein, so schnell sie können, ziehen Gräben, hier und hier, verstärken sie mit gespitzten Balken und spannen Seile gegen die Reiterei dazwischen. Nach dem Regen in den letzten Tagen ist das Ackerland abseits der Straße weich und schlammig und wird die Reiterei behindern.« Blix schaute von der Karte hoch zu mir. »Sie halten sich an das Lehrbuch der Legionen. Wenn wir sie dort angreifen, werden wir einen hohen Blutzoll zahlen. Anders als der Prinz denke ich nicht, dass sie noch einmal versuchen werden, die Stadt allein zu nehmen. Wir sollten sie dort liegen lassen, man kann sehen, dass sie sich dort eingeigelt haben, um auf den Rest der Legion zu warten; bis diese kommt, haben wir wenig genug von dieser Lanze zu befürchten. Außer natürlich, dass die Lanze uns die Handelswege blockiert.«
»Und wenn wir sie trotzdem angreifen? Was meint Ihr, können wir gewinnen?«
Er sah auf seine Zeichnung herab und seufzte dann. »Ja. Aber nur unter hohen Verlusten. Ich rate dringend, davon abzusehen.«
»Aber der Prinz hat es sich in den Kopf gesetzt.«
»So ist es wohl.« Er besah sich die Karte erneut, zeichnete noch einen Wachturm ein, vervollständigte noch einen Graben. Und schüttelte den Kopf.
»Es ist ein Fehler. Doch wenn es sein muss, dann nur unter einem gemeinsamen Befehl. Ich will meine Soldaten nicht hinter wilden Reitern herrennen lassen. Sie sollen uns die Bresche
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