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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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letzte Mal gesehen hatte, schien er mir noch verhärmter. Lange war er wohl nicht mehr von dieser Welt, schade, dachte ich, denn ich mochte ihn.
    »Wie geht es dir?«, fragte ich Leandra leise. Sie sah über die Menschenmenge hin, die wie ein Untier zu grollen schien, der Lärm erreichte uns in Wogen und zwang uns, die Stimme zu heben. »Was ist mit Steinwolke?«
    »Sie ist noch nicht so weit. Aber man versprach, sie in den nächsten Tagen zur Donnerfeste zu bringen. Es ist wohl auch besser so, Menschenmengen machen sie noch immer sehr nervös.«
    Bedachte man, wie sehr der Greif zur Schaulust der Menschen gequält worden war, schien es mir verständlich.
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll«, fuhr sie unglücklich fort. »Ein Kampf ist etwas anderes, aber jemanden hinzurichten … es stößt mir übel auf!«
    »Ich habe ihr angeboten, den Verfluchten zu richten«, teilte mir Zokora mit, die mit weiten Augen die Menge betrachtete, es war eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen sie unruhig wirkte. »Doch sie wollte nicht!« Die dunkle Elfe sah zu mir hoch. »So viele Menschen, Havald!«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich hätte nie glauben wollen, dass es so viele Menschen gibt! Und da habt Ihr Angst vor uns?«
    »Hier nicht«, meinte Varosch und zog sie an sich heran, sie ließ es geschehen und schmiegte sich an ihn.
    »Leutnant«, hörte ich Serafines Stimme. »Augen geradeaus!«
    »Entschuldigt«, sagte der Leutnant verlegen. »Ich sah Euch bisher nicht aus der Nähe.« Er verbeugte sich formvollendet vor Zokora. »Ihr seid eine wunderschöne Frau.«
    Serafine räusperte sich. Laut. Doch Zokora überraschte uns, sie neigte höflich den Kopf und sagte: »Danke.«
    Ich sah noch immer Leandra an. Sie atmete tief durch und nickte grimmig. »Ich werde es tun, aber … nein, es gefällt mir nicht!« Sie griff an das Heft von Steinherz, das über ihre Schulter ragte. »In solchen Fällen bin ich froh, dass ich mich auf Steinherz stützen kann.«
    Ja, dachte ich bitter. Für solche Fälle war ein Herz aus Stein recht gut zu gebrauchen. Ich sah mich auf der Plattform um und bemerkte Serafine, die jetzt Leutnant Stofisk zur Seite nahm und mit ihm sprach. Der Kommandant hob leicht seine Hand, und ich trat zu ihm. Auch er schien von der allgemeinen Stimmung nicht angesteckt worden zu sein. Sein Gesicht war ernst, und seine Augen zeigten Falten, als er die Menge beobachtete.
    »Haltet Ihr es immer noch für eine gute Idee?«, fragte er so leise, dass ich ihn gerade so verstand. »Wir haben einen geübten Henker hier.« Er deutete mit einem Nicken zu einem großen Mann mit breiten Schultern, der etwas an der Seite stand. Er war in Hosen und Weste aus braunem Leder gekleidet, die seine mächtigen Oberarme freiließen. Eine Kapuze besaß er nicht, aber an seinem Gürtel hing eine Maske aus schwarzem Stahl. Ohne diese Maske schien er ein freundlicher Geselle zu sein, ein gutmütiger Bär, der sich mit wachen Augen umsah. Zwei Gesellen standen neben ihm und hielten mit Blasebälgen einen Eisenkessel heiß. Eine silbrige Flüssigkeit stand ruhig darin und dampfte.
    Weiter vor uns, in der Mitte der Plattform und vier Schritt vom Rand entfernt, stand ein Gestell, einem Käfig gleich, das mit Lederplanen versehen war. Ein Mann passte dort hinein und würde mit gespreizten Beinen und Armen darin stehen können. Unter diesem Gestell befand sich eine Schale aus Metall. Vier Schritt daneben war ein Block, wie man ihn aus allen Landen kannte, sorgsam neu gezimmert und schwarz angemalt, mit einer Kuhle für das Kinn. Auch hier gab es eine Kohleschale, in der einer der Henkersgesellen ein Brandeisen heiß hielt, an dem die Rune zu erkennen war, mit der man im Reich Nekromanten zeichnete. Dahinter stand der kaiserliche T-Galgen, an dem Helgs kopfüber enden sollte, nur dass man den Kopf mit dem Brandmal an den Fuß des Galgens stellen würde.
    »Sie ist bereit, es zu tun, aber ich werde sie noch einmal fragen. Ich glaube nicht, dass es noch sein muss, ich hörte schon in den Kneipen, dass man sie bereits bewundert, Stofisk hat hier bewundernswert gerettet.«
    Der Kommandant nickte zum Hochinquisitor Pertok hin, der zusammen mit drei anderen Inquisitoren, Desina und Santer weiter rechts von uns stand und sich mit ihnen unterhielt. »Er würde es schätzen, es gefällt ihm nicht, die Hinrichtung anderen zu überlassen.« Der Kommandant seufzte leise und sah sich um, legte seine Stirn in Falten, als sein Blick auf die geladenen Gäste

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