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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Sie ging ins Licht und ließ verkünden, dass sie noch immer über Illian wachen würde. Zugleich beschämte sie den Feind und bewies, dass man seinen Schwüren nicht trauen durfte. Aber in diesem Traum war die Kronstadt noch nicht gefallen.« Ich zögerte. »Es gibt einen Weg, um zu ermitteln, wie wahr mein Traum gewesen ist. Doch dazu musst du mir Steinherz geben, Leandra.«
    Mit Tränen in den Augen sah sie mich an, dann nickte sie und reichte mir ihr Schwert.
    Ich hatte es so gut es ging vermieden, Steinherz zu berühren, und als ich es nun hielt, wusste ich, dass ich darin gut beraten gewesen war. In meinen Händen war es kalt wie Eis, und mir loderte ein Zorn entgegen, der nicht überraschend, aber dennoch in seiner Intensität unverständlich war. Ich hatte schon immer gewusst, dass Steinherz mich nicht leiden konnte, dennoch verblüffte mich die Unbedingtheit dieser Ablehnung.
    Ich ignorierte das Eis unter meinen Fingern und die heiße Glut der Augen, als ich die Rubine so drückte, wie Eleonora es mir im Traum gezeigt hatte. Es klickte, und das Heft löste sich. Ich zog Knauf und Griffstück ab, und dort war, wie in meinem Traum gesehen, ein feines Pergament um den Dorn der Klinge gewickelt.
    Die Siegel waren angebrochen, so viel Platz war dort drinnen nicht, doch das Dokument schien intakt. Ich zog es von dem Dorn und hielt es Leandra entgegen.
    »Hier«, sagte ich.
    Sie sah mich fragend an. »Weißt du, was darin steht?«
    »Es ist das Testament der Rose von Illian. Sie bestimmt, wer nach ihr die Königswürde tragen soll.«
    Ein lauter metallischer Schlag ließ nicht nur mich zusammenzucken: Auf meinen Beinen hatte sich Steinherz wieder zusammengesetzt und funkelte mich mit roten Augen an. Im nächsten Moment fiel er von meinen Knien und rutschte zu Leandra, um dann wieder wie von Geisterhand neben ihr zu stehen.
    Leandra beachtete es gar nicht, ihr Blick war nur auf dieses Dokument gerichtet, das ich ihr hinhielt.
    »Wer ist es?«, hauchte sie.
    »Ich weiß es nicht, ich habe nur eine Vermutung.«
    »Du bist ihr Paladin, es ist deine Aufgabe, es zu verlesen«, meinte sie.
    »Das war einmal«, entgegnete ich. »Jetzt bist du es. Die Nachricht ist für dich bestimmt.«
    Noch immer nahm sie es nicht in die Hand. »Wie kann das sein?«, flüsterte sie. »Seitdem ich Steinherz trage, bin ich nicht mehr in der Kronstadt gewesen.«
    »Sie war eine kluge Frau. Sie wusste, was letztlich kommen würde. Auch ohne den Feind waren ihre Tage gezählt.«
    Sie nickte und streckte langsam die Hand aus, um das Dokument zu nehmen, dann brach sie die Siegel vollends und rollte es auseinander. Sie las, ihre Augen weiteten sich, und ihr Mund formte sich zu einem O. Fassungslos sah sie erst zu mir, dann zu den anderen.
    Ich stand auf, griff nach Steinherz und verbrannte mir eisig die Finger. Doch diesmal war es mir egal, ich griff fester zu, und zu meiner Überraschung schien er irgendwie zurückzuweichen.
    »Knie nieder, Leandra«, bat ich sie mit rauer Stimme.
    »Götter«, flüsterte Varosch, der als Erster verstand, was hier vor sich ging. Leandra blickte zu mir auf, dann rutschte sie vom Bett und ging vor mir auf die Knie. Es war vielleicht das erste Mal, dass eine Bewegung bei ihr nicht vollends elegant aussah. Mit weit aufgerissenen Augen, aus denen die Tränen nur so strömten, schaute sie zu mir auf, während ihre Hand das Dokument zerknüllte.
    Ich zog an Steinherzens Griff, wieder wollte das Schwert mir widerstehen, doch diesmal reichte es mir. Ich hatte seine Spielchen satt. Ich griff härter zu, in ihn hinein, und schwor ihm, dass er weiteren Widerstand bereuen würde. Fast spürte ich so etwas wie Furcht in ihm, als ich ihn aus der Scheide zog. Ein gleißendes Licht floss um ihn herum, bis er so hell leuchtete wie weißglühender Stahl. Ich hob das Schwert hoch, griff es mit beiden Händen und senkte es dann sanft herab.
    »Bei Astartes Liebe«, flüsterte ich und berührte Leandras Stirn mit der Schwertspitze, »Borons Gerechtigkeit«, ihre linke Schulter, »und dem Leben, das uns Soltar schenkt«, die rechte Schulter »seid Ihr, Leandra di Girancourt, bestimmt, die Krone von Illian zu tragen. Vor den Göttern und vor diesen Zeugen, seid Ihr bereit, die Last der Krone zu tragen, für Land und Volk von Illian diese schwere Last auf Euch zu nehmen, Illian und allen, die dort leben, zu dienen, es zu schützen und zu ehren, bis Soltar Eure Seele nimmt und Ihr Rechenschaft ablegen müsst über Eure

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