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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Herrschaft?«
    Leandra sah mich an, und ihre Lippen zitterten, während aus ihren Augen weiterhin Tränen liefen. »Ich …«, begann sie und schluckte. »Ja«, hauchte sie. »Ich schwöre es!«
    Steinherzens Klinge leuchtete ein letztes Mal hell auf und sammelte das Licht in sich, das sich nun über Leandra ergoss, sie einhüllte, umgab und durchdrang, bis sie es war, die wie eine Lichtgestalt der Götter leuchtete. Dann verblasste es langsam wieder.
    »Ich bezeuge es vor Soltar«, sagte ich ehrfürchtig.
    Ich sah Varosch auffordernd an, er lächelte nur ein wenig. »Ich lege vor Boron Zeugnis ab«, sagte er leise.
    Dann sah ich zu Zokora, die das Ganze aufmerksam verfolgt hatte. »Ich leiste meinen Eid vor Solante, die auch Astarte ist«, sagte sie und schmunzelte. »Ist es das, was du hören wolltest, Havald?«
    »Ja«, antwortete ich. »Genau das.«
    Ich griff Steinherzens Scheide und führte die Klinge zurück. Sie wehrte sich dagegen, aber ich sah nicht ein, ihr auch noch mein Blut zu geben, und teilte es ihr mit Nachdruck mit. Mit einem leisen Klicken verschwand sie in der Scheide, und ich stellte das Schwert neben Leandra.
    »Steh auf«, flüsterte ich.
    Langsam erhob sie sich, und als sie stand, ging ich vor ihr auf die Knie; Varosch und Sieglinde taten es mir gleich. »Der Götter Segen mit Euch, Leandra, Königin von Illian, Bewahrerin des Reichs, Herz und Liebe Illians«, brachte ich mit rauer Stimme hervor.
    »Ich habe schon einmal einer Krönung der Menschen beigewohnt«, meinte Zokora vom Bett her, wo sie es sich in unseren Kissen bequem gemacht hatte. »Sie dauerte neun Kerzenlängen, es gab jede Menge Eide und gut drei Dutzend Priester, die Loblieder gesungen haben. Drei Tage später war der neue König tot. Ich muss sagen, deine Art gefällt mir besser, Havald.«
    »Danke«, sagte meine Königin bissig zu Zokora. »Das war es, was ich hören wollte.«
    »Damals hat Steinherz auch nicht geleuchtet«, meinte die Dunkelelfe. »Das lässt für dich hoffen.«
    Leandra wandte sich mir zu. »Gilt das?«, fragte sie. »Und warum hast du es so gemacht? Wäre es nicht besser gewesen, in einen Tempel zu gehen? Darfst du mich denn überhaupt krönen?«
    »Es schien mir das Richtige zu sein. Die Götter haben es auch hier gesehen, und Steinherz hat dich bestätigt. Ich habe dich nicht gekrönt. Es waren die Götter und Steinherz. Es ist das Königsschwert von Illian. Aber, falls dich das beruhigt, es ist der gleiche Eid, den auch Eleonora geschworen hat.«
    »Wie das?«, fragte sie erstaunt. »Ich dachte, sie wurde im Tempel gekrönt.«
    »Ja. Aber seitdem Vladir der Verschlagene bei seiner Krönung aus Versehen von Steinherz enthauptet wurde, hat man bei der Krönung nur noch eine Kopie des Schwerts verwendet. Eleonora fand das heraus, ließ sich von den Priestern Steinherz bringen, und wir trugen sie auf ihrer Bahre in den kleinen Garten, den sie so liebte. Dort bat sie mich, genau das für sie zu tun. Sie sagte, sie müsse wissen, ob sie die Krone zu Recht tragen würde, und auch für sie hat Steinherz aufgeleuchtet.« Ich lächelte. »Wenn es für sie gut genug war, meine Königin, dann ist es das auch für Euch.«
    Und wenn Steinherz dabei auch nur einmal gebockt hätte, hätte ich es eingeschmolzen. Ich war sicher, das verdammte Ding wusste das auch.
    » Meine Königin «, wiederholte sie. »Bin ich das jetzt für dich?«
    »Ja«, sagte ich leise und schluckte. »Mehr könnt Ihr nicht sein. Ist es nicht genug?«
    Ihre violetten Augen weiteten sich, als sie verstand, was ich ihr da sagte.
    »Es muss reichen, nicht wahr?«, hauchte sie.
    »Ja.«
    »Dann erhebt Euch, Graf Roderic von Thurgau. Und ihr anderen auch.« Sie bedachte uns mit einem harten Blick. »Niemanden von euch will ich je wieder vor mir knien sehen.« Dann lachte sie und wischte sich Tränen aus den Augen. »Und schon habe ich meinen ersten Fehler begangen … Sieglinde, komm her und knie dich hierhin. Zum letzten Mal.« Leandra lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich muss wohl lernen, besser auf meine Worte zu achten.«
    Sie zog Steinherz, während Sieglinde vor ihr den Kopf senkte.
    Leicht berührte sie mit der Klinge Sieglindes Stirn und Schultern. »Im Namen Illians, erhebt Euch, Sieglinde von Eberherz, Ritter des Ordens der Rose.«
    Sieglinde sah verblüfft zu ihr auf, und Leandra lachte.
    »Das Wesentliche ist gesagt«, meinte sie. »Darin ist Havald gut, und ich tue es ihm nach.« Sie sah kurz zu mir. »Es gab einst einen Orden der

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