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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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zu beweisen, dass sie den König nicht betrogen hatte. Und doch, das Kind blieb ein Problem. Ein Elf, der ein Menschenreich regierte? Dann hörte ich, dass er starb. Bei einem Jagdunfall im Wald. Ein Bär, hieß es, soll ihn zerrissen haben. Jahre später hörte ich von einem alten Wildhüter, der damals dabei gewesen war, er habe ein Treffen zwischen dem Königspaar und einem Gesandten der Elfen verabredet. Er sagte, das Kind sei nicht getötet worden, sondern ein anderes, das an Husten gestorben war, sei mit Soltars Segen an den Bären verfüttert worden. Das Königskind wäre unter den Tränen der Eltern an die Elfen zurückgegeben worden.«
    »Du meinst …?«, hauchte sie.
    »Ich weiß es nicht. Es ist die Geschichte eines alten Mannes gewesen, der zu viel getrunken hatte und manchmal nicht mehr wusste, wie er selbst hieß. Doch als ich dich das erste Mal sah, im Hammerkopf , fiel mir auf, dass du diesem Königskind sehr ähnlich bist, aber ich verwarf den Gedanken gleich wieder. Doch später, als ich hörte, dass du von einer Elfe an den Hof gebracht wurdest … Ich glaube nicht, dass du ein Bastard bist«, sagte ich leise. »Ich denke eher, dass du für deine Eltern eine Überraschung warst, dass sich etwas Merkwürdiges zugetragen hat und aus zwei Elfen du hervorgegangen bist. Ich habe lange genug gelebt, um zu sehen, wie manche Menschen wiederkommen. Manchmal sehe ich jemanden, den ich aus meiner Jugend kenne, er gleicht dem anderen bis aufs Haar – und dann erfahre ich, dass er ein weit entfernter Verwandter ist. Alle, die vor uns waren, sind noch in uns, Leandra, und manchmal kommen sie auch wieder. Die Elfen leben länger als wir, und in ihnen liegt noch das Erbe derer, die von den Elfen als die Alten bezeichnet werden. Vielleicht ist es bei den Elfen nicht anders als bei Menschen, und ab und zu kommt etwas wieder, das man lange verloren geglaubt hat.«
    »Du meinst also, ich stamme von diesem Prinzen ab, der damals an die Elfen gegeben wurde?«, fragte sie.
    »Es mag sein. Ich weiß, dass Eleonora die Geschichte vom verlorenen Königskind faszinierte. Tatsächlich würde ich mich nicht wundern, wenn sie Kontakt zu den Elfen aufnahm, von dir erfuhr und es so einrichtete, dass du zu ihr gebracht wurdest. Ein Kind für ein Kind. Für die Elfen ist das wichtig, es folgt dem Kreislauf, als den sie das Leben sehen. Ich weiß nicht, ob es sich wirklich so verhält, aber ich dachte mir, es könnte sein.«
    »Deshalb ließ sie mich ausbilden und stand immer zu mir«, sagte sie. »Sie stellte mir die besten Lehrer zur Seite und nahm oft selbst am Unterricht teil. Sie hat all das geplant. Mich zu dem geformt, was ich heute bin.«
    »Oder aber es war Zufall und nicht mehr.« Allerdings hatte ich meine Zweifel. Eleonoras Körper mochte gebrochen gewesen sein, doch ihr Geist war es nicht. Wir hatten nie herausgefunden, wer das Attentat verübte. Sie hatte damit gehadert, dass es letztlich doch erfolgreich gewesen war, denn sie konnte keinen Erben gebären, und ihre Lebensspanne war seit diesem versuchten Mord verkürzt. Es sähe ihr ähnlich, so den Mördern einen Strich durch die Rechnung zu machen.
    »Wie viele Geheimnisse hütest du noch?«, fragte sie.
    »Zu viele«, gab ich ihr ehrlich Antwort. »Es sind lange Jahre gewesen, und ich habe vieles gesehen, das heute vergessen ist. Und meist vergesse ich es selbst, bis ich durch ein Lächeln oder violette Augen daran erinnert werde.«
    Sie nickte bedächtig. »Ich denke, auch ich fange jetzt erst an, dich zu verstehen. Jetzt, wo es zu spät ist.«
    Ich sagte nichts dazu, sondern zog sie nur enger an mich. Sie seufzte.
    »Es gibt etwas, das ich dir sagen muss, Havald. Ein Geheimnis.«
    »Du musst nicht.«
    »Aber ich will es.« Sie bewegte sich in meinen Armen, und ich spürte, wie sie lächelte, als sie meine Reaktion verspürte. »Hör mir zu. Ich war heute ungerecht zu dir. Es ist nicht ganz so, wie du denkst, aber Steinherz … Steinherz war schon immer gegen dich.«
    »Ich weiß.«
    »Weißt du auch, wieso?« Sie drehte sich in meinen Armen um, um ihren Kopf in meine Halsbeuge zu legen.
    »Nein. Als ich mit ihm Eleonora krönte, schien das Schwert mir sogar zugeneigt, aber ich trug bereits Seelenreißer.«
    »Es ist ganz einfach«, sagte Leandra so leise, dass ich sie kaum hören konnte. »Ich habe auf Steinherz geschworen, und es gibt nichts, was mich von meinem Pfad abbringen kann.«
    Ich nickte, denn dessen war ich mir allzu sehr bewusst.
    »Nichts, außer

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