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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ihm jemand einen Stuhl über den Rücken. Santer seufzte und drehte sich, in einer Hand den benommenen Marinesoldaten haltend, langsam um.
    »Du willst keinen Streit mit mir«, teilte er dem Bullen vor ihm freundlich mit.
    »Warum denn nicht?«, grinste der und holte aus, nur um erstaunt festzustellen, dass ich seine Hand ergriffen hatte.
    »Sei vernünftig Mann«, sagte ich. »Noch ist nicht viel zu Bruch gegangen und …«
    »Hey, du verrätst die Bullen!«, meinte der Kerl, spuckte mir ins Gesicht und trat nach meinem Schritt … was ihm freilich nicht ganz gelang. Er verfehlte sein Ziel, was daran liegen mochte, dass Serafine ihm eine Flasche über den Schädel zog.
    »Finna«, rief ich. »Lass dass!«
    »Gut«, meinte sie und trat zur Seite, sodass der Bulle Platz zum Fallen hatte und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sah hinter mich und grinste breit. »Wenn du meinst!« Diesmal traf mich ein Stuhlbein hart am Schädel, ich schüttelte mich wie ein nasser Hund, duckte mich unter dem Bullen hindurch, den Santer im hohen Bogen über mich warf, griff mir den Kerl mit dem Stuhlbein und hörte Serafine lachen. Der Kerl trat nach mir.
    »Und jetzt?«, fragte sie und duckte sich unter einem Becher hindurch, den ein anderer nach ihr warf. Neben mir zersplitterte ein Tisch, als ein Bulle grunzend darauf landete, indes versuchte der Kerl in meiner Hand erneut nach mir zu schlagen. Seinem Grinsen nach hatte er noch immer seinen Spaß dabei. Hinter mir hörte ich den Wirt noch flehen, dann kam eine Flasche geflogen und traf mich hart am Kopf.
    »Was soll’s«, rief ich zu Serafine, während der Wein mir in den Kragen lief, hob den Kerl an und warf ihn zwei anderen Bullen entgegen, um mit ihnen und dem Kerl einen anderen Tisch abzuräumen. »Manchmal … autsch … manchmal muss es halt auch sein!«
    Der Spaß dauerte vielleicht ein halbes Zehntel einer Kerze, dann ging die Tür zum Gastraum auf und eine Tenet Bullen stürmte mit gezogenen Knüppeln herein. Es war erstaunlich, wie gründlich man eine Taverne in so kurzer Zeit verwüsten konnte.
    Nur wenige Atemzüge später standen Santer, Serafine, Fefre und ich zusammen mit anderen Bullen in einer Reihe, während der Stabsleutnant der Wache in ganz besonders wohlgesetzten Worten erklärte, was er von dem Geschehen hielt. Er kombinierte auf überraschende Weise die Abstammung der Anwesenden mit der Ehre des Kaiserreichs und der Legionen, das angenehmste Beispiel setzte uns zumindest noch mit Kakerlaken gleich. Es war eine Offenbarung, bislang hatte ich wahrlich noch nie eine Zurechtweisung dieser Güte und Farbe hören dürfen. Zuletzt wandte er sich noch an mich.
    »Was grinst du so, Rekrut?«, fragte er. »Hast du noch immer Spaß? Da werde ich dir helfen können!«
    »Es tut mir leid«, sagte ich und meinte es auch so. »Es ist nur …« Ich versuchte noch, mich zu beherrschen, doch es gelang mir nicht, ich fing lauthals an zu lachen. Irgendwie schien es dem Leutnant zu missfallen, er trat vor und zog mir seinen Knüppel über. Etwas, das mir in letzter Zeit zu oft geschah, und an das ich mich dennoch nicht gewöhnen wollte.
     
    Auch wenn man in eine freundliche Schlägerei gerät, sollte man kein Bannschwert tragen; es erschwert die Umstände, wenn man erklären muss, warum man es nicht abgeben will, wenn man verhaftet wird. In diesem Falle war es leicht zu lösen, der wachhabende Offizier erkannte Santer, und als dieser erklärte, was geschehen war, ließ man uns auch wieder laufen … doch es war zu spät, denn im gleichen Moment öffnete sich die Tür und Desina trat ein.
    »Dein Anteil an der Verwüstung, Santer, liegt bei stolzen vier Gold und drei Silber!«, teilte ihm Desina hoheitsvoll mit. »Ich dachte, solche Späßchen wären … oh, Götter«, rief sie, als ihr Blick auf Fefre fiel. »Das hätte ich mir denken können!«
    Der zog seinen Kopf ein.
    »Es war nicht meine Absicht gewesen, Sera«, meinte er nun rasch. »Ich wollte Santer nur fragen, ob er etwas trinken will … nur irgendwie kam es dann nicht dazu.«
    »Ich kann nur sagen«, fügte jetzt noch Santer hinzu, »dass wir tatsächlich nicht angefangen haben. Auch der General wartete drei Schläge ab, bevor er den Ersten durch den Raum geworfen hat.«
    »Welcher General?«, fragte der Offizier und wurde bleich, als Santer mit dem Daumen auf mich wies.
    »Ich glaube«, sagte ich freundlich; »wir sollten besser gehen.«
    »Das scheint mir eine gute Idee zu sein«, meinte Desina kühl. »Ich

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