Der Kronrat (German Edition)
bin nicht auf der Suche nach Euch gewesen, weil mir einfach danach war.« Sie musterte mich mit einem scharfen Blick. »Eure Gefährtin hat Nachricht aus Eurer Heimat erhalten. Keine gute, fürchte ich, es scheint, als wäre Eure Heimat gefallen. Die Maestra erwartet Euch.«
6. Das Erbe der Rose
An den Weg zurück zur Zitadelle erinnerte ich mich später kaum mehr, nur noch daran, wie ich in unser Quartier stürmte. Dort wartete bereits Leandra und ging unruhig auf und ab. Varosch lag halb auf meinem Bett, und auf einem der Stühle saß Sieglinde und sah niedergeschlagen drein.
Ich nahm Leandra in den Arm, während Serafine leise die Tür hinter uns schloss.
»Wo warst du, Havald?«, fragte Leandra mit feuchten Augen, ohne auf eine Antwort zu warten. »Eleonora ist tot!« Sie presste sich enger an mich, während ihre Schultern bebten. »Sieglinde hat es erfahren … eine Nachricht von Janos … Er lebt, weißt du?«
»Wenigstens eine gute Nachricht«, sagte ich mit einem Seufzen und hielt sie fester, während ich über ihre Schulter hinweg Sieglindes Blick suchte. »Ich freue mich für dich, Sieglinde.«
Die ehemalige Wirtstochter schaute kaum auf. »Mir hätte diese eine Nachricht gereicht.«
»Aber es gab noch mehr Kunde«, sagte Leandra, atmete tief ein und schniefte.
Ich erinnerte mich an den letzten Traum von meiner stolzen Königin. Also war sie wirklich tot. Ich spürte einen Stich in meinem Herzen und atmete tief durch. »Wie ist Illian gefallen?«, fragte ich.
»Das weiß ich noch nicht«, antwortete sie. »Dort.« Sie deutete auf ein Schreibbrett mit einer ledernen Abdeckung, das auf unserem Bett lag, wo es sich Zokora neben Varosch mittlerweile bequem gemacht hatte. »Lies selbst.«
Ich wollte nach dem Brett greifen, doch Sieglinde war schneller. Ich sah sie überrascht an.
»Es ist eine Nachricht an mich«, sagte sie, schlug die Abdeckung zurück und bedachte mich mit einem Blick aus ihren grünen Augen. »Was Janos vorher schreibt, braucht Ihr nicht zu wissen, Havald.« Sie holte tief Luft und las vor. »Eben kam ein Bote ins Lager, er berichtet, dass der Feind überall verkünden lässt, dass die Königin gefallen ist und Illian unter Thalaks Herrschaft steht. Ich habe Kundschafter entsandt, um Genaueres zu erfahren, währenddessen ziehen wir uns zur Donnerfeste zurück.« Sie klappte das Leder wieder zu. »Mehr wissen wir noch nicht.«
»Du wirkst nicht sehr überrascht«, stellte Leandra misstrauisch fest.
»Es ist nicht so schlimm, wie es sich anhört«, sagte ich und bewies erneut, wie ungeschickt ich mit Worten sein konnte.
»Nicht so schlimm?«, fuhr Leandra auf. Die Tränen waren vergessen, Funken überliefen sie, und in ihren Augen glühte es rot. »Nicht so schlimm, sagst du? Unsere Heimat ist gefallen, und ich habe den einzigen Freund verloren, den ich je hatte!«
Die Nachricht vom Tod meiner Königin hatte geschmerzt, der Stich, der diesmal folgte, war ein Schmerz anderer Art. Er raubte mir fast die Luft zum Atmen. Sie meint es nicht so, sagte ich mir, aber so recht wollte ich mir selbst nicht glauben.
»Ich hatte eine Vorahnung. Einen Traum, wenn du so willst.«
»Hattest du?«, fragte sie scharf.
Alle anderen sahen uns zu, als ob ihnen ein Schauspiel geboten würde, doch Leandra kümmerte es nicht. »Warum hast du nichts gesagt?«
»Weil es ein Traum war. Ich konnte nicht wissen, ob er stimmt.« Sie wollte etwas entgegnen, doch ich hob die Hand. »Warte. Ich erzähle dir, was ich geträumt habe.«
»Tu das«, befahl sie.
Noch immer spürte ich ihren Zorn. Ich selbst hatte Mühe, mich ruhig zu halten, doch ihre Reaktion war verständlich. Ich zog mir also einen der Stühle heran und begann von dem Traum zu erzählen, den ich in Aldar gehabt hatte, kurz bevor die Lanze der Ehre in den Hafen einlief und ich davon erfuhr, dass Leandra vom Feind gefangen war.
»In diesem Traum erzählte Eleonora mir, dass ihr Körper sie verraten hätte und sie nur noch durch die Gebete der Priester lebte. Sie fasste einen letzten Plan, dem Gegner zu trotzen und den Menschen im Land Hoffnung zu geben. Der Gegner hatte versprochen, abzuziehen, wenn sie sich ihm opferte. Sie glaubte nicht daran, doch ihr Plan ging darüber hinaus.«
Ich berichtete, wie die Königin in meinem Traum sich aufgab, dunkler Magie trotzte, den Feind beschämte und dann in einem Lichtbrand Borons verging, ohne dass eine Spur von ihr verblieb.
»Niemand sah sie sterben«, schloss ich leise. »Das war ihr Plan.
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