Der Kronrat (German Edition)
jung.«
»Danke«, gab sie scheinbar bissig zurück, doch ein Lächeln huschte über ihre Lippen.
»Du weißt, wie ich es meine. Sag, warum bist du eigentlich mit uns gekommen? Armin und Faihlyd hätten dich liebend gern in Gasalabad behalten und dich mit Ehren überschüttet.«
»Armin vielleicht, bei Faihlyd wäre ich mir nicht so sicher«, meinte sie. »Sie hat Angst vor mir. Aber auch mein Bruder sieht mich immer seltsam an, wenn er bemerkt, dass ich eine andere bin als die, die ich zuvor war.« Sie seufzte. »Ich denke, es ist sinnvoll, dass wir uns nicht an frühere Leben erinnern können. Versteh mich nicht falsch, in bin Helis und will es auch sein, aber für mich ist es, als gehörten Helis’ Jahre und die von Serafine zusammen. Zwei unterschiedliche Leben und doch eins. Helis hatte es auch nicht leicht, sie trat im Zirkus der Familie auf. Was ihr dann mit Ordun widerfuhr …« Sie legte die Arme um sich, als ob sie frieren würde. »Es ist ein Leben, das ich nicht weiterführen kann, wenn die Welt am Abgrund steht. Ich habe eine Gnade erhalten, und ich fühle einfach, dass mein Leben sinnvoller ist, wenn ich dich nach Kräften unterstütze.«
»Mich?«, fragte ich erstaunt. »Leandra meinst du wohl.«
»Dich. Leandra ist von ihrer Mission so eingenommen, dass sie kaum Platz für anderes hat. Du hast es selbst gesagt.« Sie schaute an mir vorbei und kniff die Augen zusammen. »Was ist da vorn los?«, fragte sie. »Ist das nicht Zokora? Götter, hat sie einen Streit?«
Ich folgte ihrem Blick und sah Zokora in ein Handgemenge mit vier Soldaten der Federn verwickelt, die mit Kampfstäben gegen die Dunkelelfe angingen. Im ersten Moment packte mich der Schreck, dann sah ich, dass Varosch an der Seite stand und sich mit anderen Federn unterhielt – ein Übungskampf, nicht mehr. Wir hatten erst wenige Schritte zu ihnen zurückgelegt, da flog der erste Soldat durch die Luft und schlug hart auf, ein zweiter Soldat verlor seinen Kampfstab, ein dritter rollte zur Seite weg, der vierte fiel dort, wo er stand, während Zokora seinen Kampfstab auffing und ihn herumwirbelte, bevor sie ihn wie eine Lanze zur Parade hielt.
Während sich die vier Federn stöhnend aufrappelten, ihre Kameraden ungläubig blinzelten und Varosch sich ein feines Lächeln gönnte, sah Zokora uns und winkte uns hoheitsvoll herbei, als ob wir nicht sowieso schon auf dem Weg zu ihr wären.
»Erinnerst du dich an Kennard?«, fragte sie zur Begrüßung. »Die Federn üben denselben Kampfstil. Diese vier hier gehören zu den Meistern, aber sie können gegen mich nichts ausrichten.«
Die Federn schienen wenig glücklich über Zokoras hartes Urteil, aber sie sprach schon weiter. »Es war also nicht die Technik oder der Stil, der mich gegen Kennard verlieren ließ, es war der Mann selbst. Ich fragte herum, ob man ihn kennt, denn er sagte ja, er käme von hier. Aber niemand kennt ihn, Havald.« Sie sah mich mit dunklen Augen an, in denen es rot schimmerte. »Ich will wissen, wer er ist, dieser Kennard!«
»Wir hingegen würden gern wissen, wer Ihr eigentlich seid, Sera«, sagte einer der Soldaten, der mühsam wieder auf die Füße gekommen war und nun, mit einer Hand an seine Seite gepresst, vor ihr stand.
Zokora hob stolz den Kopf. »Ich bin Zokora von Ysenloh. Meine Mutter ist Ysbeta, Tochter von Lohese, Tochter der Jehala. Ich bin vom Blut der Dornen, mein Omen ist die Katze, und mein Wort ist das einer geweihten Kriegerin der Solante, der Schwester von Astarte, die ihr Menschen verehrt.«
»Vom Volk der dunklen Elfen also«, stellte der Soldat fest. »Es war uns eine Ehre ’seva’sol’ante «, fügte er mit einem Lächeln hinzu und verbeugte sich tief. »Also sprach Astarte« , intonierte er mit weit tragender Stimme, »dass es auch für die Tiefen der Welten ein Licht geben müsse, das leuchtet und strahlt und jene führt, die glauben wollen, und dort schützt, wo die Dunkelheit Verzweiflung säen will. Jenen, die auch in schwärzesten Tiefen gegen die Dunkelheit ziehen wollen, will ich ein Schild sein, eine Führung und ein Schutz, Schwert und Fackel zugleich, um das zu zerschlagen, das nur im Schatten leben kann. Sol’ante will ich für euch sein, die ihr mir folgt, das Licht im Dunkeln und der Schutz gegen die Schatten.«
»Göttin«, flüsterte Zokora und wirkte zum ersten Mal, seit ich sie kannte, beinahe gerührt. »Woher …?«
»Wir sind die Federn«, antwortete der Soldat, ein Korporal, lächelnd »Wir sind die Schreiber
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