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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sich eilig auf den Weg machte.
    Serafine sah zu mir hoch.
    »Du könntest auch einmal etwas sagen, Havald«, beschwerte sie sich.
    »Gerne«, antwortete ich etwas bissig. »Nur komme ich so selten dazu.«

9. Die fremde Frau
     
    Schwertmajorin Rikin war nicht zugegen, auch Elgata war nicht in der Nähe, dennoch erfuhren wir, dass Angus nicht mehr in der Hafenwacht festgehalten wurde; heute am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, hatten sechs Gardisten der Botschaft der Nordländer Angus abgeholt.
    »Sie fackeln meist nicht lange«, teilte uns der Mann am Tor mit. »Wahrscheinlich ist Euer Freund schon tot.«
    Dennoch wollte er uns davon abhalten, den Militärteil zu betreten, erst mein Ring überzeugte ihn davon, uns passieren zu lassen, und er fügte seinem Wachbuch eine lange Notiz hinzu und musterte mich zweifelnd.
    Als wir weitergingen, sah ich die Sonne über der Seemauer stehen und dachte, was für ein schöner Tag dies war. Vorhin noch hatten wir gescherzt, jetzt trübte Angus’ Schicksal meine Laune. Ich hoffte nur, dass ihm Boron mehr vergab als Angus sich selbst.
     
    Durch ein zweites Tor gelangten wir zum Werfthafen, wieder konnten wir nur mithilfe meines Rings passieren. Damit hatten wir den Werftkanal auch schon gefunden, er zog sich wie mit einem Messer herausgeschnitten vor uns durch den harten Stein. Auch wo das Wrack lag, war leicht zu erkennen, dort waren Boote auf dem Wasser, und schwere Kräne waren an beiden Ufern errichtet worden, Arbeiter waren dabei, eine Art Baracke zur errichten, daneben stand ein großes Zelt, vor dem nicht weniger als vier große Kohlenschalen glühten, die Luft warf Wellen über ihnen.
    Zwischen diesen Kohlenschalen saßen erschöpft wirkende Männer und taten nichts anderes, als in schwere Decken gehüllt dort zu sitzen und missmutig auf den Kanal hinauszusehen.
    Dort am Rand stand ein Mann und spähte in das Wasser hinein, wir gingen hin und erfuhren, dass er der Werftmeister war.
    »Was nützt uns die größte Werft der Welt, wenn wir die Schiffe nicht hinausbekommen«, beschwerte er sich, nachdem wir uns bekannt gemacht hatten. »Es ist eine Schande!«
    Dem konnte man nur zustimmen, dann sah ich zusammen mit Serafine in das trübe Wasser hinab, wo wie ein toter Wal das geborstene Schiff lag … und dort unten versuchten zwei Taucher mühsam ein schweres Seil um einen Teil der Reling zu legen.
    Es gelang ihnen schließlich, und beide schwammen erschöpft empor und wurden rasch an Bord der Boote gezogen, wo sie in Decken gehüllt wurden und froren, deutlich sah man, wie übel die Kälte ihnen mitspielte.
    Am Ufer neben uns gab der Kranwart ein Kommando, ein Soldat trieb dann vier Stiere an, die auf einer runden Plattform liefen und über eine Untersetzung das schwere Tau mehr und mehr anspannten, bis es dem Bersten nah schien, dann schoss plötzlich der Balken mit großer Wucht aus der Tiefe empor und schlug unweit von uns wieder ins Wasser ein.
    »So geht das die ganze Zeit«, teilte uns der Werftmeister mit. »Balken für Balken müssen wir es auseinandernehmen … und die Kälte macht jeden Tauchgang für unsere Männer zur größten Qual.«
    Ich starrte in das graue Wasser und überlegte mir, wie es wohl wäre, wieder und wieder dort hineinzutauchen, und mir schauderte. Dann sah ich den Kanal entlang zum Werfthafen hin, wo die Rümpfe der neuen Schiffe in großen Trockendocks entstanden.
    »Sagt, Werftmeister, wie ist es Euch möglich, so schnell neue Schiffe zu bauen? Vielleicht kennt ihr Schwertmajorin Elgata, sie sagte mir, dass, als sie vor etwas über vier Wochen auslief, diese Schiffe noch nicht fertig waren.«
    »Freilich kenne ich Elgata«, lächelte der Mann. »Auch wenn ich im Moment etwas erzürnt über sie bin, sie hat mir eines meiner neuesten Schiffe auf den Grund der See gefahren. Wenn auch unter Umständen, die es einen verzeihen lassen. Tatsächlich wird sie eine der Ersten sein, die das Kommando über eines unserer neuen Schlachtschiffe übernehmen wird.«
    »Das wird sie freuen«, meinte ich. »Wie also könnt Ihr so schnell bauen?«
    »Seht Ihr dort hinten«, meinte er und wies in Richtung Werfthafen, »hinter den Docks, die großen Lagerhallen?«
    Ich nickte.
    »Dort liegen die Hölzer schon seit Jahrhunderten bereit. Kielbäume, Masten, Spanten und Planken. Sorgsam gelagert, sodass das Holz sich an die Form gewöhnt. Wir haben nicht immer etwas zu tun; haben wir Leerlauf, bauen wir die Schiffe für die Zukunft. Gute Männer, gute Planung und ein

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