Der Kronrat (German Edition)
waren seltsam, aber ich konnte keines genau benennen.
»Seid Ihr immer so schreckhaft, General?«, fragte sie in einer rauchigen Stimme, die auch Serafine überrascht blinzeln ließ. Sie schaute auf Seelenreißers fahle Klinge hinab und hob eine Augenbraue. »Wollt Ihr etwas mit dem Schwert tun, oder gefällt es Euch nur, es zu ziehen?«
»Wer seid Ihr?«, fragte ich sie, während ich Seelenreißer in die Scheide führte und mich umsah. Niemand kümmerte sich um uns, wie ein Hinterhalt kam mir das nicht vor.
»Mein Name ist Sara«, stellte sie sich vor. »Sara La’bat.«
»Ein schöner Name«, entgegnete ich, mir fiel nichts anderes ein.
»Ich weiß«, sagte sie mit einem Lächeln. »Ich habe ihn mir selbst ausgesucht. Er ist so wahr wie viele andere. Ich bin hier, um Euch den Weg zu zeigen, General.«
»Ist das so?«, fragte Serafine skeptisch. Auch sie sah sich verstohlen um, aber noch immer stürmte niemand mit gezogener Klinge auf uns zu. »Welcher Weg soll das denn sein?«
Die Frau hob den linken Arm, um seitlich in eine Gasse zu zeigen.
»Seht Ihr dieses Haus?«, fragte sie und wies auf eine ausgebrannte Ruine, die am Ende der Gasse zu erkennen war.
»Ja, was ist damit?«
»Fangt dort mit Eurer Suche an.« Sie nickte uns zu. »Die Götter mit Euch«, sagte sie, zog sich ihre Kapuze wieder hoch und ging gemessenen Schritts davon.
Wir sahen ihr nach, bis sie um eine Ecke bog.
»Das war seltsam«, stellte ich fest.
»Das kann ich bestätigen. Ich hatte sogar das Gefühl, als müsste ich sie kennen, aber dem ist nicht so.«
»Dafür ist mir eingefallen, wo ich sie das erste Mal gesehen habe. Sie stand am Ufer und beobachtete unsere Einfahrt in den Hafen. Abgesehen davon meine auch ich, dass ich sie von irgendwoher kennen müsste.« Ich sah mich erneut um, aber niemand schenkte uns Beachtung. »Was tun wir jetzt?«, fragte ich.
Serafine lächelte. »Wege sind da, um sie zu gehen, nicht wahr?«, meinte sie und prüfte, ob ihre Dolche richtig saßen.
Das Haus war typisch für Askir. Rechteckig mit dicken äußeren Mauern, die erst im zweiten Stock schmale Öffnungen aufwiesen, Schießscharten ähnlicher als Fenstern. Ein Tor führte zu einem Durchgang in den weiten Innenhof, vom Durchgang gingen links und rechts Türen ab, auch zum Innenhof gab es eine. Auf beiden Seiten befanden sich Schießscharten. Zum weiten Innenhof hin gab es große, lichte Fenster, Balkone sowie luftige Galerien, die reich verzierten Palästen entsprachen, nach außen jedoch glichen die Häuser einer Festung. Bei den hohen Mauern, die Askir schützten, kam es mir überflüssig vor, die Häuser auf diese Weise zu bauen.
»Das mag man so sehen«, sagte Serafine, als ich es ansprach. »Aber es gibt noch andere Bedrohungen als eine feindliche Armee. Es kann Unruhen geben, Mordbanden oder einfach auch nur Diebe. Dieses Haus hier gehörte einst einem reichen Händler, er wird wertvolle Dinge eingelagert haben.« Die Eingangstür stand offen, die Türflügel waren verkohlt, doch die verrosteten Eisenbänder hielten die schwarzen Bohlen noch zusammen. Es reichte gerade so, um sich durch die Tür zu drücken. Die festen äußeren Mauern standen immer noch, sie waren aus den kaiserlichen Quadern errichtet, die ich schon kannte. Doch zum größten Teil war das Haus nur noch eine leere, ausgebrannte Hülle; verkohlte Balken, Dachsparren und Steine waren in den Innenhof gefallen und hatten dort einen wüsten Haufen verbrannten Schutts hinterlassen.
Das Feuer war im obersten Stockwerk ausgebrochen, auf der linken Seite vom Eingang her gesehen, und hatte heiß und heftig gebrannt. Risse zogen sich durch die gewölbte Decke des Durchgangs, und obwohl der Brand Jahre her sein musste, roch es immer noch nach Ruß und kaltem Rauch.
Eine der Seitentüren stand angelehnt offen, die andere war fest verschlossen. Ich zog die offene weiter auf, die verrosteten Angeln quietschten dermaßen, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief, und wir fanden uns in einer großen Halle wieder, die noch Spuren einstigen Reichtums zeigte, aber auch davon, dass hier manchmal Tiere und Menschen ihr Lager aufgeschlagen hatten. Durch diese Halle kamen wir in den umlaufenden Gang. Hier im Erdgeschoss war die Verwüstung nicht so groß, auch wenn der Ruß überall anzutreffen war. Nicht alles war zerstört worden, hier und da fand sich noch Mobiliar, das man hätte retten können, aber alles Bewegliche war schon längst geplündert.
Obwohl dieses Haus einen
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