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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Euch doch etwas von Eurer Familie.«
    Sie nickte bedächtig, den Blick weiter auf das Bild ihrer Mutter gerichtet. »Lange wusste ich gar nicht, dass ich eine Familie besitze«, sagte sie. Dann riss sie sich von dem Bild los und musterte uns prüfend. »Die Frage bleibt, was Ihr hier zu suchen habt. Dies ist ein unglückseliger Ort. Erst kürzlich ist hier wieder jemand ermordet worden. Was hat Euch bewogen, hier einzutreten? Ein ängstlicher Nachbar auf der anderen Seite sah Euch und alarmierte die Wache, und diese wiederum mich. Was hat es mit dem ›Weg‹ auf sich und mit dieser Frau?«
    »Das wissen wir noch nicht«, gestand ich und erzählte ihr von der seltsamen Begegnung.
    »Der Name und die Beschreibung sagen mir nichts«, meinte sie stirnrunzelnd. »Könnt Ihr mir sonst noch etwas berichten?«
    Ich zögerte ein wenig.
    »Was ist es, General?«, fragte sie.
    »Mein Schwert … Es erlaubt mir eine andere Sicht auf Menschen und Dinge, aber das erst seit Kurzem. Ich bin mir also nicht sehr sicher, aber mein Schwert stellt mir Menschen mit einem starken Talent anders dar, genauer und strahlender. Ihr, Prima, strahlt wie ein helles Licht. Ich denke, Ihr besitzt ein mächtiges Talent zur Magie, wie Leandra − und auch diese Frau namens Sara.«
    »Mein Talent ist ausgebrannt«, entgegnete sie. »Aber es mag sein, dass Euer Bannschwert den Unterschied nicht erkennt. Also sagt Ihr, dass die Frau eine Maestra ist.«
    »Zumindest denke ich, dass sie das Talent dazu besitzt. Ich kann Seelenreißers Wahrnehmung nur schwer beschreiben, aber ich glaube, dass er mir auf diese Art und Weise Talent zeigt.« Ich zögerte kurz, sie blickte fragend auf, und ich sprach weiter. »Leandra besitzt ein mächtiges Talent, diese Frau vielleicht sogar noch mehr. Aber keine von beiden kommt an Euch heran, Prima. Ich glaube nicht, dass Euer Talent verloren ist. Eben … was wolltet Ihr mit Eurer Geste erreichen?«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Die Geste eben und das Wort, das Ihr gesprochen habt. Ihr habt Magie ausgeübt, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte sie vorsichtig. »Aber es hat sich nichts getan.«
    »Mein Talent ist sehr gering«, meinte ich, »doch ich spüre Magie, wenn sie sich regt. Und eben hat sie sich geregt.«
    »Hat sie das?«, fragte sie und musterte mich skeptisch. »Über welches geringe Talent verfügt Ihr?«
    »Ich kann eine Pfeife anzünden, viel mehr nicht.«
    »Wie seht Ihr Euch selbst in der Wahrnehmung Eures Schwerts?«
    »Gar nicht. Ich bin das Zentrum seiner Wahrnehmung und sehe mich selbst nicht.«
    »Hm«, meinte sie und wandte sich erneut dem Bild zu. Sie schloss die Augen, hob die Hände in einer schwer nachvollziehbaren Geste und atmete tief ein, um dann still zu verharren.
    Serafine und ich wechselten einen Blick; es prickelte in meinem Nacken, und der Druck auf meinen Schläfen nahm langsam zu, während Ruß und Staub zu Desinas Füßen sich wie in einer leichten Welle bewegten. Ich berührte Serafine an der Schulter, und vorsichtig traten wir von der Prima zurück.
    »Sie versucht sich in Magie, nicht wahr?«, fragte Serafine leise. Ich nickte nur.
    »Und warum treten wir zurück?«
    »Weil sie es anders macht als Leandra.« Ich hielt meine Hände an die Schläfen, wo der Druck langsam unerträglich wurde. »Ich kann es fast sehen, sie sucht und tastet nach etwas und …«
    Im nächsten Moment trafen mich glühende Lanzen in den Schläfen, ein plötzlicher Schmerz durchzuckte mich und ließ mich helle Farben sehen. Ich kam nicht mehr dazu, zu schreien, als eine heiße Welle aus weißem Licht mich von den Füßen warf und ich darin verging, noch bevor ich auf dem geschwärzten Boden aufschlug …
    Als ich wieder zu mir kam, pochte mein armer Schädel wie ein Hammerwerk, und über mich gebeugt sah ich die besorgten Gesichter von Serafine und Desina. Dann musste ich niesen, was alles noch viel schlimmer machte. Mir kam es vor, als ob mein Schädel sogleich bersten würde.
    »Wie geht es Euch, General?«, fragte die Eule leise. Sie hielt ihre Handflächen neben meinen Schläfen, ohne sie zu berühren.
    »Als ob ein Ochsenkarren über mich gerollt wäre«, antwortete ich und schluckte; meine Kehle fühlte sich trocken an. Ich blinzelte und sah mich um. Die alten Fenster waren nicht mehr da, als hätte ein Sturm sie in den Innenhof geworfen, aber zugleich fehlte der ganze Ruß in diesem Raum. Das Bild über dem Kamin erstrahlte in leuchtenden Farben, als wäre es nie geschwärzt gewesen. »Was ist

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