Der Kronrat (German Edition)
Weltenstrom noch floss, während er hier versiegte. Ich habe gelernt, mit sehr wenig auszukommen. Was Eure Gefährtin dem Weltenstrom entzog, musste ich aus allem anderen zu mir ziehen. Genauer kann ich es nicht beschreiben. Ich denke, ich nehme mir mehr aus anderen Quellen, als sie es tut.«
»Hm«, meinte ich. Ich hatte wenig Lust dazu, mich mit Magie zu beschäftigen. Es war immer eine schmerzhafte Erfahrung für mich, aber all das ließ einige Fragen offen, auch wenn ich dazu neigte, Serafine zuzustimmen: Das meiste, das mir widerfuhr und das ich seltsam fand, hatte in Seelenreißer seinen Ursprung, warum also nicht auch das.
»Geht es dir wirklich gut?«, fragte Serafine.
»Besser als seit Langem«, beruhigte ich sie.
»Das ist erfreulich. Dennoch haben wir noch nicht geklärt, was diese Frau namens Sara von uns wollte«, sprach sie jetzt meine Gedanken aus.
»Und wer sie ist«, sagte Desina nachdenklich. »Das Talent zur Magie ist sehr selten. Ich weiß nur von einer Maestra, die noch in Askir weilen muss. Sie kann ihr Aussehen verändern und …«
»Asela«, flüsterte Serafine, und ihre Hand krallte sich in meinen Arm. »Ihr meint, es könnte Asela sein?«
»Vielleicht.«
Serafine schüttelte ihr Haupt so fest, dass ihre Haare flogen. »Wenn sie es gewesen wäre und zum Feind gehört, wären wir jetzt tot!«
»Dann ist sie es entweder nicht oder gehört nicht zum Feind. Oder sie spielt ein Spiel mit uns, das wir nicht verstehen«, stellte ich fest. »Viel mehr Möglichkeiten gibt es nicht.« Ich sah mich um und berührte Seelenreißer. Nur ein paar Ratten waren in der Nähe. »Ein Hinterhalt ist das hier auch nicht, es hätte schon Gelegenheit genug dazu gegeben.« Kaum hatte ich das gesagt, spürte ich, wie jemand anders sich von draußen näherte.
»Also, was wollte sie uns zeigen, wer auch immer sie war?«, fragte Serafine.
»Finden wir es heraus«, schlug Desina vor.
»Aber nicht allein«, sagte Santer von der Tür und schaute sich neugierig um. »Die Wache berichtete mir, dass Ihr hierher gegangen seid, um Plünderer zu stellen. Ich nehme an, Prima, Ihr habt diese Schurken hier auf frischer Tat ertappt. Sie sehen gefährlich aus, soll ich die Wachen rufen, um sie zu verhaften?«
»Sie würden sowieso nur salutieren, wenn er seinen Ring vorzeigt«, sagte Desina lachend. »Eine Maestra gab den beiden einen Hinweis, dass hier ein ›Weg‹ zu finden sei. Aber noch haben wir ihn nicht gefunden. Helft Ihr uns suchen?«
»Gern«, meinte Santer. »Zumal Orikes darauf besteht, dass ich Euch nicht allein herumlaufen lasse.«
»Er soll aufhören, sich Sorgen zu machen. Schau«, sagte sie und zog Santer ganz aufgeregt an der Hand vor das Gemälde. »Das hier haben wir gefunden. Ist es nicht wunderbar? Das ist meine Mutter, Santer!«
»Wir suchen schon mal weiter«, meinte Serafine und gab mir mit einem Blick zu verstehen, dass ich ihr folgen sollte. Der Grund war leicht zu erkennen, man brauchte nur die Eule und den großen Stabsleutnant zusammen zu sehen.
10. Das Tor im Keller
»Es ist fast schmerzhaft«, meinte Serafine, während ich in der alten Küche einen verkohlten Balken zur Seite schob, damit wir an die Tür zum Keller herankommen konnten. »Sie sind heftig ineinander verliebt und wollen es sich nicht eingestehen.«
»Sie werden ihre Gründe haben«, sagte ich und zog die Tür auf. Die Angeln protestierten schauerlich und ließen uns die Gesichter verziehen.
»Du magst recht haben«, sagte sie. »Ein Grund könnte sein, dass sie seine Vorgesetzte ist. Eine Liebschaft ist dann verboten.«
»Aber du und Jerbil, ihr wart doch auch ein Liebespaar?«, fragte ich überrascht, während ich Seelenreißer griff, um in der Dunkelheit des Treppenabgangs etwas zu erkennen.
»Dennoch war es nicht gern gesehen. Wir waren einander auch nicht vorgesetzt. Jedenfalls nicht direkt. Aber es war ein Grund, warum wir auf den Offiziersdienst verzichteten. Bei Unteroffizieren drückte man nämlich ab und an ein Auge zu … Wir brauchen eine Laterne«, meinte sie jetzt und sah sich suchend in der Küche um, aber hier war nichts zu finden.
»Wenn im Keller eine ist, werde ich sie finden«, erklärte ich. »Es wird zumindest eine Kerze geben.«
Vorsichtig stieg ich in den Keller hinab. Serafine folgte mir, die Hand auf meine Schulter gelegt.
Hier half mir Seelenreißers Sicht, das Schwert brauchte kein Licht, um etwas wahrzunehmen. Tatsächlich fand sich bald eine Kerze, in deren Schein wir uns umsehen
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