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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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konnten. Serafine atmete erleichtert auf und nahm die Hand von meiner Schulter.
    Alles schien unberührt, selbst der Ruß war nicht bis hierher gelangt, die Vorratskammer war noch gefüllt, auch wenn von Knochen und Staub niemand mehr satt werden konnte; dafür waren die Weine noch in Ordnung. Das war überraschend, denn der Balken hätte für einen Plünderer wohl kaum ein ernstes Hindernis dargestellt.
    Der Keller war so groß wie das gesamte Haus und hatte viele Räume, jeder einzelne durch eine feste Tür geschützt, allerdings war keine davon verschlossen. Kisten, Kästen, Fässer und allerlei anderes füllten diese Räume; dichte Spinnweben zeugten davon, dass wir nach langer Zeit die Ersten waren, die hierher kamen. Nicht lange, und ein helles Licht erschien und flog über meine Schulter hinweg, um an die Decke aufzusteigen. Desina und Santer waren uns jetzt doch nachgekommen. »Gehört das Haus jetzt dir?«, hörte ich Santer fragen.
    »Meinem Großvater«, antwortete Desina. »Oder vielleicht doch mir, jetzt da wir wissen, dass ich seine Enkelin bin. Was hier alles herumsteht … Schau mal«, rief sie aufgeregt und strahlte wie ein kleines Kind. »Dort steht ein Harfenkasten!«
    Wir kamen zum letzten Raum des Kellers, auch hier war nichts Besonderes zu finden. Alte Schränke und Möbel und einen großen Lehnstuhl sah ich, der mir hätte gefallen können, wenn die Ratten nicht ein Nest darin gebaut hätten.
    »Keine Falle, kein Hinterhalt und auch kein Weg «, stellte ich fest und drehte mich im Kreis, um den Raum genauer zu studieren. »Ich verstehe das nicht. Einen Grund muss sie doch gehabt haben, uns hierher zu schicken.«
    »Dann haben wir nicht richtig nachgesehen«, meinte Serafine. »Was ist mit falschen Wänden?«
    Ich versuchte, mir den Keller vorzustellen; den Grundriss hätte ich zwar nicht zeichnen können, dennoch besaß ich ein Gefühl für Räume.
    »Wenn, dann nur an einer Stelle«, sagte ich und führte uns zurück zur Treppe. Sie führte nicht frei schwebend in den Keller herab, sondern besaß ein Fundament. Seelenreißer interessierte sich nicht für leblosen Stein, seine Wahrnehmung berührte das nicht. Doch als ich durch die Klinge nach einem Zeichen suchte, fand ich dort hinten eine Maus, also musste es dort einen Hohlraum geben.
    »Ich wollte, Wiesel wäre hier«, sagte Desina neben mir und betrachtete mit uns zusammen die Wand, die diese Treppe stützte. »Er besitzt ein Talent, Verborgenes zu finden.«
    »Habt Ihr ihn bereits aufgesucht?«, fragte uns Santer.
    »Nein, dazu war noch keine Gelegenheit.« Ich klopfte mit dem Heft meines Dolchs gegen die Wand, an einer Stelle hörte sie sich nicht ganz so solide an.
    »Wir könnten die Wand einschlagen«, meinte Santer mit einem fragenden Blick zu Desina, die mit den Schultern zuckte.
    »Ich finde auch keinen Mechanismus«, meinte sie. »Und auf ein Loch in der Wand kommt es hier nun wahrlich nicht mehr an.«
    Ich wollte Seelenreißer ziehen, um mit ihm den Stein zu durchschlagen. »Hier klingt es hohl …«, begann ich, doch Santer trat einfach vor und schlug mit der Faust gegen die Wand. Es gab einen dumpfen Schlag, ein Loch entstand, die Steine waren nur eine dünne Schicht aus falschen Ziegeln, die auf eine morsche Holzwand aufgebracht gewesen waren. Zwei Schläge und drei Tritte später war der Durchgang freigeräumt.
    Desinas Licht flog in den Hohlraum, und Santer steckte seinen Kopf hinein.
    »Es gab auch keinen Mechanismus«, informierte er uns. »Es ist einfach so verschlossen worden. Doch hier hinten gibt es eine Tür. Wartet, ich schaffe noch mehr Platz.«
    Er ging hinein und trat von innen gegen das Holz, Bretter barsten, und die falschen Ziegel fielen zu Boden. Wenige Atemzüge später waren die falsche Wand beseitigt und die Trümmer beiseitegeschoben. Die echte Wand, die er meinte, war aus massivem Stein gefügt und verfügte über eine schwere Tür aus Stahl, mit Riegeln auf unserer Seite. In die Mitte der Tür war ein dickes Stück Glas eingesetzt, und allein das zeigte mir schon, was wir hier gefunden hatten.
    »Ein Torraum!«, rief Desina aufgeregt, als ich es gerade aussprechen wollte. »Lasst mich sehen!«
    In einer Wolke aus Staub und Rost schlugen die Riegel zur Seite, knirschend und quietschend schwang die Tür auf, ohne dass eine Hand sie berührt hätte, und Desinas Licht flog in den Raum hinein und erschien mir dabei fast so aufgeregt wie seine Herrin.
    »Äh, ja, das scheint es zu sein«, stimmte ich ihr zu,

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