Der krumme Hund
Mit einem so langsamen Hund hat das keinen Zweck. Nehmen Sie ihn jetzt bitte mit und halten Sie mich nicht länger auf.»
Ich schaute Claud an. Claud schaute Feasey an. Feasey schaute sich nach dem nächsten Hund um. Unter seiner braunen Tweedjacke trug er einen gelben Pullover, und dieser gelbe Streifen auf seiner Brust, die dünnen Beine, die in Gamaschen steckten, und die Art, wie er den Kopf ruckweise hin und her bewegte, alles das gab ihm etwas Vogelähnliches, etwas von einem Distelfink.
Claud trat einen Schritt heran. Er lief vor Empörung allmählich rot an, und ich sah es an seinem Adamsapfel, wie er schluckte.
«Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Herr Feasey. Der Hund ist jetzt besser, das steht für mich fest. Ich wette ein Pfund mit Ihnen, daß er nicht als letzter figuriert. Genügt das?»
Feasey wandte sich langsam um und betrachtete Claud. «Sind Sie übergeschnappt?» fragte er.
«Ich weiß, was ich sage. Ich wette ein Pfund mit Ihnen.»
Es war ein gefährlicher Zug und mußte Verdacht erregen, aber Claud wußte, es war das einzige, was ihm übrigblieb. Eine Stille entstand, als Feasey sich bückte und den Hund untersuchte. Gewissenhaft musterte er ihn Stück für Stück. Gründlichkeit und Gedächtnis des Mannes waren bewundernswert, ja beängstigend, behielt er doch Gestalt und Farbe und Kennzeichen von mehreren hundert sehr ähnlichen Hunden im Kopf. Nie bedurfte er mehr als eines einzigen geringfügigen Merkmals - eine kleine Narbe, eine schräge Zehe, weniger stark angezogene Weichen, ein etwas dunkler geflecktes Fell -, Feaseys Gedächtnis ließ ihn nie im Stich.
Ich beobachtete ihn, wie er sich jetzt über Jackie bückte. Sein Gesicht war rötlich und fleischig, der Mund klein und straff, als ließen sich die Lippen überhaupt nicht zu einem Lächeln verziehen, und die Augen waren, wie zwei Objektive, scharf auf den Hund eingestellt. «Nun», sagte er, als er sich auf richtete, «es ist jedenfalls noch derselbe Hund.»
«Hoffentlich!» rief Claud. «Wofür halten Sie mich eigentlich?»
«Ich halte Sie für übergeschnappt, dafür halte ich Sie. Aber es ist eine bequeme Art, zu einem Pfund zu kommen. Sie haben wohl vergessen, wie ihn Amber Flash letztes Mal auf drei Beinen beinahe geschlagen hat?»
«Damals war er nicht in Form», erklärte Claud. «Er hat nicht Beefsteaks und Massage und Training gehabt wie jetzt. Aber hören Sie, Sie dürfen ihn nicht in die oberste Klasse tun, bloß um die Wette zu gewinnen. Dieser Hund gehört in die unterste Klasse, das wissen Sie.»
Feasey lachte. Der kleine Knopf von einem Mund ging zu einem winzigen Kreis auseinander. Er lachte und schaute dabei in die Menge, die in sein Lachen mit einstimmte. «Hören Sie mal», sagte er und legte Claud eine behaarte Hand auf die Schulter, «ich kenne mich in den Hunden aus. Dieses Pfund gewinne ich auch ohne Machenschaften. Er läuft mit der untersten Klasse.»
«Gut», sagte Claud. «Die Wette gilt.» Er entfernte sich mit Jackie, und ich stieß zu ihm.
«Mensch, Gordon, das hätte ins Auge gehen können!»
«Mir war angst und bang.»
«Aber jetzt sind wir drin.» Claud hatte wieder diesen atemlos gespannten Ausdruck und den komisch luftigen Gang, als sei ihm der Boden zu heiß.
Immer noch kamen Leute durch das Gatter herein; es waren ihrer jetzt mindestens dreihundert. Keine liebliche Gesellschaft. Scharfnasige Männer und Frauen mit ungewaschenen Gesichtern und schlechten Zähnen und scheelem Blick. Der Abschaum der Großstadt. Wie Abwasser aus einer zersprungenen Röhre, ein Rinnsal die Straße entlang und durch das Gatter, und am obern Ende der Wiese ein übelriechender Jauchetümpel. Alle waren sie da, die Schieber und Zigeuner und Gauner, das ganze Gesindel. Die einen mit Hunden, die andern ohne. Hunde, die an einem Stück Schnur herumgeführt wurden, jämmerliche Hunde, die den Kopf hängen ließen, magere, räudige Hunde mit wunden Stellen am Hinterleib (vom Schlafen auf harter Unterlage), traurige alte Hunde mit grauen Schnauzen, gedopte Hunde, solche, die mit Haferbrei gemästet worden waren, damit sie nicht siegten, solche, die steifbeinig einherkamen - einer insbesondere, ein weißer. «Claud, was ist denn mit dem weißen dort, der so steif geht?»
«Welcher?»
«Der dort drüben.»
«Ach ja. Wahrscheinlich ist er aufgehängt worden.»
«Aufgehängt?»
«Gewiß doch. Vierundzwanzig Stunden im Geschirr auf gehängt, mit baumelnden Läufen.»
«Herrgott, wozu denn?»
«Damit er
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