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Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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allmählich Angst vor mir. Die ganze Nacht wälze ich mich im Bett herum. Anscheinend rede ich inzwischen schon im Schlaf … das heißt, die wenigen Male, wo ich es überhaupt schaffe einzuschlafen.«
    »Hast du ihr von dem Fall erzählt?«
    »Nein, so dumm bin ich nicht. Aber sie kriegt es trotzdem mit. Sie ist sehr clever, und sie kennt mich genau. Ihr kann ich nichts vormachen.« Er blickte Hunter mit einem blassen Lächeln an. »Du musst sie mal kennenlernen. Du würdest sie mögen.«
    »Ganz bestimmt würde ich das.«
    »Wir haben uns in der Highschool kennengelernt. Sie hat mir die Nase gebrochen.«
    »Sie hat was? Du nimmst mich auf den Arm.«
    Garcia sah Hunter schmunzelnd an und schüttelte den Kopf. »Ich war in so einer Gang … wir waren alle Idioten, ganz klar. Haben große Sprüche gekloppt und gemeine Kommentare über sämtliche hübschen Mädchen abgelassen. Einmal brachte ich sogar ihre beste Freundin zum Weinen. Eines Tages saß ich in der Schulbibliothek und lernte für die Abschlussprüfungen. Anna saß an dem Tisch direkt mir gegenüber. Wir warfen uns wiederholt Blicke zu, lächelten uns an, und schließlich stand sie auf und kam zu mir. Ohne ein Wort zu sagen, holte sie mit dem dicken Wälzer aus, den sie in der Hand hatte. 500 Seiten schwer war das Ding. Sie traf mich damit mitten ins Gesicht. Überall war Blut. Danach war ich ihr richtig verfallen. Ich ließ nicht mehr locker, bis sie bereit war, mit mir zu gehen.«
    »Sie gefällt mir jetzt schon«, sagte Hunter lachend.
    »Du musst mal zu uns zum Essen kommen.«
    Hunter spürte die unterschwellige Angst seines Partners. »Als ich an den Tatort des allerersten Kruzifix-Mordes kam, hat es nicht mal eine halbe Minute gedauert, bis ich mich übergeben musste«, erzählte Hunter leise. »Nach jahrelanger Erfahrung als Detective dachte ich, ich könnte alles verkraften, was mir diese Stadt auftischt … aber ich hatte mich geirrt. Praktisch sofort fingen die Alpträume an, und sie haben seither nicht mehr aufgehört.«
    »Nicht einmal, als du glaubtest, sie hätten den Killer?«
    Hunter schüttelte den Kopf. »Einen Mörder zu fangen lindert den Schmerz, aber es löscht nicht aus, was man gesehen hat.«
    Eine unbehagliche Stille trat ein.
    »Bei diesem ersten Kruzifix-Mord war ein junger Officer als Erster am Tatort, ganz frisch im Polizeidienst, knapp zwei Monate oder so«, erinnerte sich Hunter. »Er konnte damit nicht umgehen. Nach ein paar Monaten beim Psychologen quittierte er den Dienst.«
    »Wie gehst du damit um?«, fragte Garcia.
    »Von Tag zu Tag, von Alptraum zu Alptraum. Ich denke nie über den nächsten Tag hinaus«, erwiderte er mit traurigem Blick.

43
     
    Z ugegeben, sie war nervös. Womöglich doch mehr, als sie gedacht hatte. Fast den ganzen Tag hatte sie ständig mit einem Auge auf die Uhr geschielt. Becky war sich nicht sicher, ob es mehr Bangigkeit oder Vorfreude war, jedenfalls gaben die Schmetterlinge in ihrem Bauch seit heute Morgen, als sie aus dem Bett gestiegen war, keine Ruhe. Sie hatte sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren können, hatte mehr Pausen eingelegt als gewöhnlich, aber heute war ja auch kein gewöhnlicher Tag. Jedenfalls nicht für Becky.
    Sie hatte ihr Büro in der Hauptfiliale der Union Bank of California in der South Figueroa Street ungefähr um halb sechs verlassen, was nicht ihre übliche Zeit war. Als Finanzberaterin verlangte ihr Job ihr einiges ab. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie bis sieben oder acht Uhr abends im Büro blieb. Heute hatte ihr sogar ihr Chef wohlmeinende Ratschläge erteilt, und er sah es mit Genugtuung, dass sie diesmal ein wenig früher als sonst Feierabend machte.
    Obwohl der Verkehr ziemlich heftig war, blieb Becky genug Zeit, um kurz in ihre Wohnung zu fahren und schnell zu duschen. Außerdem wollte sie das kleine Schwarze ausprobieren, das sie sich heute in ihrer Mittagspause extra für den Abend gekauft hatte. Als sie an das neue Kleid dachte und sich überlegte, wie sie ihre Haare tragen sollte, befiel sie auf einmal wieder die Anspannung. Sie stellte das Radio an in der Hoffnung, dass die Musik sie beruhigen würde.
    So schwer konnte das doch nicht sein, oder? So viel konnte sich seit ihrem letzten Date doch nicht verändert haben. Allerdings war das fast fünf Jahre her. Sie erinnerte sich noch genau daran. Wie sollte sie es auch je vergessen? Der Mann, mit dem sie an jenem Abend verabredet gewesen war, war ihr Ehemann geworden.
     
    Becky hatte Ian Tasker

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