Der Kruzifix-Killer
überreif.« Er streckte den Arm aus und reichte ihr die Melone, an der er gerade gerochen hatte. Sie probierte es aus. Ein einladender, süßer Duft ging von der Melone aus. Jeff zwinkerte ihr kurz zu und setzte dann seinen Einkauf fort.
In den folgenden Wochen trafen sie mehrmals zufällig im Supermarkt aufeinander. Becky war immer sehr gesprächig und lustig, während Jeff ihr amüsiert zuhörte und über ihre Witze lachte. Ihr Humor kam in jeder ihrer Unterhaltungen durch.
Nach zwei, drei Monaten mit Supermarktbegegnungen fand Jeff schließlich den Mut, Becky zum Dinner einzuladen. Zuerst zögerte sie, doch dann sagte sie zu.
Sie verabredeten sich für den folgenden Montag um zwanzig Uhr dreißig im Belvedere Restaurant in Santa Monica.
44
D er Washington Square liegt am Ende des Washington Boulevard, praktisch direkt am Strand von Venice Beach. Dort sind eine Reihe von bekannten Bars und Restaurants angesiedelt, darunter auch der Venice Whaler. Montagabend ist dort nicht der geschäftigste Abend der Woche, dennoch herrschte ein quirliges Treiben rund um die große Bartheke. Eine bunte Schar junger Leute in Shorts und Strandhemden amüsierte sich in entspannter, angenehmer Atmosphäre. Es war leicht vorstellbar, dass Isabella hier einen Drink oder zwei genossen hatte.
Hunter und Garcia trafen um halb sechs im Venice Whaler ein. Um halb sieben hatten sie mit dem kompletten Personal einschließlich der zwei Köche und der Küchenhilfe gesprochen, doch je mehr Leute sie befragten, umso frustrierter wurden sie. Lange oder kurze Haare, Bart oder kein Bart, es spielte keine Rolle. Niemand erinnerte sich, jemanden gesehen zu haben, der der Person auf dem Phantombild ähnelte.
Schließlich beschlossen Hunter und Garcia, auch noch unter der Kundschaft herumzufragen, hatten jedoch auch hierbei kein Glück, was Hunter nicht überraschte. Dieser Killer war zu vorsichtig, immer vorbereitet, immer auf der Hut, und Hunter hatte den Verdacht, dass es vielleicht doch nicht sein Stil wäre, sich seine Opfer mitten aus gut besuchten Bars herauszupicken. Es war zu gefährlich – zu viele potentielle Zeugen, zu viele Faktoren, die sich nicht kontrollieren ließen.
Nachdem sie einen Ausdruck des Phantombilds beim Manager des Lokals hinterlassen hatten, zogen sie zur nächsten Bar auf ihrer Liste weiter, Big Dean’s Café. Das Ergebnis war haargenau das gleiche wie im Venice Whaler. Niemand erkannte den Mann auf dem Phantombild wieder.
»Das entwickelt sich schon wieder zu einer sinnlosen Zeitverschwendung«, merkte Garcia sichtlich gereizt an.
»Willkommen bei der Psychopathenjagd«, entgegnete Hunter mit einem gequälten Lächeln. »So läuft das eben. Frustration gehört zum Spiel. Daran musst du dich gewöhnen.«
Um acht betraten sie die dritte und letzte Bar, die sie sich für diesen Abend vorgenommen hatten, Rusty’s Surf Ranch, ganz rustikal in Buchenholzambiente. Hinter der kleinen Theke stand ein einzelner Barkeeper und bediente eine lärmende Schar von Gästen.
Hunter und Garcia gingen zu ihm und stellten sich vor. Eine halbe Stunde später war wieder das gesamte Personal befragt, alle hatten die Phantombilder vorgelegt bekommen – und wieder nichts. Garcia konnte seine Enttäuschung kaum verbergen.
»Ich hatte wirklich gehofft, wir würden heute Abend einen Durchbruch schaffen …« Er überdachte noch einmal, was er gerade gesagt hatte. »Okay, vielleicht nicht gerade einen Durchbruch, aber ich dachte, wir kommen zumindest einen Schritt vorwärts«, verbesserte er sich und rieb sich die müden Augen.
Hunter suchte das Restaurant nach einem leeren Tisch ab. Zum Glück stand gerade eine Gruppe von vier Leuten auf.
»Hast du Hunger? Ich könnte was zu Essen vertragen. Komm, setzen wir uns«, sagte er und deutete auf den freigewordenen Tisch.
Sie ließen sich nieder und lasen schweigend die Karte. Hunter kämpfte mit seiner Entscheidung. »Ich bin ehrlich gesagt am Verhungern. Ich könnte die halbe Speisekarte verdrücken.«
»Das traue ich dir glatt zu. Ich hab fast keinen Hunger. Ich nehme nur einen Ceasar’s Salad«, sagte Garcia gleichgültig.
»Salat!« Hunters Ton war beinahe empört. »Das ist was für Mädchen. Jetzt bestell doch was Ordentliches, in Gottes Namen«, sagte er trocken.
Widerwillig schlug Garcia die Karte noch einmal auf. »Na gut, dann nehme ich den Caesar’s Salad mit Hühnchen. Ist das besser, Mom?«
»Und ein paar gegrillte Spareribs dazu.«
»Willst du, dass ich dick
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