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Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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einen seltsamen Grundriss, und die Möbel sahen aus, als kämen sie vom Sperrmüll. An der langen Wand standen ein abgewetztes schwarzes Kunstledersofa und ein paar ungleiche Stühle. Auf dem kleinen, völlig verkratzten Holzschreibtisch rechts daneben thronten ein Laptop, ein Drucker und eine kleine Schreibtischlampe. Schräg gegenüber befand sich eine schicke Bar aus Glas, die überhaupt nicht zum Rest der Wohnung passte. Es war das einzige Möbelstück, das sich Hunter nagelneu und in einem trendigen Laden gekauft hatte. Darin standen mehrere schottische Single Malt Whiskys, denen Hunters Leidenschaft gehörte.
    Hunter schloss die Wohnzimmertür hinter sich, schaltete das Licht an und dimmte es auf minimale Beleuchtung. Er brauchte jetzt einen Drink. Er goss sich einen doppelten Whisky von dem zwanzig Jahre alten Talisker ein und warf einen Eiswürfel ins Glas.
    Das Bild der gesichtslosen Frau ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er das Symbol in ihrem Nacken, roch er den beißenden Geruch in dem Raum. Ging das jetzt alles wieder los? Konnte es wirklich derselbe Killer sein? Und falls ja, warum fing er plötzlich wieder an zu morden? Eine Frage jagte die andere, und Hunter wusste sehr wohl, dass die Antworten bei weitem nicht in dieser Geschwindigkeit kommen würden. Er rührte mit dem Zeigefinger einmal den Eiswürfel im Glas herum und setzte es an die Lippen. Der herbe, scharfe Geschmack entspannte ihn sofort.
    Hunter war sich sicher, dass ihm wieder eine schlaflose Nacht bevorstand, doch irgendwie musste er sich ausruhen. Er schaltete die Lampen im Schlafzimmer an und leerte den Inhalt seiner Taschen auf den Nachttisch: Autoschlüssel, Hausschlüssel, etwas Kleingeld und ein Papierschnipsel, auf dem stand: Ruf mich an – Isabella . Unwillkürlich musste Hunter schmunzeln, als ihm der Vorfall vom Morgen einfiel.
    Ich fasse es nicht! Sie einfach so zu fragen, ob sie eine Nutte ist! Bei diesem Gedanken wurde aus dem Schmunzeln ein Lachen. Ihr sarkastischer Humor auf seine plumpe Unterstellung hin hatte ihm gefallen. Sie war jedenfalls ein anderes Kaliber als die langweiligen Frauen, die ihm sonst so in den Bars begegneten. Er warf einen Blick auf seine Uhr: Fast eins – zu spät, um noch anzurufen. Aber ein anderes Mal vielleicht.
    Er ging in die Küche und heftete den Zettel mit Isabellas Nummer an die Pinnwand neben dem Kühlschrank. Dann ging er zurück ins Schlafzimmer, bereit für den Kampf gegen die Schlaflosigkeit.
    Vom Parkplatz auf der Straße aus beobachtete eine dunkle, im Schatten verborgene Gestalt gespannt, wie in der Wohnung im dritten Stock die Lichter an- und ausgingen.

11
     
    E in paarmal schaffte Hunter es im Lauf der Nacht, für einige Minuten wegzudösen, doch mehr war nicht drin. Um halb sechs stand er auf und fühlte sich wie von einem Laster überfahren; seine Augen waren verklebt, sein Mund ausgetrocknet, dazu quälte ihn ein bohrender Kopfschmerz, der ihn den ganzen Tag über begleiten würde – die typischen Symptome von Schlafmangel. Er goss sich eine Tasse starken Kaffee ein und überlegte, ob er sich einen Schuss Whisky gönnen sollte. Aber vermutlich würde er sich dann noch elender fühlen. Um halb sieben war er angezogen und wollte gerade aus dem Haus gehen, als sein Handy klingelte.
    »Detective Hunter.«
    »Hunter, hier ist Garcia.«
    »Grünschnabel, du musst dir abgewöhnen, mich immer so verflucht früh anzurufen. Schläfst du eigentlich auch gelegentlich?«
    »Manchmal, aber letzte Nacht war’s schwierig.«
    »Dass kannst du laut sagen. Was gibt’s?«
    »Ich habe gerade mit Dr. Winston gesprochen.«
    Hunter warf einen raschen Blick auf seine Uhr. »So früh? Hast du den auch aufgeweckt?«
    »Nein, er war sowieso fast die ganze Nacht auf. Jedenfalls sagte er, die Spurensicherung hat in dem Haus nichts gefunden.«
    Hunter fuhr sich mit der Hand übers Kinn. »Tja, das habe ich fast erwartet«, erwiderte er enttäuscht.
    »Außerdem meinte er, es gäbe da etwas, das er uns zeigen will, etwas Wichtiges.«
    »Das gibt’s immer. Ist er jetzt in der Rechtsmedizin?«
    »Genau.«
    »Na gut, dann treffen wir uns dort in … einer halben Stunde?«
    »Ja, das passt. Bis gleich.«
    Das rechtsmedizinische Institut von Los Angeles liegt an der Mission Road im Norden der Stadt. Es ist eines der größten seiner Art in den ganzen Vereinigten Staaten und kann bis zu hundert Leichen an einem Tag aufnehmen.
    Hunter parkte neben dem

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