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Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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Ein gleißend helles Licht. Wie eine Explosion direkt vor dem Wagen.
    Er hörte seine Mutter aufschreien. Dann fielen sie wie in ein tiefes, schwarzes Loch. Lizzie war aufgewacht und begann zu weinen. Das Knirschen von Metall, das Bersten von Glas. Und dann Stille, absolute Stille.
    Rand fuhr in die Höhe. Sein Puls raste. Um ihn herum herrschte Finsternis. Wo war er? Panik erfasste ihn. Dann fing er sich wieder. Es war wieder dieser Traum gewesen, wie schon so oft.
    “Rand?”
    Er blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam. Grace, natürlich. Erleichtert machte er ihre Umrisse aus, während seine Augen sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnten. Sie kniete neben ihm.
    “Ist alles in Ordnung mit Ihnen?”
    Er hörte die Besorgnis in ihrer Stimme, sagte aber nichts. Die furchtbaren Bilder von eben hatten ihn noch nicht losgelassen.
    “Sie müssen schlecht geträumt haben”, sagte sie sanft.
    “Legen Sie sich ruhig wieder hin. Es ist nichts.”
    “Sie zittern ja.”
    Sie hatte ihm die Hand auf den Arm gelegt. Er spürte die Nähe ihres Körpers, der noch warm war vom Schlaf, aus dem sie eben erwacht war. Er begehrte sie.
    “Grace, um Himmels willen, legen Sie sich wieder hin”, sagte er schroff.
    Sie schüttelte nur stumm den Kopf, rückte näher an ihn heran und streichelte seinen Arm.
    “Verdammt, lassen Sie das.” Mit beiden Händen packte er sie um die Schultern und hielt sie fest. Ihre Augen weiteten sich. Sie sah auf seinen Mund. Sein Herz schlug schneller, jetzt aber nicht mehr vor Panik, sondern weil er den brennenden Wunsch hatte, sie zu lieben.
    Er zog sie an sich und küsste sie.

6. KAPITEL
    Grace erschrak. Aber nicht wegen der Intensität seines Verlangens. Seinen Körper und die Kraft, die in ihm steckte, hatte sie schon einmal aus solcher Nähe gespürt. Es war an dem Abend gewesen, als er sie zum ersten Mal geküsst hatte. Was sie bis ins Innerste erschütterte, war ihre Reaktion darauf.
    Wie ein Buschfeuer breitete sich Begehren in ihr aus. Ein Begehren, das Rand mit der ersten Berührung seiner Lippen in ihr geweckt hatte. Es war wie ein unstillbarer Hunger nach mehr. Noch nie hatte sie Derartiges erlebt, sie hatte nicht einmal gewusst, dass so etwas möglich war. Einen Augenblick lang fragte sie sich, ob es wirklich Rand gewesen war, der geträumt hatte, oder ob sie nicht selber träume. Aber wenn dies ein Traum war, wollte sie nicht so schnell daraus erwachen.
    Das Feuer seines Kusses ließ nicht nach. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um, schoss es Grace durch den Kopf. Aber diese Weisheit vermochte nichts bei ihr auszurichten. Statt der Gefahr auszuweichen, war sie dabei, sich lustvoll hineinzustürzen. Und riskierte einen großen Katzenjammer und einen Haufen Kummer. Da war sie sich fast sicher.
    Aber das hielt sie nicht davon ab, weiterzumachen. Sie hatte den Punkt überschritten, an dem Vernunft und Überlegung noch etwas hätten ausrichten können. Sie wollte jetzt nicht aufhören.
    Rand flüsterte ihren Namen zwischen seinen Küssen, und seine vor Erregung raue Stimme trieb ihren Puls weiter in die Höhe. Sie spürte die Stoppeln seines Barts an ihrem Kinn, roch den erdig-männlichen Geruch seiner Haut. Es war, als habe Rand sie unter elektrischen Strom gesetzt, als er wild und ungezügelt mit der Zunge in ihren Mund vorstieß und sie ihm mit der gleichen glühenden Leidenschaft antwortete.
    All ihre Sinne waren geweckt. Mit jeder Faser ihres Körpers spürte sie ihn – und nicht nur ihn, auch die Nacht, die sie umgab, mit der Mondsichel oben am Sternenhimmel, dem Glimmen des allmählich niederbrennenden Feuers und dem entfernten Heulen der Kojoten. All diese Eindrücke strömten ungehemmt auf sie ein. Sie schlang die Arme fester um seine Brust und hielt sich an Rand fest, als wolle sie verhindern, dass dieser Tornado, den sie gerade erlebte, sie von ihm fortriss.
    Von dem Augenblick an, als sie Rand zum ersten Mal in der Scheune gesehen hatte, hatte Grace intuitiv gewusst, dass es so sein würde. Sollte sie sich dennoch eingeredet haben, mit ihm auf rein geschäftlicher Ebene verkehren und ihre Gefühle ausschalten zu können, so belehrte sie das, was jetzt geschah, unmissverständlich eines Besseren. Und wenn sie ehrlich zu sich war, hatte sie schon bei ihrer ersten Begegnung gewollt, dass es geschah.
    Rand löste seine Lippen von ihren und hielt sie an den Schultern. Er hob den Kopf ein wenig und sah sie aufmerksam an. “Grace”, flüsterte er mit einem leichten

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