Der Küss des schwarzen Falken
dass es mit ihnen nicht von Dauer sein könne, sollte er ihr das ein anderes Mal sagen, aber nicht gerade in diesem wunderbaren Augenblick, in dem sie sich so nah waren.
“Du hast dich fantastisch gehalten da unten im Canyon”, bemerkte Rand im Ton einer sachlichen Feststellung. “Als das Wasser zu steigen begann und der Aufstieg immer schwieriger wurde, hast du eine bemerkenswerte Ruhe bewahrt. Manch anderer wäre in Panik geraten.”
“Ich hatte viel zu viel Angst, um in Panik zu geraten”, antwortete sie ehrlich.
“Sie sind überhaupt eine höchst bemerkenswerte Frau, Miss Grace Sullivan.”
Obwohl sie nicht das Gefühl hatte, etwas Außergewöhnliches geleistet zu haben, freute sich Grace über das Lob. Sie strich Rand mit den Fingerspitzen zart über die Lippen und erwiderte leise: “Solange du da warst, wusste ich, dass uns nichts passieren konnte.”
Er drückte sie fester an sich und gab ihr einen langen Kuss.
“Wie lang soll die Pause sein, die du brauchst?”, fragte sie unschuldig lächelnd, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war.
Als Antwort ließ er seine Hände über ihre Hüften gleiten und legte sie um ihren Po. Er streifte sich ein neues Kondom über, und es durchfuhr sie wie ein warmer Funkenregen, als er wieder in sie hineinglitt. Sie schloss die Augen und folgte seinem langsamen, wiegenden Rhythmus.
Als er schneller wurde und ihre Atemstöße kürzer und heftiger wurden, hatte sie nur einen Gedanken: Ich liebe dich, Rand Blackhawk! Dieses Mal sprach sie ihn jedoch nicht laut aus, sondern behielt ihn für sich. Allerdings hoffte Grace mit aller Kraft, dass Rand, was immer auch mit ihnen geschehen mochte, zumindest einen kleinen Platz in seinem Herzen für sie hatte.
Eng umschlungen waren Rand und Grace in der Fahrerkabine des Pick-ups eingeschlafen. Als sie aufwachten, war der Sturm fast vorübergezogen. Sie zogen sich trockene Sachen an, und als sie hinaus ins Freie traten, hatten sich die ersten Sonnenstrahlen schon wieder den Weg durch die Wolken gebahnt. Die Luft war frisch, und es roch nach feuchter Erde.
Der wilde Hengst bäumte sich auf, als er sie sah. Seine Stuten und die Fohlen drängten sich unruhig wiehernd um ihn. Vorsichtig näherte Rand sich den Tieren von der Seite, wobei er sorgfältig vermied, in ihre Richtung zu blicken. Als er nah genug herangekommen war, warf er ihnen einen Arm voll Luzerne hin und zog sich danach rasch wieder zurück. Die Tiere stoben auseinander und schnaubten, aber der Geruch des Klees war dann doch stärker. Bald kehrten sie zurück und schoben und stießen einander, um den besten Platz am Futter zu ergattern. Inzwischen war Rand mit zwei Bündeln Heu zurückgekommen. Wieder wichen ihm die Pferde aus und zerstreuten sich, um sich kurz darauf, ausgehungert wie sie waren, erneut über das Futter herzumachen.
Von einem Felsen am entgegengesetzten Ende des Lagers beobachtete Grace die Szene. Die Stuten waren Rotschimmel; von den Fohlen war eines ein Fuchs, das andere ein Brauner. Alle sahen sie mager aus, manche hatten kahle Stellen. Die Stuten und Fohlen zeigten vereinzelt Bissspuren auf ihrem stumpfen Fell, die von dem Hengst stammten, der ein hartes Regiment führen musste, um seine Herde zusammenzuhalten.
Mustangs waren nicht gerade Pferde aus dem Bilderbuch. Aber in Grace’ Augen waren sie die schönsten Tiere der Welt. Rand kam zu ihr herüber und legte ihr den Arm um die Schultern. Sie schnupperte und genoss den Geruch des Heus und der Pferde, den sie an ihm wahrnahm.
“Du hast sie ins Leben zurückgeholt”, sagte sie.
“Ich?”, entgegnete Rand. “Darf ich dich daran erinnern, dass du es warst, die darauf bestanden hat, dass wir es überhaupt versuchen? Meine erste Antwort war, sie sich selbst zu überlassen. Aber du hast nicht lockergelassen. Wenn ihnen jemand das Leben gerettet hat, dann bist du das.”
Grace war anderer Ansicht. Aber sie hatte keine Lust, mit ihm darüber zu diskutieren. Außerdem war es gleichgültig. Sie hatten es geschafft, der Tag war schön, viel zu schön für nebensächliche Dinge. Sie wollte sich einfach an Rand anlehnen und diesen wertvollen Moment auskosten.
“Er ist ein ganz schöner Macho”, bemerkte Grace mit einer Kopfbewegung auf den Hengst, der die anderen wegbiss, wenn sie ihm beim Fressen zu nahe kamen.
“Damit signalisiert er nur, wer der Boss ist. Wenn er ihnen zeigt, dass er der Stärkste und Intelligenteste von ihnen ist, heißt das auch, dass er sie beschützt. Und damit sorgt
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