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Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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Kuss wie dieser führte, trotzdem ließen sie nicht voneinander ab. Schon hatte Rand sie hochgehoben und trug sie, ohne seine Lippen von ihrem Mund zu lösen, zum Pick-up, da hörten sie aus der Ferne ein Motorengeräusch, das sich rasch ihrem Lager näherte.
    Rand blieb wie angewurzelt stehen. Dann fluchte er und setzte Grace wieder ab. Die Pferde hoben die Köpfe und wurden unruhig. Wenige Augenblicke später kam ein Truck vorgefahren, mit einem Anhänger für sechs Pferde.
    Seufzend ließ Grace ihren Kopf an Rands Schulter sinken. “Da sind sie”, sagte sie nur.
    Dann drehte sie sich um und ging dem Truck entgegen, aus dem in diesem Augenblick ihr Bruder und Marty ausstiegen.
    “Unglaublich.” Tom schüttelte den Kopf, nachdem Grace ihm und Marty gesagt hatte, dass Rand und sie die Pferde bereits aus dem Canyon herausgeholt hatten. “Aber wie genau ist das denn abgelaufen?”
    Die Arme über der Brust verschränkt hörte Rand zu, als Grace die ganze Aktion in allen Einzelheiten schilderte – wie sie in den Canyon geritten waren, wie sie die Mustangs entdeckt hatten. Die lebhafte Beschreibung wie er die Stute eingefangen hatte, machte ihn ein wenig verlegen. Aber sie erzählte mit einem solchen Feuereifer, dass er sie nicht unterbrach, sondern schweigend bis zum Schluss zuhörte. Nur an einer Stelle verdrehte er die Augen, als Grace in den leuchtendsten Farben beschrieb, wie er mit der eingefangenen Stute und dem Hengst im Gefolge im Galopp um die Ecke gekommen war. Für seinen Geschmack klang das zu sehr nach Fanfarenstößen und Heiligenschein.
    Tom war, wie er feststellte, ein ansehnlicher Bursche, knapp eins neunzig groß, mit den gleichen grünen Augen wie Grace, aber etwas dunklerem Haar. Ein Typ, auf den die Frauen todsicher fliegen, dachte Rand. Als sie sich zur Begrüßung die Hand schüttelten, glaubte er, eine leichte Animosität von Toms Seite aus zu spüren. Aber er machte sich nichts weiter daraus – er konnte es nachvollziehen. Wäre Grace seine Schwester und er an Toms Stelle, wäre er einem Fremden gegenüber, der mit ihr allein gerade durch Texas gezogen war, auch reserviert. Und wenn Tom wüsste, was sie noch so alles getrieben hatten, wovon Grace selbstverständlich nichts erzählte, wäre er sicherlich noch reservierter.
    Mit ihrer Verstärkung und der zusätzlichen Ausrüstung, die die beiden Männer mitgebracht hatten, war es kein Problem, die Mustangs so abzusichern, dass sie praktisch nicht mehr fliehen konnten. Was Tom und Marty ebenfalls dabei hatten, waren Enchiladas und andere Leckereien sowie ein gut gekühltes Sechserpack Bier. Marty, ein älterer Mann mit einem buschigen weißen Schnauzbart, deckte auf einem Campingtisch auf, während Grace ihre Erzählung beendete.
    “Wenn wir die Streuner durchgecheckt haben, könnten wir sie auf eine Ranch in Amarillo bringen. Das Ganze dürfte nicht länger als vier oder fünf Tage dauern, dann sind wir wieder zu Hause”, verkündete Tom, während er die Teller füllte. Er warf Grace einen Blick von der Seite zu. “Klingt das nicht wie Musik in deinen Ohren, Schwesterherz?”
    Grace erwiderte seinen Blick. Sie kannte ihn gut genug – und er sie nicht weniger –, als dass ihr seine versteckte Anspielung entgehen konnte. Er war weder dumm noch naiv. Natürlich ahnte er, dass zwischen Rand und ihr etwas lief. Er wollte sie ein wenig provozieren, um zu sehen, wie sie reagierte.
    Aber sie ließ sich nicht aufs Glatteis führen. “Ein schönes Vollbad wäre schon nicht schlecht”, meinte sie gleichmütig und biss in ihre Tortilla.
    “Und Sie, Rand?”, wandte sich Tom an ihn. “Kommen Sie mit uns zum Basislager?”
    Erwartungsvoll sah Grace ihn aus den Augenwinkeln an, senkte dann aber den Blick, als er den Kopf schüttelte. Was hast du denn erwartet, wies sie sich zurecht. Er hatte ja selbst gesagt, dass er zurückfahren werde und in Wolf River Station machen wolle. Und sie wusste ja auch, dass es das einzig Richtige war. Aber selbst wenn es der pure Egoismus war, die Zeit, die sie für sich gehabt hatten, war einfach zu kurz gewesen, sie wollte mehr – noch ein paar Tage mit ihm oder wenigstens ein paar Stunden. Nein, das stimmte nicht. Sie wollte mehr als das, viel mehr.
    Rand vermied es, sie anzusehen. Sie war froh darüber, denn ihr war zum Heulen zumute. Und nach den ausgestandenen Strapazen und der Anspannung fiel es ihr schon schwer genug, sich zusammenzunehmen und es zu unterdrücken.
    “Grace?”
    “Was?” Sie schrak aus

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