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Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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Untergrund zu halten, dass sie jedes Zeitgefühl verlor. Mehr als einmal rutschten Schlamm und Geröll unter ihnen weg, und sie hatte Mühe, sich im Sattel zu halten.
    Als sie endlich den gefährlichen Teil des Weges hinter sich gelassen hatten, war Grace so erschöpft, dass sie regelrecht in sich zusammensackte. Sie lockerte die Zügel und überließ dem Pferd die Führung zurück ins Lager. Die Herde folgte noch immer ihrem Leithengst und der seiner Stute. Als Grace als Letzte ankam, hatte sich Rand schon aus dem Sattel geschwungen und den Hengst eingefangen und angebunden.
    Grace hütete sich, Rand zu rufen oder sonst auf sich aufmerksam zu machen. Sie wusste, wie empfindlich die Tiere auf menschliche Laute reagierten und wollte sie nicht unnötig scheu machen. So blieb ihr erst einmal nichts anderes übrig, als sich am Sattelknauf festzuhalten, um vor Erschöpfung nicht vom Pferd zu fallen, und ein stummes Dankgebet zum Himmel zu schicken. Den Regen spürte sie kaum noch, und nasser als nass konnte sie ohnehin nicht mehr werden.
    Sie merkte erst, dass Rand neben ihr stand, als er sie schon am Knie antippte. Sie öffnete die Augen, die sie für einen Moment geschlossen hatte. Er streckte ihr die Arme entgegen und hob sie aus dem Sattel.
    Noch während er sie festhielt, schlang sie ihm die Arme um den Nacken und rief: “Du hast es geschafft, du hast es tatsächlich geschafft!”
    “Wir haben es geschafft”, korrigierte er sie lächelnd und ließ sie nicht los, sodass ihre Füße zwei Handbreit über dem Boden schwebten.
    “Oh Rand”, rief sie voller Überschwang aus, “ich liebe dich!”
    Er war wie vom Donner gerührt, das spürte sie, und sie wusste sofort, dass es ein Fehler gewesen sein könnte, es auszusprechen. Aber das war ihr egal. Sie liebte ihn! Entweder er fand sich damit ab oder nicht. Das lag bei ihm.
    Sie war einfach zu erleichtert und zu glücklich, um sich wegen eines unbedachten Wortes den Augenblick verderben zu lassen. Sie schlang die Arme noch fester um ihn und drückte ihn an sich. Ihre Erschöpfung war mit einem Mal wie weggeblasen.
    Rand lachte und trug sie, so nass wie sie war, zum Pick-up, öffnete das Fahrerhaus und setzte sie hinein. “Warte hier einen Moment”, sagte er. “Ich muss nur eben die Pferde absatteln.” Damit schloss er die Tür des Wagens wieder.
    Plötzlich kam sie sich nutzlos und überflüssig vor. Sie hätte ihm so gern geholfen. Aber Rand war viel schneller und routinierter als sie. Sie würde ihm höchstens im Weg stehen. Wenn ich ihm nicht sowieso im Weg bin, so ungebeten, wie ich mich in sein Leben gedrängt habe, dachte Grace traurig. Aber es war nun einmal passiert. Sie hatte sich bis über beide Ohren in ihn verliebt. Und morgen würden sie sich voneinander verabschieden und sich vermutlich nie wieder begegnen.
    Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Heute war kein Tag zum Weinen, heute war ein Festtag, zum Donnerwetter! Um trüben Gedanken nachzuhängen, hatte sie später Zeit genug. Dass sie die Pferde heil aus dem Canyon herausbekommen hatten, war nun wirklich ein Grund zu feiern.
    Keine Minute später saß Rand neben ihr im Wagen. Er schüttelte seinen nassen Hut aus und schleuderte ihn auf die Rückbank. Grace kauerte sich in die Ecke. Aus ihrem Haar tropfte noch immer Wasser, und sie war nass bis auf die Haut.
    “Sind sie alle okay?”, fragte sie. Erst als sie beim Sprechen mit den Zähnen klapperte, merkte sie, wie kalt ihr war.
    Rand nickte. Dann sah er sie streng an. “Du bist ja klitschnass geworden!”
    Sie wusste auch nicht, warum sie das so komisch fand. Wahrscheinlich, weil er ihr damit nichts Neues sagte. Er selbst sah nicht trockener aus, was ja auch nicht erstaunlich war, da sie beide aus dem strömenden Regen kamen. Auf jeden Fall musste sie laut loslachen. Rand bedachte sie mit einem Blick, als sei sie von allen guten Geistern verlassen. Dann zuckten seine Mundwinkel, und er fiel lauthals in ihr Gelächter ein.
    Es war das erste Mal, dass Grace ihn von Herzen lachen hörte, und es war so wohltuend und befreiend, dass sie auf der Stelle alles vergaß: die Angst, die sie um ihn gehabt hatte, den bevorstehenden Abschied von ihm, die Nässe und die Kälte und ihre schmerzenden Beine.
    Noch immer lachend streckte er die Arme nach ihr aus und zog sie an sich. “Ach, Grace”, murmelte er und schüttelte den Kopf, “was soll ich bloß mit dir machen?”
    Sie spürte seine Körperwärme und das Muskelspiel seiner Arme, die sie

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