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Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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er für ihren Zusammenhalt.”
    “Gesprochen wie ein wahrer Mann”, meinte sie. Aber sie wusste, dass Rand, was Pferde betraf, recht hatte. Der Leithengst war nun einmal das stärkste und meistens auch das klügste Pferd der Herde.
    Sie beobachtete, wie der Rappe die Zähne bleckte und seine Mähne schüttelte, und musste lächeln. Glücklicherweise ließen sich diese Methoden, für den Zusammenhalt zu sorgen, nicht ohne Weiteres auf die Menschen übertragen.
    “Sind die Fohlen nicht hübsch?”, sagte Grace nach einer Weile geistesabwesend. “Ihre Adoption sollte keine Schwierigkeit sein.” Sie merkte, dass Rand bei ihren Worten zusammenzuckte, und sah ihn fragend an. Aber er starrte wie versteinert auf die Pferde. “Rand?”
    Er schwieg. Nach einer Weile sagte er dann, und er klang sehr ernst: “Ich musste eben an Lizzie denken. Mit ihr muss das so ähnlich gewesen sein. Die Leute haben sich bestimmt darum gerissen, sie zu adoptieren.”
    Zuerst wunderte sie sich über diese Gedankenverbindung. Doch schließlich begann sie zu verstehen. “Wie sah sie aus?”, fragte sie vorsichtig. “War sie hübsch?”
    “Sie hatte genauso blaue Augen wie meine Mutter”, antwortete Rand versonnen. “Ihr Haar war nicht schwarz wie das von Seth und mir, sondern etwas heller, ein dunkles Braun. Meine Mutter hat immer gesagt, sie sähe unserer Großmutter in Wales ähnlich.”
    “Sie erinnert sich bestimmt an dich.” Grace wollte ihm Mut machen. “Vielleicht nicht so deutlich wie Seth. Aber wenn ihr euch trefft, wird ihr Herz ihr schon sagen, dass du ihr Bruder bist.”
    Wenn ihr euch trefft … Rand erschrak. So weit hatte er noch gar nicht gedacht. Ihm wurde nun bewusst, dass er noch gar nicht entschieden hatte, was er tun sollte. Er hatte diese Überlegungen einfach von sich weggeschoben.
    Grace, die sich wieder an ihn gelehnt hatte und wie er weiter die Pferde beobachtete, strich mit den Fingerspitzen sanft über seinen Arm. Die Berührung entspannte ihn. Auf einmal musste er daran denken, dass sie letzte Nacht seinetwegen geweint hatte. Das hatte, seit er erwachsen war, keine Frau getan. Sicher hatte es hier und da mal Tränen gegeben. Aber das waren Tränen der Enttäuschung oder der Wut gewesen, oder Tränen, mit denen man ihn unter Druck setzen wollte, aber niemals Tränen um ihn.
    Und dann hatte sie noch gesagt, dass sie ihn liebe. Er wusste selbst, dass Grace das in einem Moment des Überschwangs gesagt hatte, als sie es geschafft hatten, die Mustangs und sich selbst in Sicherheit zu bringen. Aber hatte sie es auch wirklich so gemeint?
    Natürlich nicht, sagte er sich nun. Und selbst wenn sie es sich möglicherweise einen Moment lang eingeredet hatte, dass sie ihn liebe, konnte er sich nicht vorstellen, dass es stimmte. Sie und er waren zu verschieden. Er stammte nicht aus ihrer Welt, sie nicht aus seiner. Es würde nicht lange dauern, und diese Unterschiede würden alles bestimmen.
    Nicht mehr lange, und er würde sich auf den Weg zurück nach San Antonio machen, und sie würde nach Hause zurückfliegen, nach Dallas. Nur in einem Punkt war er sich sicher: vergessen würde er sie nie.
    Er drehte sie zu sich um, zog sie an sich und küsste sie zärtlich. “Ich möchte dir danken”, sagte er ernst.
    “Danken? Wofür?”
    “Ich wäre nie so weit gekommen, wenn du nicht gewesen wärst. Ich meine in meinen Gedanken und Entschlüssen, die Seth und Lizzie betreffen. Mary hatte ganz recht, als sie sagte, ich könnte ein paar Anstöße zum Nachdenken gebrauchen. Und du hast sie mir gegeben. Außerdem zeigt einem eine Aktion wie diese hier, worauf es wirklich im Leben ankommt.”
    “Heißt das, dass du dich entschlossen hast, doch nach Wolf River zu fahren?”
    Rand nickte. “Ich werde auf meinem Rückweg nach San Antonio dort vorbeifahren. Wenigstens anhören kann ich mir ja mal, was dieser Rechtsverdreher zu erzählen hat.”
    “Oh Rand!” Sie legte die Hände um seinen Kopf. “Das freut mich wirklich”, sagte sie und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Doch in ihren Augen standen Tränen, und sie sah alles andere als glücklich aus.
    Rand ahnte, woran sie dachte. Bald würden sie jeder seiner Wege gehen.
    Die Trennung war unvermeidlich und stand unmittelbar bevor. Dennoch traf ihn der Gedanke daran wie ein Keulenschlag. Er drückte Grace fest an sich und küsste sie.
    Grace schlang die Arme um ihn und erwiderte den Kuss ebenso ungestüm. Es war ein Kuss verzweifelter Leidenschaft. Sie wussten genau, wozu ein

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