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Der Küss des schwarzen Falken

Der Küss des schwarzen Falken

Titel: Der Küss des schwarzen Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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Frösche hatten ihr Konzert begonnen. Die Luft war abgekühlt, und eine leichte Brise hatte sich erhoben, als Grace mit einem Eimer in der Hand unten am Bach ankam. Sie bückte sich, um Wasser zu schöpfen, da sprang ein dicker Ochsenfrosch vor ihr auf und quakte laut und vernehmlich.
    Sie verzog das Gesicht. “Wenn du jetzt glaubst, dass ich dich küsse, hast du dich geschnitten, Freundchen. Ich habe von Märchenprinzen im Augenblick die Nase voll.”
    Nachdem sie den Eimer gefüllt hatte, wollte sie gerade wieder zurückgehen, als sie fast mit Rand zusammenstieß.
    “Redest du jetzt schon mit den Fröschen?”, fragte er.
    Sie merkte, dass ihr das Blut in die Wangen stieg. Hatte er etwa gehört, was sie gesagt hatte? Aber selbst wenn, er wusste ja schon, was sie für ihn fühlte. “Ich dachte, du wärst bei den Pferden?”
    “War ich auch.”
    Ein langes, unbehagliches Schweigen entstand. Sie ahnte, dass er gekommen war, um ihr etwas zu sagen, und nun nicht recht wusste, wie er anfangen sollte.
    Grace seufzte. Dieses Schweigen war nicht zu ertragen. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. “Was ist los, Rand? Sag es einfach.”
    “Ich breche auf, Grace.”
    Ihr Herz zog sich zusammen. Sie hatte gedacht, sie sei auf diesen Moment vorbereitet. Aber das war sie nicht. “Du meinst jetzt gleich?”
    “Ich will noch vor dem Dunkelwerden losfahren. Ich schätze, dass ich dann gegen zwei oder drei morgen früh in Wolf River bin.”
    “Okay”, brachte sie heraus. Lüge! Nichts war okay!
    “Tom und Marty kommen mit den Mustangs auch ohne mich zurecht.”
    “Ich koche dir einen Kaffee. Du solltest eine Thermosflasche mitnehmen, wenn du die halbe Nacht durchfährst.” Sie hatte Mühe, dass ihre Stimme nicht zitterte, und wunderte sich, dass sie überhaupt noch in ganzen Sätzen sprechen konnte. Sie wollte gerade an ihm vorbeigehen, da hielt er sie an der Hand fest.
    “Grace …”
    “Sag nichts, Rand, bitte. Es wird schon gehen.”
    Sein Griff wurde fester, und sie glaubte schon, er werde sie an sich ziehen und küssen. Doch da hörten sie durch das nahe Gebüsch die Stimme ihres Bruders, und Rand machte einen Schritt zurück.
    Schweigend gingen sie nebeneinander her ins Lager zurück. Rand führte seine Pferde in den Anhänger des Pick-ups. Währenddessen kochte Grace einen starken Kaffee, der ihm helfen sollte, auf der langen Fahrt über die eintönigen Landstraßen wach zu bleiben.
    Als er mit Packen fertig war, verabschiedete er sich von Tom und Marty. Er schüttelte ihnen die Hand und wandte sich dann Grace zu. Auch sie streckte ihm die Hand hin, obwohl ihr weit mehr danach war, ihm um den Hals zu fallen und ihm zum Abschied einen Kuss zu geben, den er so schnell nicht vergessen sollte. Ihre Blicke trafen sich. Dann drehte er sich um, ohne ihre Hand genommen zu haben, und ging zum Wagen. Er ließ den Motor an, und langsam setzte der Pick-up sich mit dem Anhänger in Bewegung.
    Wie betäubt stand Grace da. Sie hörte die Räder auf dem Kies knirschen.
    Plötzlich hielt der Wagen an. Die Fahrertür flog auf. Rand stieg aus und kam auf sie zu, den Blick seiner schwarzen Augen unverwandt auf sie geheftet. Ihr Herz schlug wie wild, als er vor ihr stehen blieb. Sie hielt vor Anspannung den Atem an.
    “Komm mit mir”, sagte er.
    Das war alles – nur diese drei Worte.
    Ob es heißen sollte, bis zu Wolf River oder weiter, war ihr egal. Wolf River genügte ihr fürs Erste. Sie nickte und sah die Erleichterung in seinen Augen. Rand ging nun zum Pick-up zurück, um dort auf sie zu warten.
    “Grace, was zum Teufel ist denn jetzt los?”, fragte Tom, der einige Meter entfernt stand.
    “Ich komme in zwei Tagen nach”, antwortete sie. “Ich erklär’s dir später.”
    Sie küsste ihren Bruder zum Abschied und drückte Marty die Hand, nahm ihre Tasche, ging zu Rands Pick-up und stieg ein. Als sie neben ihm saß, starrte sie geradeaus durch die Windschutzscheibe. Sie fuhren los. Keiner von ihnen sprach ein Wort.
    Zwanzig Minuten später hatten sie den Highway erreicht, der sie nach Wolf River bringen sollte.

9. KAPITEL
    Das Erste, was Rand wahrnahm, als er erwachte, war die Kühle des Lakens und der warme Körper an seiner Seite. Er schlug die Augen auf und sah neben sich Grace in dem Hotelbett liegen. Sie lag auf der Seite und schlief, ihr wunderschön geformter Rücken ihm zugewandt.
    Rand richtete sich ein Stück auf und stützte sich auf den Ellbogen, um sie in Ruhe zu betrachten. Ganz langsam wanderte sein

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