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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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frischen Luft wieder etwas klarer im Kopf zu werden.
    Also stiegen sie aus und gingen im Nieselregen die wenigen Meter zum Themseufer hinunter. Die Nachtluft war angenehm frisch, aber in nicht allzu weiter Ferne konnte man Donnergrollen wahrnehmen.
    „Ich weiß, wieso du hier bist.“ Dupont ging ein paar Meter vor Henry, der hinter ihm herstolperte und auf seine Füße achten musste.
    Abrupt blieb er stehen, sodass Henry beinahe mit ihm zusammengestoßen wäre und drehte sich um. Er sah Henry eingehend an. „Du hast doch mit Sicherheit irgendwelches Material, oder?“
    „Da wäre ich ja schön blöd, wenn ich dir das sagen würde.“ Henrys Kehle entstieg ein albernes Kichern.
    Dupont sah ihn mit schief gelegtem Kopf an. „Natürlich hast du Beweise“, sagte er dann. „Wo hast du das Zeug?“
    „Keine Ahnung“, antwortete Henry mit einem Grinsen.
    „Willst du mir erzählen, wie du darauf gekommen bist?“
    Henry legte seinerseits den Kopf schief. „Nein“, sagte er dann nach kurzem Nachdenken und lachte.
    „Gut, dann eben nicht.“ Jean Dupont wurde immer unruhiger. Henry ging ihm schon seit dem Tag auf die Nerven, an dem sie sich kennen gelernt hatten. „Wärst du damit zufrieden, wenn du mir dein Material gibst und alles vergisst und du im Gegenzug von mir eine großzügige Spende bekommst?“
    „Du willst mich bestechen, damit ich ein abscheuliches Verbrechen vertusche?“ Er grinste breit. „Da bist du ein bisschen zu spät dran, mein Lieber. Ich habe nämlich vor, darüber eine mordsmäßige Story zu schreiben und das ganze in der Presse so richtig schön breitzutreten.“ Er grinste noch breiter, beugte sich ein Stückchen zu ihm vor und raunte: „Das wird ein mega Ding. Das kann ich dir sagen.“ Der hohe Alkoholspiegel in seinem Blut hatte ihn zu seinem Pech sehr unvorsichtig gemacht.
    „Das wirst du nicht machen“, sagte Jean Dupont schärfer, als er eigentlich beabsichtigt hatte.
    „Ups.“ Henry Williams grinste einfältig. „Bin ich dir damit zu nahe gekommen?“
    „Ja, das bist du.“ Er betrachtete ihn eingehend. „Wie bist du darauf gekommen, dass das Claire ist? Hast du nach ihr gesucht?“
    Henry Williams war von dem plötzlichen Themenwechsel ziemlich überrumpelt. „Also … hm …“
    „Das heißt wohl ja. Hat dich irgendjemand dazu beauftragt?“
    „Also, Jean …“
    „Wer?“
    Henry seufzte und wich einen Schritt zurück. „Aber Jean, du wirst doch verstehen, dass ich dir nicht sagen kann, wer-“
    Noch bevor Henry mit seinem Satz fertig war, packte ihn Dupont am Kragen seiner Jacke und raunte ihm zwischen zusammengebissenen Zähnen zu: „Du sollst mir sagen,
wer
!“ Er schüttelte ihn. „Sag es endlich!“ Er hatte ihn so weit zurückgedrängt, dass sie beide schon bis zu den Knien im Wasser der Themse standen. Sie spürten, wie die Strömung an ihren Beinen zog.
    Henry wich noch weiter zurück und hielt sich an Jeans Armen fest. „Das kann ich nicht“, keuchte er.
    „Du widerlicher, kleiner Scheißer!“ Er stieß ihn von sich weg. Henry Williams taumelte, stolperte und fiel schließlich nach hinten ins Wasser, dorthin, wo es tiefer wurde und die Strömung stärker war. Das Wasser schlug über seinem Kopf zusammen. Er hatte große Mühe, sich aufzurappeln, kam aber nicht mehr auf die Beine. Er merkte, wie er weiter auf den Fluss hinausgezogen wurde und immer mehr den Boden unter seinen Füßen verlor. Der Regen hatte zugenommen und prasselte auf seinen Kopf und aus dem anfänglichen Donnergrollen hatte sich schnell ein Sommergewitter entwickelt. Es blitzte und kurz darauf kam der Donner. „Hey! Hilf mir!“ Henry versuchte ein paar Schwimmbewegungen zu machen, aber seine Kleidung hatte sich komplett mit Wasser voll gesogen. Ihm war schwindelig und die hohe Konzentration des Alkohols in seinem Blut ließ die Dunkelheit vor seinen Augen tanzen. Er planschte im Wasser, wusste aber nicht mal, wohin er schwimmen sollte, hätte er gekonnt.
    Jean Dupont stand nur da und sah ungerührt zu, wie Henry vom Wasser mitgerissen wurde und immer weiter abtrieb. Immer wieder tauchte sein Kopf im Fluss unter.
    „Jean!“ Der alte Williams war in Todesangst. Er merkte nicht mal, wie er sich in die Hose machte. Weitere Worte wurden vom Wasser weggespült. Er hustete, als das Wasser in seine Lungen eindrang.
    Dupont stand noch immer am Ufer, die Hose nass bis zu den Knien und rührte sich nicht. Er starrte Henry nach, der immer undeutlicher in der Dunkelheit zu erkennen war.

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