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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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junges Modelabel angeln. Anschließend hatte er noch vor, seinen alten Studienfreund David zu besuchen, der inzwischen nach New York gezogen war. Sie hatten sich zu einem kurzen Mittagessen verabredet. Und dann würde er wieder zurück nach London fliegen und sich erstmal ein bisschen um seinen Sohn kümmern.
    ***
    Drei Augenpaare starren ihn an, als er mit seiner Geschichte fertig ist.
    „Tja. Das war wohl ein perfekter Mord“, sagt er abschließend.
    „Nicht perfekt genug, würde ich sagen.“ Tom setzt sich neben Jack aufs Bett.
    „Aber ich bin zwanzig Jahre damit durchgekommen. Das spricht doch für sich“, meint Jean.
    Jack schüttelt seinen Kopf und stützt ihn verzweifelt in seine Hände. „Ich verstehe nicht, wie du so etwas tun konntest.“
    Dupont betrachtet seinen Sohn mit zusammengekniffenen Augen. „Hast du immer noch nicht geschnallt, dass du ihr egal warst? Sie wollte sich ins Ausland absetzen, wobei sie dich sowieso verlassen hätte. Da war es doch wohl egal, auf welche Weise sie das getan hat.“
    „Nein. Ist es nicht“, murmelt Jack. „Sie ist tot. Elendig verreckt.“
    Evelyn fixiert ihren Schwiegervater mit ihrem Blick. „Hast du meinen Onkel umgebracht, Jean?“
    „Das war ein Unfall, das weißt du doch.“
    „Auch bei einem Unfall kann man nachhelfen.“
    „Da hast du recht, Evelyn“, sagt er und sieht sie nachdenklich an.
    Evelyn weicht seinem Blick keinen Zentimeter aus. „Also? Hast du ihn ermordet?“
    „Eher indirekt“, sagt er. Kein Bedauern. Kein Mitgefühl. Nur absolute Kälte.
    „Wie?“ Evelyn ist noch erstaunlich ruhig, obwohl ihr immer noch schlecht wird, wenn sie an die Säure denkt.
    Jean Dupont seufzt. „Tja. Das wird hier heute ja eine richtige Geschichtenstunde.“
    ***
    Es war Freitagabend, der 8. Juni und Henry Williams hatte sich wunderbar mit seinen Kumpels amüsiert. Carl, den er schon seit dem Studium kannte, hatte seinen zweiundsechzigsten Geburtstag mit drei seiner besten Freunde in seiner Lieblingskneipe gefeiert. Als sie gegen halb zwölf den Pub verließen, gut gelaunt und sturzbetrunken, nahmen sie sich ein Taxi und ließen sich nach Hause kutschieren. Die gesamte Fahrt über grölten sie gemeinsam irgendwelche Klassiker aus den Achtzigern, bis die beiden anderen zu Hause abgeliefert waren und Carl und Henry schließlich alleine im Taxi saßen. Als sie nicht mehr allzu weit von Zuhause weg waren, beugte sich Henry nach vorne und wies den Taxifahrer an, er solle ihn hier aussteigen lassen. Carl versuchte ihn in seinem betrunkenen Zustand noch halbherzig aufzuhalten. Aber Henry weigerte sich, wieder ins Taxi zu steigen.
    „Ich werde den Rest zu Fuß nach Hause gehen“, tönte er in übertrieben lauter Stimme.
    „Das ist aber ziemlich weit, Henry“, versuchte es Carl noch einmal.
    „Das macht nichts. Ich bin noch jung. Aber Danke, für die super tolle Party. Ich rufe dich morgen an.“ Damit schlug er die Tür zu und winkte Carl zum Abschied, als das Taxi davonfuhr. Die kleine, schlanke Gestalt mit den von Grau durchzogenen, blonden Haaren wurde immer kleiner. Das war das letzte, das Carl von Henry sah. Er erhielt am nächsten Tag keinen Anruf von seinem Kumpel, sondern vier Stunden später einen von Henrys Frau, die ihm in Tränen aufgelöst, den Tod ihres Mannes mitteilte.
    Henry seinerseits sah dem Taxi kurz nach, dann sah er sich um und ging schließlich los. Das war aber alles andere als einfach. Bei jedem Schritt, den er tat, fühlte er sich, als würde er in einem schwankenden Zug von einem Ende zum anderen laufen und dabei seitlich immer wieder gegen die Sitze geworfen werden. Er hatte sich eigentlich nur ein wenig Mut antrinken wollen, doch jetzt spürte er, dass er ziemlich betrunken war. Das war dem, was er jetzt noch vorhatte, nicht besonders zuträglich.
    Als der Wagen neben ihm anhielt und die Beifahrertür aufging, blieb er stehen. Als ihm eine ihm wohlbekannte Stimme „Einsteigen, Williams“ befahl, ließ er sich auf dem Beifahrersitz nieder und zog die Tür zu.
    „Einen schönen guten Abend.“ Jean Dupont blickte zur Windschutzscheibe hinaus.
    „Schön ist was anderes“, meinte Henry kichernd.
    „Du bist betrunken“, stellte Dupont fest und verzog das Gesicht. Dann kam er ohne weitere Umschweife auf den Grund ihres Treffens zu sprechen. „Also, Williams, was ist los?“
    „Lass uns doch ein wenig spazieren gehen“, schlug Henry schnell vor. Ihm war so nahe bei Dupont nicht ganz wohl. Außerdem hoffte er, an der

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