Der Kugelfaenger
Rücken. Dann kniete er sich mit einem Bein und seinem ganzen Gewicht auf sie, um sie festzuhalten. Ihr Brustkorb wurde zusammengepresst und sie konnte drei ihrer Rippen splittern hören. Sein Gesicht über ihr war dem ihren jetzt so nah, dass sie seinen heißen Atem spüren und den irren Ausdruck in seinen Augen sehen konnte. Mit ihrer lädierten Hand klammerte sie sich an seiner Jacke fest. Den anderen Arm konnte sie nicht heben. Ihr war klar, dass sie keine Chance hatte, ihm zu entkommen. Sie spürte ihre Schmerzen kaum noch und auch das Blut, das ihr immer noch zur Nase hinausfloss, nahm sie nicht mehr wahr. Sie hatte sich ihren Tod eigentlich immer anders vorgestellt. Friedlicher, schöner. Sie wusste, dass sie hier sterben würde.
Er streichelte ihre Haare und sah ihr in die Augen, als er ihr die Messerspitze durch die Haut ihres Halses bohrte. Ihr Griff an seiner Jacke wurde schwächer, bis sie schließlich losließ, ihr Kopf zurücksank und die gurgelnden und röchelnden Geräusche, die sie von sich gab, erstarben.
Er betrachtete sie liebevoll. Claire hatte weiches, blondes Haar und schöne blaue Augen. Sie war groß gewachsen und schlank. Sie war eine schöne Frau.
Er verharrte eine Zeit lang neben ihr, dann gab er ihr einen zärtlichen Kuss auf die noch warme Stirn. Dann stand er auf und breitete einen Stapel Küchentücher unter ihrem Kopf aus, der das viele Blut zumindest grob aufsaugen sollte. Er war froh, dass er den Teppich schon vor ihrem Eintreffen weggeräumt hatte. Dann ging er ins Obergeschoss und zog Anatolij aus der Badewanne. Er legte ihn in einen Plastiksack und zog ihn über die Treppe nach unten zu Claire in die Küche. Dann verließ er das Ferienhäuschen durch die Hintertür und ging zu seinem gemieteten Renault, der hinter dem Haus geparkt war und holte eine Schutzbrille und einen Atemschutz vom Rücksitz und zog Chemikalienhandschuhe aus Fluorkautschuk über. Dann öffnete er den Kofferraum des Wagens und holte einen Behälter mit 69%iger Salpetersäure heraus. Er ging zurück in die Küche. Dort zog er Claire erstmal ihre Kleidung aus. Dann stellte er sich neben die Leichen, die er auf Plastikplanen gelegt hatte und betrachtete die beiden ein Weilchen. Schließlich schraubte er den Deckel von dem Gefäß ab und machte sich an die Arbeit. Er benetzte ihre Gesichter mit der Säure und sah zu, wie diese sich in die Haut fraß. Anschließend bearbeitete er auch noch ihre Zähne und Hände mit der Säure. An Anatolijs Schulterblatt entdeckte er ein kleines Tattoo, das er ebenfalls verätzte. Als er sicher war, dass man die beiden nicht mehr identifizieren konnte, packte er die Leichen einzeln in die Plastiksäcke und schleifte sie nacheinander die fünfundvierzig Meter bis zum Strand. Er ging in der Dunkelheit zurück zu seinem Wagen und holte eine neue, scharf geschliffene Axt aus dem Kofferraum und wanderte zurück. Am Strand neben dem Wasser trennte er Claire den Kopf mit einem einzigen Schlag ab und dann auch noch die Arme in Höhe der Ellenbogen. Bei den Beinen benötigte er etwas länger, doch schließlich war er nach elf Schlägen mit seiner Frau fertig und widmete sich Anatolijs Leiche. Dessen Kopf wollte nicht so leicht abgehen, genauso wie seine Arme. Auch bei seinen Beinen brauchte er länger als bei Claire. Er benötigte siebzehn Schläge. Als er fertig war, packte er die Körper wieder in die Plastiksäcke, legte die Extremitäten und die Köpfe dazu und hievte alles in ein altes Fischerboot, das zu dem Ferienhäuschen gehörte. Er war trotz der kühlen Abendluft fast vollständig durchgeschwitzt. Er stieg ins Boot und ruderte dann aufs offene Meer hinaus. Er hatte nur wenige Probleme mit dem Wellengang, da er sich mit dem Meer auskannte. Er war ein leidenschaftlicher Hobbysegler. Er fuhr zu einer Stelle, von der er wusste, dass zwei ins Wasser gefallene Körper von der Strömung weiter hinausgetrieben wurden und weit genug vom Ferienhaus entfernt wieder angespült wurden, wenn von ihnen bis dahin überhaupt noch was übrig war. Er ließ die schwarzen Müllsäcke in den Atlantik gleiten, warf den leeren Behälter der Salpetersäure und die neu gekaufte Axt hinterher, bekreuzigte sich halbherzig und ruderte dann zurück. Dabei wäre er zweimal um ein Haar gekentert, da das Meer zunehmend rauer wurde. Es kündigte sich ein Sturm an.
Er war erschöpft und müde, als er am Strand ankam. Zuerst säuberte er das Boot und den blutigen Strandabschnitt, dann schlüpfte er in einen
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