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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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alleine. Nein, es ist besser, wenn sie das Haus wirklich nicht verlässt. Aber sie muss etwas anderes tun. Sie kann nicht hier sitzen bleiben und warten, bis der Einbrecher sie entdeckt.
    Sie denkt fieberhaft nach. Ihre Gedanken überschlagen sich. Sie will hier raus. Sie kann nicht einfach hier am Boden kauern und zuhören, wie da ein Wahnsinniger im Wohnzimmer rumwühlt. Und überhaupt: Was ist, wenn er in
dieses
Zimmer auch noch rein will?!
    Evelyn sieht sich panisch um. Da hat sie eine brillante Idee: Sie muss Tom auf seinem Handy anrufen und beten, dass er es eingeschaltet hat.
    Sie richtet sich auf und schleicht zum Schreibtisch ihres Onkels hinüber. Da steht sein altes, glänzend schwarzes Telefon. Evelyn nimmt den Hörer ab und beginnt, die altmodische Wählscheibe so leise wie möglich zu drehen. Erst als sie den Hörer fest ans Ohr presst, erinnert sie sich, dass das Telefon schon seit etlichen Jahren kaputt ist. Es ist nicht einmal angeschlossen, doch Henry konnte sich von dem alten Apparat nicht trennen. Er fand es dekorativ.
    Nur, dass eine
Dekoration
jetzt auch nicht weiterhilft.
    Evelyns Hand verkrampft sich.
    Es ist nichts zu hören.
    Kein Tuten.
    Kein einziger verdammter Laut.
    Sie flucht innerlich und legt den Hörer wieder auf.
    Was jetzt?
    Das einzige funktionierende Telefon steht im Flur. Aber von dort aus zu telefonieren ist völlig unmöglich.
Ausgeschlossen
. Das wäre womöglich der reine Selbstmord. Sie muss rauf in ihr Zimmer, zu ihrem Handy. Und zu Catherine. Hoffentlich schläft sie.
    Sie konzentriert sich angestrengt auf die Geräusche, die aus dem Wohnzimmer kommen. Sie ist fest entschlossen, nach oben zu gehen. Also bewegt sie sich wieder zur Tür und öffnet sie einen Spalt breit. Sie kann von ihrer Position aus nicht ins Wohnzimmer sehen und erkennen, was sich dort abspielt, nur einen schwachen Lichtschein kann sie von Zeit zu Zeit im Flur auf und ab hüpfen sehen.
    Der Einbrecher ist beschäftigt.
    Dann mal los.
    Evelyn schlüpft aus ihren Hausschuhen, da diese zu viel Lärm verursachen würden. Aber jetzt ist sie barfuß. Mit nackten Füßen könnte man sie unter Umständen auch hören. Sie sieht sich verzweifelt um. Da fällt ihr Blick in der Dunkelheit auf die Kommode, die hinter dem Schreibtisch unter dem Fenster steht. Sie schleicht sich noch einmal ans andere Ende des Zimmers und zieht vorsichtig und unter höchster Anspannung eine der unteren Schubladen auf. Da findet sie, was sie sucht: Drei Paar dicke Wollsocken. Ihr Onkel hatte überall im Haus Wollsocken deponiert, da er häufig kalte Füße hatte und sich nicht ständig auf die Suche nach warmen Socken machen wollte.
    Sie nimmt ein Paar heraus und zieht es über ihre nackten Füße. Dann macht sie vorsichtig die Tür noch ein Stückchen weiter auf und wagt sich in den düsteren Flur.
    Das Herz hämmert ihr bis zum Hals und sie spürt das Blut in ihren Schläfen pochen.
    Vier, fünf Schritte, dann würde sie sich auf gleicher Höhe mit dem Wohnzimmer befinden. Sie kann trotz ihrer Furcht einfach nicht widerstehen. Obwohl sie sich durchaus bewusst ist, dass jemand im Haus ist, versetzt ihr der Anblick des Einbrechers, der mit dem Rücken zu ihr vor dem Schrank steht und darin herumwühlt, solch einen Schrecken, sodass ihr ganz schlecht wird. Dann wird sie von einer unbändigen Wut gepackt. Sie widersteht jedoch der Versuchung, eine der Vasen, die auf der Kommode neben der Tür stehen, zu packen und ihm diese über den Schädel zu ziehen. Sie weiß, dass sie den Kürzeren ziehen würde.
    Ein paar hundert Schritte und panische Herzschläge später, steht sie endlich vor der Tür ihres Schlafzimmers.
    ***
    Es ist schon weit nach Mitternacht, als Tom äußerst unsanft aus dem Schlaf gerissen wird. Sein Handy surrt in der offenen Nachttischschublade vor sich hin. Er zieht sich das Kissen vom Kopf und kämpft sich durch Unmengen von Stoff, bis er sein Telefon erreicht.
    „Was?“, knurrt er mürrisch.
    „Hi, Tom!“, plappert Steve putzmunter drauflos.
    „Was willst du denn schon wieder?“ Tom ist verärgert.
    „He, noch freundlicher geht’s nicht, oder?“ Steve ist leicht gekränkt.
    Tom gähnt. „Hast du wenigstens Neuigkeiten für mich?“
    Steve lacht. „Ha!
Jede
Menge
sogar!“
    „Dann schieß los.“
    „Also, erstens: Dein Vater ist immer noch in der Firma.“
    „Was soll daran neu sein?“
    „Warte doch mal!“, beschwert sich Steve. „Er ist doch nur deswegen noch da, weil Rusty
nicht
da ist.“
    Tom

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