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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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an den Tisch. Dann öffnet sie die vergilbte Schachtel und holt Holzfiguren und ein Schachbrett hervor. „Sehen Sie sich mal die an“, sagt sie und hält Tom die Figuren unter die Nase. „Die hat mein Vater selbst geschnitzt, als er so alt war wie Sie jetzt.“
    Tom bewundert die ordentliche Schnitzerei gebührend und das macht Catherine glücklich. Dann beginnt sie, Tom das Spiel mit Eifer zu erklären. Als sie nach einer Weile die ersten Partien gegeneinander spielen, muss sie herzlich über Toms charmante Talentlosigkeit lachen, wenn er ein ums andere Mal die verschiedenen Figuren verwechselt oder angestrengt darüber nachdenken muss, ob er nun wirklich Schachmatt ist oder nicht oder wenn er Catherines raffinierte Spielzüge versucht nachzuvollziehen.
    Sie amüsiert sich königlich. Ihre Augen leuchten. Und Tom bringt sie richtig zum Lachen.
    Er hat sie bis jetzt noch nicht wirklich lachen sehen. In letzter Zeit hat sie aber auch nicht viel Anlass dazu gehabt.
    Catherine hat Tom schon zum x-ten Mal geschlagen, als sie aufhören. Es ist schon nach sieben.
    Toms Augen glitzern. „Ich bin zwar noch ein totaler Anfänger, aber ich finde, Sie spielen wirklich gut“, sagt er anerkennend zu ihr.
    Catherine sagt bescheiden: „Nach fünfzehn Jahren im Schachklub, glaube ich ist das kein Wunder mehr.“
    Tom hebt erstaunt eine Augenbraue. „Ach ja?“
    Catherine sammelt die kostbaren Figuren ihres Vaters zusammen und lächelt. Dann sagt sie: „Ich werde jetzt das Abendessen zubereiten. Wären Sie bitte so nett und würden mir die Schachtel wieder ins Haus tragen?“
    Tom steht auf, ergreift das Pappding und folgt ihr ins Haus. Sie sagt ihm, er solle sie im Wohnzimmer in den Schrank stellen. Als er in die Küche kommt, fragt Catherine ihn: „Aber
Mensch ärgere dich nicht
können Sie schon spielen, oder?“
    „Ich denke schon.“
    „Gut.“ Catherine begibt sich an die Arbeitsplatte und beginnt energisch auf eine Gurke einzuhacken.
    ***
    Evelyn hat sich nach dem Gespräch mit Tom im Arbeitszimmer ihres Onkels verkrochen. Sie hatte das dringende Bedürfnis, eine Weile allein zu sein. Allein mit sich und ihren Gedanken.
    Evelyn hält sich gelegentlich gerne in Henrys Arbeitszimmer auf. Im Gegensatz zu Catherine. Nach Henrys Tod hat sie sein düsteres Büro nur drei Mal betreten. Das erste Mal, als Bess zur Haustür rein, durch den Flur und ins Zimmer gerannt ist und sich in seinen Bürostuhl gesetzt hat. Das zweite Mal hat sie das Fenster geöffnet, weil es irgendwie muffig gerochen hat und das dritte Mal (das war am selben Tag) musste sie das Fenster wieder schließen, weil es ein Gewitter gab.
    Evelyn ist gerne dort. Es ist leise und sie hat ihre Ruhe. Auch vor ihrer Tante. Außerdem kann sie sich dort ihren Onkel besser vorstellen, wie er am Schreibtisch sitzt und seine Zigarre raucht. Wenn sie im Zimmer ist und die Augen geschlossen hat, ist ihr manchmal, als wäre er auch dort. Dann fühlt sie sich geborgen und vergisst die Welt um sich herum.
    Evelyn setzt sich in den abgewetzten Sessel ihres Onkels und genießt erst einmal die Stille. Dann schaltet sie seinen uralten Computer ein und öffnet das E-Mail-Programm.
    Sie schreibt folgende Nachricht:
     
    Von an :
     
    Hi Rajesh,
    schon lange nichts mehr von dir gehört. Ich hoffe, sie haben dich nicht beim Hacken erwischt.
    Aber ich will gleich zum Geschäftlichen kommen. Ich bräuchte ein paar Infos über eine Person. Könntest du bitte über Mr. Thomas Hunt recherchieren? Du weißt schon, einfach ein bisschen rumstöbern und so. Ich weiß nur, dass er Bodyguard ist, in New York City lebt und für
Hunt-Security-Service
arbeitet. Ich brauche alles über ihn, was du kriegen kannst. Wäre das möglich?
    Vielen, vielen Dank. Du hast was gut bei mir.
    Bye, Evy
     
    Dann sieht sie in ihr E-Mail-Postfach. Sie hat dreiundvierzig neue Mails. Den Großteil davon löscht sie sofort, ohne auch nur einen Blick hineinzuwerfen. Die anderen Mails speichert sie unter ‚interessant’, ‚beantworten’ und ‚vielleicht beantworten’. Stichprobenartig öffnet sie eine E-Mail aus der Rubrik ‚vielleicht beantworten’ und kann lesen:
     
    Liebe Evelyn!
    Für unsere neue, demnächst erscheinende Ausgabe unserer monatlichen Zeitschrift hätten wir die Bitte an Sie, unseren Leserinnen exklusiv die neuesten Diättipps und –trends der Stars zu verraten.
    Es grüßt Sie herzlich

Moira Jones
     
    Ihr könnt mich mal, denkt sich

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