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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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selbst noch Wein nach. Dann setzten sie sich wieder gegenüber an den Esszimmertisch.
    „Also, dann mal guten Appetit“, sagt Tom.
    Dann beginnen sie mit dem Essen. Obwohl sich ihre Geschmacksnerven noch immer nicht richtig erholt haben, schmeckt es ausgezeichnet. Keine Spur von zu viel Salz. Und die Nudeln haben auch noch Biss.
    Eine Weile essen sie schweigend. Dann blickt Evelyn von ihrer Pappschachtel auf und sagt: „Sie sind mit Sicherheit viel zu bescheiden, um es zuzugeben, aber ich habe den Verdacht, dass Sie ziemlich gut kochen können.“
    Tom grinst still.
    „Was?“
    Er grinst noch breiter. „Ich habe eine Ausbildung zum Koch gemacht.“
    „Echt? Mist, das hätte ich mir doch gleich denken können.“
    „Na ja, aber beendet habe ich sie nicht.“
    Evelyn lässt ihre Gabel sinken und blickt ihn höchst erstaunt an. Dann lacht sie amüsiert auf und legt ihren Kopf mit den nach allen Seiten abstehenden Haaren schief. „Das glaube ich Ihnen jetzt aber nicht, Tom.“
    Tom lacht ebenfalls. „Es ist aber so. Ich habe die Ausbildung begonnen und nach einem halben Jahr schon wieder geschmissen.“
    „Wieso?“
    „Ich weiß es nicht so genau. Ich habe vorher auch schon andere Ausbildungen begonnen und nachher noch weitere. Natürlich habe ich die meisten nicht abgeschlossen. Ich konnte mich einfach nicht
entscheiden
.“ Er blickt in die Flamme der flackernden Kerze. „Ich bin ein sehr unentschlossener Mensch und wichtige Entscheidungen stellen mich regelmäßig vor Herausforderungen.“
    „Hm.“ Evelyn zerknüllt eine Serviette zwischen ihren Fingern. „Ich habe zwar studiert, aber auch nicht fertig. Ich bin im Grunde genauso unentschlossen wie Sie.“
    „Was für ein Glück. Ich dachte schon, ich sei der einzige unentschlossene Mensch auf diesem Planeten. Was haben Sie studiert?“
    Sie wickelt noch mal Nudeln um ihre Gabel. „Medizin.“
    Tom sieht sie interessiert an. „Wow. Das ist mit Sicherheit spannend.“
    „Durchaus. Aber es war einfach nicht das Richtige.“ Sie trinkt einen Schluck Wein. „Haben Sie auch etwas studiert?“
    Tom bläst die Luft aus seinen Backen. „Ich habe ziemlich viel ausprobiert. Von Automechaniker bis Bankkaufmann war einiges dabei. Studiert habe ich aber nur Jura.“
    „Warum haben Sie es nicht abgeschlossen?“
    „Weil es mir nach einer gewissen Zeit irgendwann zu blöd wurde. Ein Studium ist nichts für mich.“ Er nimmt sich ein Stück Olivenbrot. „So wie der ganze andere Scheiß auch. Ich habe nie das richtige gefunden.“
    „Da kann ich Sie verstehen.“ Sie denkt kurz nach. „Ich persönlich weiß gar nicht so genau, warum ich mein Studium abgebrochen habe. Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund.“ Sie lächelt und sieht in ihr Weinglas. Nach einer Pause sagt sie ernst: „Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich nicht auf Leben und Tod entscheiden
will
und auch nicht
kann
. Und das ist es doch, was Ärzte im Endeffekt tun.“ Sie blickt Tom in die Augen. „Ich kann nicht einfach so zwischen Leben und Tod stehen. Das
kann
ich nicht. Das ist mir fast zu spät aufgefallen.“
    „Seien Sie froh, dass Sie es überhaupt gemerkt haben“, sagt Tom. „Bevor Sie noch unglücklich geworden wären.“
    Evelyn sieht ihn ohne ein Wort zu sagen an und nickt dann. „Vermutlich. Aber genau da kommt auch noch ein anderer Faktor ins Spiel: Die Liebe.“ Ihre Lippen umspielt ein leises Lächeln. „Als ich Jack kennen gelernt habe, war ich noch mitten im Studium. Eines Tages ist er mit der verrückten Idee angekommen, ich könnte doch bei seinem Vater einsteigen. Er war der Meinung, ich hätte eine tolle Figur. Nein, seine Worte waren: ‚Baby, du hast einen
mordsmäßigen
Körper!’.“ Sie beginnt zu lachen. „Sein Vater war derselben Meinung. Er hat gemeint, er bräuchte ein wirklich hübsches Gesicht für eine Modekampagne und wen hätte er schon billiger haben können als mich? Also habe ich die Gelegenheit ergriffen, mein Studium geschmissen und Werbung für seine Mode gemacht. Zwei Monate später hatte ich eine Agentin, einen Manager, einige Konkurrentinnen und neben Jeans Vertrag noch vier andere in der Tasche.“
    „Eine gute Entscheidung“, meint Tom und deutet mit seiner Gabel auf die Fotos, die noch immer mitten auf dem Tisch liegen.
    „Das Studium zu schmeißen war das beste, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe“, bestätigt Evelyn, lächelt und stochert in ihren Spaghetti herum. „Auch wenn ich jetzt wieder an einem Punkt bin, an dem ich

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