Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
Vom Netzwerk:
pulverisierte Paprika“, fügt sie noch hinzu. Ihre ganze Mundhöhle fühlt sich an, als würde sie in lodernden Flammen stehen.
    Etwas Chilipulver? Ich glaube kaum, dass drei Teelöffel davon als
etwas
gelten. Und was ist mit dem Paprikapulver? Wie viele Löffel waren das?
    Sie zieht die Nase hoch und spießt die Gabel noch mal in die Spaghetti. Dann lässt sie sie wieder sinken und trinkt noch Wein. „Oh, verdammt“, sagt sie, „das ist so unglaublich scharf. Und scheiße salzig.“ Ihr Gaumen ist wie abgestorben. „Das Essen ist voll mies.“
    Tom meint zögernd: „Also, mies würde ich es nicht nennen …“ Er holt Luft und lächelt Evelyn schwach zu, die ihn mit zweifelnder Mine über den Tisch hinweg anschaut. Er hat einen ganz roten Kopf.
    Er versucht es noch mal mit ein paar Nudeln, die von der Soße nichts abbekommen haben, doch als die Gabel schon fast an seinem Mund angekommen ist, lässt er sie wieder sinken und das salzige Zeug klatscht zurück auf seinen Teller. Er schiebt ihn von sich und starrt ihn mit ziemlich feindseliger Mine an.
    Evelyn steht ruckartig auf und räumt die noch immer fast vollen Teller weg. Sie knallt sie auf die Küchenplatte. Dann hebt sie den Deckel vom Topf mit der Tomaten-Chili-Paprika-Soße an und riecht daran. „Mist. Die Soße ist so schlimm!“
    „Nein“, sagt Tom mit nur wenig Überzeugung in der Stimme. „So schlecht ist sie gar nicht mal.“ Die nach Totem Meer schmeckenden Matschnudeln erwähnt er lieber erst gar nicht. Er will sich nicht unnötig streiten.
    „Weniger von dem scharfen Zeug hätte der Soße aber trotzdem sicher gut getan.“
    „Ich hätte Sie
doch
mitkochen lassen sollen!“
    „Das wäre eine Möglichkeit gewesen.“
    „Warum haben Sie nicht darauf bestanden?“, meint sie vorwurfsvoll.
    „Das hier ist
Ihre
Küche, ich bin
Ihr
Gast und außerdem wollten
Sie
alleine hier herumpfuschen.“
    „Na toll“, sagt sie und schiebt die Töpfe auf der Herdplatte herum. „Und was sollen wir jetzt machen? Ich habe Hunger.“
    Tom steht auf und geht zum Herd hinüber und lehnt sich neben sie an die Arbeitsplatte. „Wie wäre es, wenn wir Ihre Tomaten-Chili-Spezialsoße einfach vergessen würden und ich Ihnen stattdessen eine neue hinzaubere?“
    Evelyn schnaubt verächtlich und verschränkt die Arme. „Tun Sie doch nicht so scheinheilig. Sie wissen genauso gut wie ich, dass die Nudeln nur noch ein einziger salziger Matsch sind und höchstens meinen Hühnern schmecken. Wenn
überhaupt
.“
    „Okay, Sie haben Recht, Evelyn. Sie sind mit Abstand die schlechteste Köchin, die ich mir vorstellen kann. Beruhigt Sie das?“
    „Und wie. Trotzdem habe ich aber auch noch Hunger.“
    „Ja, ich auch. Aber ich schätze, etwas Neues zu kochen, wird wahrscheinlich etwas zu lange dauern…“
    Evelyn verschwindet schnurstracks im Flur. „Wir bestellen einfach etwas“, ruft sie in die Küche.
    Tom dreht sich um und beugt sich noch einmal über die Töpfe. „Äh, ja … Das wird wohl das Beste sein.“
    „Was möchten Sie essen, Tom?“, ruft sie. „Griechisch, Indisch, Chinesisch oder lieber doch Italienisch?“
    „Italienisch ist perfekt“, antwortet er und wirft einen Blick in Evelyns Soße. Dann geht er durch die Küche und bleibt am Türrahmen stehen. Evelyn steht an der Wand vor der Kommode und hat den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt. Mit den Händen blättert sie in einem zerfledderten Telefonbuch. Dann tippt sie eine Nummer in den alten Apparat und sieht wieder auf. Sie lächelt Tom an, der am Holz des Türrahmens lehnt. „Was wollen Sie denn essen?“, fragt sie.
    „Hm … wie währe es mit … Spaghetti?“ In seinen Augen blitzt der pure Spott auf.
    Evelyns Augen verengen sich leicht. „Einverstanden. Ich nehme das gleiche … Äh … ja, hallo.“ Sie wendet sich dem Telefonapparat zu. „Guten Abend. Ich möchte Essen bestellen“, sagt sie. „Liefern Sie auch?“ Sie hält inne und lauscht demjenigen am anderen Ende des Apparates. „Ah, gut. Dann hätte ich gerne Spaghetti für zwei Personen.“ Sie hört dem anderen wieder zu. „Und wie sieht’s mit der Soße aus?“, fragt sie und blickt Tom mit einem hinterhältigen Grinsen an. „Haben Sie auch eine extra scharfe Soße mit Chili?“
    ***
    „Hm … wie das duftet!“ Tom reibt sich die Hände.
    „Die Nudeln sind mit normaler Tomatensoße. Sie hatten keine Chilis mehr“, sagt Evelyn schmunzelnd und öffnet die beiden Pappschachteln. Tom gießt Evelyn und sich

Weitere Kostenlose Bücher