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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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Gewürzpaprika.
    Das ist es!
    Sie schneidet die Tüte auf und schaufelt einen Teelöffel davon in die blubbernde Soße. Und dann (es soll ja schließlich auch nach etwas schmecken) streut sie noch einen Löffel hinterher.
    ***
    Tom kommt aus dem Keller zurück und stellt die beiden Weinflaschen auf der Kommode ab. Da macht er eine interessante Entdeckung: Zwischen all dem anderen Kram entdeckt er einige Fotoabzüge. Er nimmt sie aus dem Umschlag und betrachtet sie. Es handelt sich ausschließlich um Bilder von Evelyn von einem Fotoshooting. Mal ist sie voll bekleidet, dann hat sie nur Unterwäsche an.
    „Was machen Sie da?“ Evelyn steht hinter ihm und sieht ihn forschend an, während sie sich die Hände abtrocknet.
    Tom zögert.
Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?
„Ich sehe mir diese Fotos an“, sagt er dann und zeigt auf die Bilder in seiner Hand. „Ist das verboten?“
    „Ach, schon in Ordnung.“ Sie winkt mit einer Hand ab. „Wie finden Sie die?“, fragt sie nach einer Pause.
    „Ich finde, sie sehen perfekt aus“, sagt er und meint es auch so.
    „Na, die Fotos müssen ja
perfekt
aussehen“, sagt Evelyn mit einem leicht sarkastischen Unterton. „Schließlich werden sie digital überarbeitet. Und das so lange, bis wirklich alles perfekt ist. Auf diesen Bildern haben sie nicht nur meine Brüste größer gemacht, sondern sogar mein Tattoo entfernt.“ Sie schüttelt den Kopf und rührt wieder in ihrer Soße herum.
    „Sie haben ein Tattoo?“, wundert sich Tom.
    Evelyn lächelt. „Auf der Innenseite meines Knöchels. Und ich muss zugeben, dass ich es nicht wieder machen würde.“
    Evelyn mit Tattoo? Das kann sich Tom nur schwer vorstellen.
    Zwei Minuten später ist das Essen fertig.
    Tom hat schön aufgedeckt. Er hat sogar eine dicke Kerze gefunden und angezündet.
    „Ich konnte mich nicht entscheiden welchen Wein ich nehmen soll“, sagt er und hält ihr zwei staubige Flaschen hin. „Sie passen beide hervorragend zu Nudelgerichten. Welchen möchten Sie?
Zinfandel
oder
Chardonnay
?“
    Evelyn hat einen Schöpflöffel in der Hand und blickt die beiden Weinflaschen an. „Ah, alles beide kalifornische Weine“, sagt sie augenzwinkernd. „Ich glaube, ich nehme … hm …
rot
“, sagt sie langsam und geht wieder zurück zum Herd.
    „Gute Wahl“, meint Tom, „
Zinfandel
passt immer.“
    Evelyn klatscht in jeden der zwei Teller eine Portion matschiger Totes Meer-Nudeln. Dann verteilt sie darüber großzügig ihre Tomaten-Chili-Paprika-Soße. Anschließend nimmt sie die Teller und stellt eines vor Tom ab.
    „Wow“, sagt er und zieht genüsslich den Duft der Soße ein. „Das sieht wirklich toll aus“, lobt er.
    Evelyn ist zufrieden. „Das finde ich auch.“ Sie hat nicht gedacht, dass sie heute Abend etwas Essbares zustande bringen würde.
    Tom nimmt einen Schluck vom Wein. Er denkt: Dafür, dass er aus dem Supermarkt ist, auf dem noch immer vorhandenen Etikett £4,99 draufsteht und er seit Jahren permanent falsch gelagert wurde, schmeckt er gar nicht mal so übel. Vorausgesetzt, man schenkt dem korkigen Geschmack keine allzu große Aufmerksamkeit.
    Tom nimmt eine Gabel voll Spaghetti. Also, Nudeln kann man auf jeden Fall tot kochen, geht es ihm durch den Kopf, als er die Gabel zum Mund führt.
    Evelyn sieht ihm kurz erwartungsvoll zu und nimmt dann selbst eine Gabel voll.
    „Prima“, sagt er und kaut die zerkochten Nudeln mit der feuerroten Evelyn-Spezial-Soße. Doch fast im selben Augenblick ändert sich sein Gesichtsausdruck schon wieder schlagartig. Er starrt mit unbeweglichem Gesicht in seinen Teller, kaut langsam und schluckt schwer, kaut noch einmal und schluckt wieder. Seine Finger haben sich krampfhaft um das Besteck geschlossen. Er fixiert sein Weinglas ein paar Sekunden lang und lässt die Luft geräuschvoll aus seinem Mund entweichen. Schließlich hält er das Feuer in seinem Rachen nicht mehr aus und greift nach dem Glas und kippt den Inhalt in einem Zug hinunter. Seine Nase fängt fast zur gleichen Zeit an zu laufen.
    Evelyn schnieft ebenfalls gut hörbar. Die Schärfe treibt ihr Tränen in die Augen.
    Scheiße, scheiße, ist das scharf.
    Sie lässt ihre Gabel sinken und spült das unangenehme Brennen mit Wein hinunter. Ihr Zahnfleisch schmerzt unbeschreiblich.
    „Das ist verdammt scharf“, sagt Tom und füllt verzweifelt sein Weinglas noch mal nach.
    „Es ist etwas Chilipulver drin und auch getrocknete Chilis“, informiert sie ihn ziemlich mühsam. „Und

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