Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
Vom Netzwerk:
mir mehr über Ihre Mutter. Wie heißt sie?“
    „Margaret“, sagt er langsam. „Sie hat einen windigen Zahnarzt geheiratet und eine Tochter gekriegt. Meine Halbschwester müsste jetzt ungefähr … sechsundzwanzig sein, ich weiß es nicht genau. Ich habe sie in meinem ganzen Leben nur drei Mal gesehen. Das letzte Mal vor sechs Jahren.“ Auf seinem Gesicht liegt nicht gerade ein glücklicher Ausdruck.
    „Und warum sehen Sie Ihre Schwester so selten?“
    „Ach, wissen Sie … Ich habe im neuen Leben meiner Mutter einfach keinen Platz mehr. Und in dem meiner Schwester somit auch nicht. Ich halte mich lieber fern.“
    „Möchten Sie über etwas anderes reden?“
    „Ja, bitte.“
    „Okay.“ Evelyn überlegt. Dann meint sie: „Und, haben Sie eine Frau oder Kinder?“
    Tom schüttelt den Kopf. „Nein. Ich bin nicht verheiratet, nicht geschieden und habe auch keine Kinder. Meine letzte Freundin hat mich übrigens kurz vor meiner Abreise abserviert.“
    „Ich hoffe, ich war nicht der Grund dafür?“ Evelyns Augen lächeln.
    „Nicht direkt. Eher war es mein Beruf insgesamt.“
    „Wie das?“
    „Nun ja, sehen Sie, Frauen wollen nun mal mit Männern zusammen sein, die ihnen eine gewisse Sicherheit bieten können. Die morgens die Wohnung verlassen, abends wieder nach Hause kommen und die am Wochenende auch anwesend sind. Als Bodyguard ist das was anderes. Ich verlasse morgens die Wohnung und betrete sie manchmal mehrere Wochen lang nicht mehr, weil ich beruflich irgendwo ganz anderes bin.“ Er schenkt sich noch mal Wein nach. „Und dann ist da auch noch das Problem mit dem Risiko. Keine Frau heiratet gerne einen Mann, der schon zwei Tage später von Kugeln durchlöchert werden könnte.“
    „Aber das ist nicht bei allen Frauen so.“
    „Aber bei allen, die ich bis jetzt kennen gelernt habe.“ Er grinst schief. „Außerdem bin ich ziemlich faul, was den Haushalt angeht. Bei mir kann es schon mal sein, dass zwei oder drei Wochen lang die Wohnung nicht gesaugt, das Bett nicht gemacht und das Geschirr nicht abgespült ist. Das mag auch nicht jede Frau.“
    Evelyn lacht. „In diesem Punkt muss ich Ihnen Recht geben.“
    Dann sagen sie für eine Weile nichts mehr. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach, bis Tom unvermittelt die eine Frage stellt, die er ihr schon so lange stellen wollte: „Und Sie?“
    Evelyn sieht vom Herd weg. „Was?“
    „Haben Sie einen Freund oder so? Kinder?“
    Evelyn schüttelt ihren Kopf. Dann meint sie langsam: „Sie wollen auf Jack hinaus, nicht wahr? Nun, da kann ich Ihnen sagen, dass er mich schon vor zwei Jahren sitzengelassen hat und seitdem nie wieder was von sich hat hören lassen. Und von mir aus kann er auch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich habe lange genug darauf gewartet, dass er vielleicht eines schönen Tages wieder zur Vernunft kommt. Ich mag nicht mehr. Außerdem werde ich auch nicht jünger. Genügt Ihnen das?“
    „Nein. Ich meine … doch. Das genügt. Sorry.“
    „Wollen Sie über Ihren Vater reden? Ich wusste wirklich nicht, dass Sie für ihn arbeiten.“
    „Da gibt’s eigentlich nichts zu sagen. Wir verstehen uns nicht besonders gut.“
    „Warum nicht?“
    Tom seufzt und fährt sich durch die Haare. „Ich bin der größte Unfall seines Lebens. Er glaubt, meine Geburt hätte seine komplette Lebensplanung ruiniert.“
    „Hm.“ Evelyn überlegt kurz. „Dann wohl lieber über Ihren Stiefbruder. Rusty. Ist er auch Bodyguard?“
    „Nein. Seit kurzem ist er Geschäftsführer der Firma. Ich möchte nicht über ihn sprechen.“
    „Gut. Dann hätte ich keine Fragen mehr.“
    Den Rest des Abends verbringt Tom damit, im Bett zu sitzen, Radio zu hören, Cola zu trinken und mit seinem Vater E-Mails hin und her zu schreiben.
     
    Von an :
     
    Dad, was weißt du über Jean Dupont?

Tom
     
    Von an :
     
    Willst du schon wieder Unfrieden stiften? Mach einfach deinen Job und misch dich nicht in Sachen ein, die dich nichts angehen.
    P.S.: Du hältst mich von meiner Arbeit ab.
     
    Von an :
     
    Dad, ich bin gerade dabei, meinen Job zu machen. Ich sitze hier am Arsch der Welt und versuche, einen Verrückten zu finden.
    Also, ich will alles wissen, was du über Dupont weißt. Woher kennst du ihn? Es ist wichtig.
    T.
    P.S.: Du solltest sowieso

Weitere Kostenlose Bücher