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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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feiern?“
    Dass Milly betrunken ist, ist seit dem Einbruch vor zwei Tagen sein Dauerzustand. Er kichert gluckernd. „Nein“, lallt er, „eigentlich nicht.“
    „Wieso trinkst du dann?“ Milly wird wütend betrachtet. „Du bist echt ein armer, versoffener Idiot.“
    Milly lacht dümmlich und übertrieben. „Ein armer Idiot? Hahaha!“
    „Ach, halt doch die Schnauze“, sagt der Lederschuhmann barsch.
    Millys Antwort fällt unverständlich aus. Dann aber rafft er sich noch einmal auf und sagt mit alkoholschwerer Zunge: „Und was is’n jetzt mit meinem Geld? Ich habe getan was du wolltest. Ich will mein versprochenes Geld
jetzt
haben!“
    Das mit dem Geld ist schwierig. Der Mann mit den Lederschuhen hatte eigentlich nie vor, es ihm zu geben. So viel, wie er Milly versprochen hat, ist dieser in seinen Augen gar nicht wert.
    „Milly, du bekommst dein Geld. Aber nicht jetzt. Ich hab’s nicht dabei.“
    „Hey, das ist wirklich wichtig“, lallt Milly und sieht aus, als könnte er jede Sekunde in Tränen ausbrechen. „Der Albaner ist immer noch hinter mir … hinter mir … hinter mir her.“ Er schluckt und hält sich noch immer am Waschbecken fest. „Außerdem will ich nicht mehr für dich arbeiten. Ich mag nicht mehr. Okay?“ Hoffnungsvoll sieht Milly auf und muss schon wieder kichern.
    Das wird ja immer besser, denkt der andere und ein Fuß mit einem schwarzen Schuh beginnt am Fußboden zu tippen. „Weist du was, mein Freund?“, sagt er.
    Milly hört auf zu kichern. Selbst durch den Schleier aus Bier, Schnaps und Whiskey, der vor seinem Hirn henkt, hat er das Wort
Freund
ganz genau gehört.
    Freund
, geistert es durch seinen angeschlagenen Schädel,
Mein
Freund
.
    Sein letzter wirklich guter Freund, war Johnny Brown. Milly hat ihn gemocht, aber seine Frau nicht, weil er auch im Gefängnis gesessen hat. Gemeinsam mit Milly. Und jetzt ist Johnny tot. Und Milly hat keinen guten Freund mehr.
    Aber jetzt sind da die schönen Lederschuhe. Und sie haben gesagt, dass er ihr
Freund
ist.
    Millys Gehirn läuft trotz hoher Promillezahl auf Hochtouren.
    „Dein
Freund
?“, stammelt er mit weit aufgerissenen Augen.
    Die schwarzen Schuhe aus echtem Leder kommen noch einen Schritt näher. Sie sind jetzt sehr, sehr nahe. Gefährlich nahe. Aber das weiß Milly nicht.
    „Ja, ich bin dein Freund. Was hast du denn gedacht?“, kommt die schmeichelnde Antwort. Man muss nicht unbedingt psychologische Kenntnisse haben, um Milly damit einzulullen.
    „Du hast schon so viel für mich gemacht. Die ganze Drecksarbeit, da kann ich dich doch einen Freund nennen, oder nicht?“
    Milly nickt eifrig und währe beinahe unter dem Waschbecken verschwunden. Er klammert sich nun mit beiden Händen daran fest und hat Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    „Mein Freund“, sagen die Lederschuhe ein weiteres Mal die magischen Worte, „lass dich umarmen für deine tollen Leistungen und dafür, dass du immer für mich da warst, als ich deine Hilfe gebraucht habe.“
    Das lässt sich Milly nicht zweimal sagen. Er löst seine Hände vom kühlen Waschbecken und stürzt mit ausgebreiteten Armen torkelnd auf den anderen Mann zu.
    Wäre Milly nicht so besoffen gewesen, hätte folgendes Szenario mit großer Wahrscheinlichkeit nicht stattgefunden:
    Eine kräftige Hand ergreift ihn. Sie schmettert ihn auf den harten und kalten Fliesenboden. Als Milly seinen schweren Kopf anheben möchte, um nicht nur die kahle Decke der Herrentoilette zu sehen, wird er an den Beinen in eine andere Richtung gezogen, weg von den Waschbecken.
    Milly denkt: Aber was macht er denn? Er ist doch jetzt mein Freund!
    Dann wird er herumgedreht. Er kann sie sehen. Die teuren Schuhe. Schwarz, glänzend mit ein paar Schlammspritzern. Echtes Leder. Bestimmt gute Qualität. Solche konnte er sich nie leisten, nicht mal für seine Frau, diese Schlampe. Dann sieht er durch den dichten Alkoholdunst die Toilette vor sich. Eine dieser ekligen, schauderhaften Klos, wie es sie in manchen Pubs gibt. Er erschaudert. Aber sein stark umnebeltes Gehirn hat keine Zeit mehr, den Befehl zum Schreien an seine Stimmbänder zu schicken.
    Die kräftige Hand ergreift seinen Kopf, hebt ihn an und presst ihn mit Gewalt in die mit Wasser gefüllte Kloschüssel. Dann wird die Klospülung betätigt.
    Als der zappelnde Körper seinen schwachen und aussichtslosen Kampf aufgegeben hat und nur noch schlaff herumhängt, lassen die starken Hände den nassen Kopf los. Der tote Körper gleitet an der anderen

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