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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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Seite der Toilette hinunter und bleibt regungslos auf den Fließen liegen.
    Die Hände wischen den Schmutz, der an ihnen klebt, mit einem Stück Klopapier ab.
    Der Mann räumt mit seinen Lederschuhen den einen Arm von Milly beiseite. Er wird ihn in der Themse abladen. So abgefüllt wie der war, wird es jeder für einen tragischen Unfall halten oder höchstens für Selbstmord.
    Ja, wirklich, sehr tragisch.
    Ein weiterer junger Mann besoffen in der Themse ertrunken.
    Ganz einfach. Kinderleicht. Wen kümmert es schon, dass dieser Nichtsnutz tot ist?

10. Kapitel
    News
    Strand-Morde

    Von R. Tyrone
     
    Die zerstückelten Leichen der Frau und des Mannes, die vor knapp drei Wochen an einem Strand im Norden Cornwalls entdeckt worden waren (Wir berichteten bereits.), konnten bis jetzt noch nicht identifiziert werden. Nach Angaben einer Sprecherin der Polizei, konnten die Toten weder aktuell vermissten Personen zugeordnet werden, noch habe eine gerichtsmedizinische Untersuchung konkrete Hinweise ergeben. Klar ist jedoch, dass die beiden Toten zuerst mit einem Messerstich in den Hals getötet worden waren, bevor man versucht hatte, das Gesicht der Frau mit einer stark ätzenden Flüssigkeit unkenntlich zu machen und die Gliedmaßen abgetrennt wurden.
    Unterdessen wurde ein 24-jähriger Tatverdächtiger wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem man ihn vor wenigen Tagen im Zusammenhang mit den Morden festgenommen hatte. Allerdings hat sich der Verdacht gegen den jungen Mann, einem Medizinstudenten aus Kairo, nicht bestätigt. Er befindet sich auf der Rückreise nach Ägypten.

11. Kapitel
    Sonntag, 18. Juli
     
    Tom wird von seinem Wecker aufgeweckt, der unangenehm neben seinem Kopf schrillt. Es ist erst acht Uhr morgens, aber Tom steht mit nur ganz wenig Murren auf. Das liegt zum einen daran, dass er erkannt hat, dass er soviel Murren, Brummen und Knurren kann wie er will, es interessiert sowieso keinen und zum anderen liegt es an der Tatsache, dass er bisher noch keine Zeit gefunden hat, seine Reisetasche mit dem Nötigsten zu packen, das er für den Kurztrip nach Berlin benötigt. Und das eilt ein klein wenig, denn ihre Maschine wird in etwas weniger als zwei Stunden abheben.
    Er zerrt eine seiner beiden Reisetaschen vom Sofa, die er noch immer nicht ganz ausgepackt hat, kippt sie über dem Bett aus und beginnt dann, sie mit den Dingen zu füllen, die er wirklich brauchen kann. Zahnpasta. Zahnbürste. Ach, hier ist der Kamm, den er schon gesucht hat. Unterhosen. T-Shirts. Deo. Deo? Ach, hier. Wo ist der Rasierapparat? Er blickt verwirrt auf die Ablage unter dem Minibadspiegel. Da ist nichts. Er sieht sich im ganzen Bad um – was nicht sehr aufwändig ist, da es nicht groß genug ist, für ein Rasierapparatversteck. Er kramt solange in allen möglichen Ecken, bis er seinen Rasierer gefunden und das Zimmer vollends in ein Schlachtfeld verwandelt hat.
    Aber nicht nur seine winzige Wohnung über der Garage der Williams’ ist so unordentlich und unaufgeräumt, dass man bei jedem Schritt auf etwas tritt und Gefahr läuft, sich das Genick zu brechen, sondern seine Wohnung in New York sieht mit Sicherheit noch katastrophaler aus. Und das, obwohl ihn seine Mutter jahrelang zu Ordentlichkeit erzogen hat. Als er noch ein Kind war, hat sie häufig versucht, ihn zum Aufräumen zu bewegen, indem sie sein gesamtes Spielzeug in Müllsäcke gesteckt hat, wenn er es wieder mal im ganzen Haus herumliegen ließ. Erzielen wollte sie damit eigentlich, dass er
ordentlicher
wurde, aber er fand es um einiges interessanter, herauszufinden, wie lange sie das mit den Müllsäcken wohl durchhalten würde, indem er umso mehr Spielzeug verteilte, je eifriger sie mit dem Müllsack hinter ihm herräumte. Irgendwann gingen ihr schließlich die Müllsäcke und der Platz auf dem Dachboden aus und sie kapitulierte erschöpft. Seit seiner frühesten Kindheit ist er somit der festen Überzeugung, Unordnung und Chaos stärke das Gehirn und das Erinnerungsvermögen, vor allem, wenn man sich jeden Tag aufs neue fragen muss, wo man dieses und jenes am Vortag hingeworfen hat. Das ist – neben seinen Kreuzworträtseln – seine tägliche Dosis Gehirnjogging. Sollte er eines Tages trotzdem an Demenz erkranken, kann er sich selbst keine Vorwürfe machen.
    Tom muss noch nach ein paar anderen Dingen außer dem Rasierapparat suchen, aber schließlich hat er seine kleine Tasche fertig zusammengepackt und ist nun bereit, sich anzuziehen. Er entscheidet sich für seine

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